DKE Innovation Campus 2023

Diskussionsrunde

| Milton Arias
18.07.2023 Veranstaltungsrückblick

DKE Innovation Campus 2023 Rückblick

Knapp 700 Teilnehmende verfolgten den DKE Innovation Campus 2023. Während 330 Personen nach Hanau kamen, waren die weiteren 340 Interessierten über den Livestream zugeschaltet.

Eine Hexagon-Bühne im Zentrum bildete den Rahmen für spannende, originelle und provokante Redner*innen. #Zuhören, #Mitreden, #Mitgestalten und #Respekt – das Credo nicht für diesen einen Tag. Für die Normung. Für uns als Gesellschaft. Und für eine bessere Zukunft.

Nur gemeinsam und mit einer produktiven Streitkultur werden wir es schaffen, die Vision der All Electric Society in der Realität umzusetzen. Speichertechnologien haben für die Elektrifizierung von Gebäuden, Industrie, Verkehr und Gesellschaft eine große Bedeutung. Und genau deshalb standen die verschiedenen Energiespeichertechnologien im Mittelpunkt der Veranstaltung.

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Alexander Nollau

Viel Raum für das Netzwerken mit Frühstück

Bereits gegen 8:30 Uhr wimmelt und summt das Foyer im Congress Park Hanau beim Networking Breakfast. Es ist eine spannende Mischung aus Messe und Wissenschaftskongress. In kleineren und größeren Gruppen stehen die Teilnehmenden zusammen. Immer wieder fallen Akronyme wie AK und UK, gefolgt von Ziffern. Mitglieder der DKE Normungsgremien stellen sich und ihre Komitees vor. Einige Grüppchen bilden Kolleg*innen aus Konzernen und Mittelstand, Hochschulen und Non-Profit-Organisationen. Manche Kreise sind schon mitten im Diskurs; Worte wie Digitalisierung, Elektrifizierung und Sektorenkopplung heben sich im Stimmgewirr ab.

In der Luft liegt die Freude der Gäste, sich in persönlicher Begegnung über die Zukunftsthemen der All Electric Society (AES) und die Aufgaben der Normung für ihre erfolgreiche Entwicklung auszutauschen.

Einstiegsrunde provoziert: „Leute, was habt ihr getan?“

Um 9.45 Uhr sitzen vier junge Frauen mit Moderatorin Andrea Thilo auf der Hexagon-Bühne. Ein Film wirft Schlaglichter auf die aktuelle Debatte über die „Letzte Generation“ und Verbotsfantasien in der Politik. Damit ist der Rahmen gesetzt für die erste Frage von Andrea Thilo, was zu tun sei, um das 1,5 Grad-Ziel zur Verzögerung des Klimawandels noch zu erreichen.

Darya Sotoodeh, Pressesprecherin von Fridays for Future Deutschland, fordert einen gesellschaftlichen Wandel und eine Politik, die auch die Mittel für eine nachhaltige Energiewirtschaft, Industrie und Verkehr bereitstellt. Die Politik sollte klimaschonendes Verhalten fördern; soziale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit sich gegenseitig ergänzen.

Juliane Selle, Teamleiterin der Leitwarte / Operational Control Center bei Energiesektor und VDE YoungNet, skizziert den Fachkräftemangel und das Nachwuchsproblem gerade in technischen und handwerklichen Berufen. „Es bringt uns nichts, alles zu transformieren, wenn wir in zehn Jahren niemanden haben, der die Technik bedient, wartet und instand hält.“

Susanne Schöb, Co-Founderin und Geschäftsführerin von CRITICAL FRIENDS gGmbH, fordert politische Rahmenbedingungen, die auch Verbote für klimaschädliche Unternehmen beinhalten müssten.

Einen Wertwandel fordert Lea Dohm, Mit-Initiatorin Psychologists for Future Germany. Wir müssten an vielen Hebeln gleichzeitig ansetzen. Verbote seien in Ordnung, wenn sie alle gleich beträfen. Immerhin hätten heute alle begriffen, dass wir uns in allen Lebensbereichen anpassen müssten. Allerdings bringe das viele Menschen in die Überforderung, psychische Erkrankungen nähmen auch deshalb zu.

Einig sind sich die Rednerinnen, dass es für die All Electric Society neben Regulatorik und Normung vor allem eine zielgerichtete Kommunikation brauche, um die Bevölkerung aufzuklären. Wichtig seien interdisziplinäres Denken und Zusammenarbeit sowie internationale Vernetzung.


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DKE Innovation Campus 2024 – technische Entwicklungen unserer Zeit mitgestalten

Beim DKE Innovation Campus 2024 trifft sich die elektrotechnische Community am 02.07. in Hanau wieder. Unter dem Motto „All Electric Society – Standards for a Sustainable Future“ geben die Themen „Gleichstrom“ und „Digitale Standards“ die Kontroversen vor.

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Einführung DKE: #Zuhören, #Mitreden, #Mitgestalten, #Respekt

Michael Teigeler, DKE Geschäftsführer, und Dr. Kurt D. Bettenhausen, DKE Präsident, betonen die Veränderungsbereitschaft, die für die AES in allen gesellschaftlichen Bereichen notwendig sei. Im Dialog deklinieren sie die Hashtags, die ihre Begrüßung einrahmen.

Michael Teigeler: „Wir haben als DKE gelernt, zuzuhören, denn #Zuhören ist notwendig, um besser zu werden. Wir hören aktiv zu, wollen vom Sender auch zum Empfänger werden“, knüpft er an den berühmten Medienphilosoph Marshall McLuhan an. „Wir wollen als DKE #Mitreden und Lösungen anbieten für die Klimaprobleme“, unterstreicht er den Anspruch der DKE zum #Mitgestalten und leitet über zu Dr. Kurt D. Bettenhausen.

Eine seiner ersten neuen Regelungen war es, die internen Kommunikationsschwellen zu senken. Der neue DKE Präsident ist für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einfach der Kurt, der sich einen Organisationswandel wünscht. „Im Mittelpunkt der All Electric Society muss der Mensch stehen.“ Diesen Ball nimmt Michael Teigeler auf. „Wir müssen uns verändern, agiler werden und uns ständig verbessern.“

Der DKE Präsident betont, dass Veränderungen miteinander zu gestalten und als Prozess zu denken seien, damit sie auch dauerhaft Nutzen stiften und Werte schaffen. Michael Teigeler spitzt diese Forderung zu: „Wir brauchen ein neues Mindset. Wir müssen mutig sein, bereit sein für das Lernen auf unbekanntem Terrain, vom „Ja, aber“-Modus in den „Ja, und“-Modus schalten.“ Allerdings, mahnt Dr. Kurt D. Bettenhausen, müssten wir beim Aufbau der All Electric Society #Respekt für die Leute haben, die die alten Technologien Jahrzehnte unterhalten hätten. „Auf ihnen ist immerhin unser Wohlstand aufgebaut.“



Keynote: Intelligent verschwenden

Prof. Dipl.-Ing. Timo Leukefeld, gelernter Heizungs- und Instandhaltungsmechaniker, Solartechnikunternehmer, Honorarprofessor für das Thema „Vernetzte energieautarke Gebäude“ sowie Berater der Bundesregierung machte in seiner Keynote seinem Namen als „Energierebell“ alle Ehre.

Seine Vision von energieautarken Gebäuden der Zukunft ist, dass sich die Bewohnerinnen und Bewohner beim Energieverbrauch nicht einschränken müssen und die Umwelt dennoch nicht negativ beeinflusst wird. Er plädiert für ein Ende des Technikwahns bei Gebäuden, der die Mietnebenkosten in unerschwingliche Höhe treibt.

In einigen Mehrfamilienhäusern und einer Plattenbausiedlung in Aschersleben hat Leukefeld seine Ideen verwirklicht. Die Sanierung der Platte sei Dank radikalem Verzicht auf komplexe Technik wartungsarm und bezahlbar. Mit Photovoltaikmodulen auf einem Pultdach und in der Fassade, kombiniert mit Industriespeicherbatterien, ist nun eine Energieautarkie von 50 bis 70 Prozent erreichbar. Obwohl die Wärmeerzeugung mit Infrarot-Flächenheizungen erfolge und noch Strom für die Mobilität bereitstehe, müssten die Bewohner*innen keine Abstriche beim Komfort hinnehmen. Der Verzicht auf eine Wärmepumpe und aufwendiger Lüftungstechnik senke die Kosten und sei zudem für die CO2-Bilanz besser.

Die Gebäudewirtschaft, Energieerzeuger und Investoren müssten gemeinsam neue Geschäftsmodelle entwickeln. Alle müssten dazulernen, wie Gebäude einfacher, wartungsärmer und damit kostengünstiger zu bewirtschaften sind. Die Sanierung der Platte hätte lediglich 3.000 Euro pro Quadratmeter gekostet. Der Bauherr führte sogar eine Energieflatrate mit Monitoring ein. Lagen die Mieten vorher bei fünf bis sieben Euro und die Energiekosten ebenso hoch, erreichte er nach Abschluss der Bauarbeiten eine Warmmietpauschale von 10,50 Euro.


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Keynote: Energetische Speichersysteme im Rahmen der Transformation des Energieregimes

Als Mitarbeiterin der United Sustainability GmbH und Mitglied des Präsidiums Club of Rome Germany kritisiert Anna Katharina Meyer in ihrer Keynote das Anthropozän als schädlich für das Natur- und Sozialkapital. Die planetaren Grenzen würden durch das Wachstum ständig überschritten mit den bekannten Folgen für das Klima.

Erneuerbare Energien seien deshalb notwendig, bringen ihre Klimaeffekte aber nur mit Energiespeichern zum Tragen. Es gibt technisch-physikalische Grenzen bei den verschiedenen Speichertechnologien und daher kommt es aus ihrer Sicht weniger auf Technologieoffenheit an als auf den betriebswirtschaftlichen Nutzen bei ihrem Einsatz. Wir müssten alle Speichertechnologien daraufhin analysieren, wie stark sie die Erneuerbaren Energien fördern und gleichzeitig netzdienliche Funktionen übernehmen könnten.

Es bräuchte neue Business Cases, Regulation sowie Normung für die Netzaufgaben, die Energiespeicher übernehmen könnten. Lag das Flexibilitätsmanagement für die Netzstabilität früher auf Seiten der Energieerzeugung durch die Regelung von Kraftwerksleistung, müssten diese Aufgaben die nicht steuerbaren Erneuerbaren Energien mit ihren Energiespeichern übernehmen.

Keynote: Und was tun wir als DKE für die All Electric Society?

Dipl.-Ing. Florian Spiteller, Bereichsleiter External Relations & Support und Mitglied der DKE Geschäftsleitung, und Athina Savvidis, DKE Projektmanagerin im Energiesektor, berichten über die Rolle und Aufgaben der Normung. Sie biete einen Raum für die Zusammenarbeit von Politik, Forschung, Industrie und Zivilgesellschaft.

Für die All Electric Society müsse es internationale Lösungen und harmonisierte Normen geben. Es brauche Technologieoffenheit für Innovationen bei Energiespeichern. Forschung und Entwicklung seien dafür essenziell. Es brauche außerdem die politische Unterstützung und keine Behinderung, um Energieunabhängigkeit zu erreichen.

In den nationalen und internationalen Normungsgremien wünschen sich die beiden mehr „Vielfalt der Perspektiven“. Diversität der Denkweisen, der Erfahrungen, der Geschlechter, des Alters. Diverse soziale und ethnische Hintergründe förderten die Innovationskraft. Die Energiewende müsse international koordiniert werden, wobei die DKE sich in vielen Bereichen auch als Vorreiter engagiert. Die Normungsroadmap Wasserstofftechnologien, die Normungsvorarbeiten für ein Second Life von Batteriespeichern, Smart Standards und die Verwaltungsschale nennen sie als Beispiele.

Um den Diskurs mit vielen Akteuren zu verbreitern, stellt Florian Spiteller ein neues Community-Projekt vor. DKE Open steht als Kollaborationsplattform künftig allen Interessenten offen, die sich über Innovationen und Normungsfragen austauschen wollten. 



Impulsvortrag NORMEN: Thomas Timke zur Batterienormung

Thomas Timke, Senior Battery Expert bei Solarwatt, beobachtet eine zunehmende Verwirrung bei der Formulierung neuer Normen zur Batteriesicherheit. Divergierendes Interesse der internationalen Akteure und eine zu geringe Abgrenzung der Normbereiche machten einen Missbrauch wahrscheinlicher. Das könnte zu Doppelnormung und falsch angewandten Normen und in der Folge auch zu lückenhaft nachgewiesener Produktsicherheit führen. In Südkorea sei es bereits zu Großbränden von Speicherbatterien gekommen, weil Zellen und Wechselrichter nach unterschiedlichen Normen entwickelt wurden.

Eine weitere Herausforderung, so Thomas Timke, liegt in der exakten Formulierung von Normen, um den intendierten Zweck zu erreichen. Die Normtexte müssten auch umsetzbar sein. Zwischen Asien und der EU gebe es zudem einen Graben, der dazu führe, dass Produkte in den Markt kämen, die nach unterschiedlichen Normen und Standards zertifiziert sind. Die Hersteller suchten sich die Norm aus, die geringere Anforderungen stelle. Die EU-Normungsgremien bräuchten daher auf internationaler Ebene mehr Rückgrat. Wenn international keine Einigung auf eine gemeinsame Norm möglich sei, müsste die EU allein handeln. Denn die EU habe eine hohe Produktsicherheit und dabei solle es auch bleibe.


Impulsvortrag NORMEN: Thomas Timke zur Batterienormung

Thomas Timke ist Senior Battery Expert bei Solarwatt und sprach in seinem Impulsvortrag beim DKE Innovation Campus 2023 über die Normungsarbeit im Batteriebereich. 

Dabei ging es unter anderem um Verwirrung bei der Formulierung neuer Normen zur Batteriesicherheit, internationale Akteure, Produktsicherheit, Großbrände von Batterien, Zellen, Wechselrichter, Asien, Europa, geringere Anforderungen und Normungsgremien.


Impulsvortrag MACHEN: Birgit Haller über flexibles Energiemanagement

Birgit Haller, Senior Project Managerin bei OLI Systems, Die Herausforderung für die Energiewende bestünde darin, dass sie dezentral, einfach und sicher organsiert werden müsste. Dafür bräuchte es neue Regulierungen und marktliche Instrumente. Bald seien über neun Millionen volatile Energieerzeuger aus erneuerbaren Quellen in die Netze zu integrieren. Für ihre netzdienliche Steuerung sei eine sichere und vor allem digitalisierte und automatisierte Kommunikation zwischen Anlagen, Markt und Netz erforderlich.

Birgit Haller berichtet vom Projekt FlexChain. Dabei stellen die angeschlossenen Haushalte ihren Verteilnetzbetreibern lokale Flexibilitäten aus ihren PV-Anlagen, Speichern und Fahrzeugbatterien bereit. Die Stromflüsse des Flexibilitätshandels werden dezentral und fälschungssicher auf einer Blockchain gespeichert. Die Haushalte nähmen ohne spezielles Wissen an Energie- und Flexibilitätsmärkten teil. Ihre Anlagen meldeten sich selbständig im Energiesystem an. Die Abwicklung von lokal erzeugter Energie und Flexibilität erfolge automatisiert.

In den Projekten BlockClass und DEER (Dezentrales Redispatch) forscht OLI Systems unter Beteilung von Partnern aus Hochschulen und der DKE nach Hauptanwendungsfällen und deren Architekturlösungen zur Integration der Blockchain in energiewirtschaftliche Prozesse. Das Ziel sei, markfähige digitale Lösungen für lokale Märkte für Energie und Flexibilitätsmanagement zu entwickeln.

Impulsvortrag ZUKUNFT: Jasper Seitz-McIntyre zur Batteriegesundheit

Jasper Seitz-McIntyre, Customer Success Manager bei Accure Battery Intelligence, macht direkt zu Beginn seines Vortrags deutlich: Batteriebrände und Unfälle wegen schadhafter Batterien verursachten weltweit einen Milliardenschaden. Li-Ionen-Batterien machten die Erneuerbaren Energien allerdings erst erfolgreich. So nehmen Batterien quantitativ in den nächsten Jahren deutlich zu. Cloud-Anwendungen, wie beispielsweise die von Accure, könnten Batterien und ihren Lebenszyklus sicherer machen.

Mit den Daten zum Gesundheitszustand aus dem Einsatz der Batterien und dem zugrundeliegenden Algorithmus wäre es künftig möglich, eine vorausschauende Wartung von Batterien zu realisieren, bevor es zu Unfällen und Ausfällen komme. Dafür würde das Energiemanagementsystem eines Elektrofahrzeugs oder eines Haushalts Daten über ein Funkmodul in die Cloud senden. Dort werden die Daten mittels Künstlicher Intelligenz analysiert.

Für einen Kunden, der 2022 drei Batteriebrände erlitt, wurden die Daten von 65.000 Batterien analysiert. Es gelang, die zu identifizieren, die schadhaft waren. Solche Analysen seien laut Jasper Seitz-McIntyre auch wichtig für Second-Life-Anwendungen, beispielsweise um den Alterungszustand zu errechnen. Das Problem sei allerdings, dass die Hersteller die Daten nicht bereitstellen. Daher seien Normen wichtig, die die Verfügbarkeit und Qualität von Daten für jedes Batteriemodul beschreiben.



DKE Digitalwerkstatt: Leistungsshow der DKE Normungsarbeit

Für den DKE Innovation Campus 2023 wurden am Rande des Hauptsaals Demonstratoren aufgebaut. Zu Beginn der Mittagspause stehen Expert*innen neben den Installationen, die den Teilnehmenden einen Eindruck zu vermitteln, wie Normen am Beispiel konkreter Anwendungsfälle funktionieren. Darüber hinaus präsentieren sich DKE Fachbereiche und stellen sich den Fragen der Teilnehmenden.

Demonstrator: Batterietisch

Der Demonstrator zeigt das Innenleben einer Pkw-Batterie. Wie sie von innen aussieht und wie sie aufgebaut ist, wissen wahrscheinlich die wenigsten. Er erklärt das Design der Batterie und wie sie aufgebaut ist. Der Demonstrator veranschaulicht den modularen Aufbau und verdeutlicht, wie gut oder auch schlecht sie für nachfolgende Prozesse, wie beispielsweise Recycling, geeignet ist.

Demonstrator: Digitaler Zwilling (PCF)

Der Demonstrator repräsentiert die Ideen des Digitalen Typenschilds und zu Industrie 4.0-Konzepten wie der Verwaltungsschale. Das generische Konzept der Verwaltungsschale lässt eine flexible, effiziente und zukunftssichere Umsetzung eines Digitalen Produktpasses zu.

Aus diesem Grund war der nächste Schritt, diese Konzepte anhand des ,,Product Carbon Footprint (PCF)‘‘ zu demonstrieren. Die Entwicklung des Demonstrators ist nicht abgeschlossen. Das generische, flexible Konzept lässt weitere Ergänzungen zu. Denkbar sind Digitale Zertifikate und Digitale Normen.

Demonstrator: Smart Standards

Der Demonstrator hat veranschaulicht, wie Smart Standards (Wissensquelle) zusammen mit Software (Werkzeug) und Hardware (Arbeitsobjekt) vernetzt zusammenarbeiten und welche Vorteile sich für die Nutzer ergeben. Gezeigt wird eine Teststation zur Überprüfung der normkonformen Messung eines Messgeräts und wie sich Änderungen bei den Smart Standards auf die Normprüfung auswirken.

Demonstrator: Batteriepass

Der Demonstrator zeigt die Herstellung von Batterien von der Zelle bis zur Batterieproduktion. An jedem Produktionsschritt werden Daten erhoben, die künftig im Batteriepass gespeichert und kommuniziert werden können.

Mehrere Arbeitskreise in der DKE und der europäischen Normung sind gerade dabei, die Standards für die Umsetzung des Batteriepasses zu schreiben.

Workshops beleuchten die Zukunft der All Electric Society

Nach der Mittagspause geht es mit neun Workshops unter der Moderation von Normungsmanager*innen der DKE weiter. Hier beraten Teilnehmende aus Normungsgremien der DKE, DIN, VDE, VDI, Industrie, Wissenschaft und Non-Profit-Organisationen über Innovationen und Zukunftsthemen, die essenziell für die All Electric Society sein werden.

Workshop 1 und 2: Second Life und Recycling von Batteriespeichern

Lukas Brandl, CEO bei The Battery Lifecycle Company, führt in die beiden Workshops ein mit seinem Impulsvortrag über „R-Strategien entlang des Lebenszyklus von Batterien.“ Am Beispiel einer Fahrzeugbatterie beschreibt er, wie Recycling, Remanufacturing, Refurbish, Reuse und Repair abhängig vom Alter und Zustand einer Batterie zum Werterhalt beitragen.

Grundlage hierfür sind Analysen zum Produktlebenszyklus und wann und wie sich zirkuläre Wertschöpfungsketten etablieren lassen. Der Kreislauf, insbesondere von wertvollen Rohstoffen, sollte sich möglichst wiederholen lassen. Die neuen R-Strategien würden in jedem Fall zu kürzeren Produktlebenszyklen führen als bisher im ausschließlichen Batterierecycling.

Noch sei offen, ob die Batterie- und Fahrzeughersteller die besten R-Lösungen anbieten würden. Da die Batterie als „Mine der Zukunft“ gesehen wird, könnte sich ein völlig neuer Markt entwickeln. 

Im Workshop über Second Life-Batterien stellten die Teilnehmenden fest, dass das Anwendungsfeld „Unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV)“ unabhängig von 1st oder 2nd Life aufgrund der Kundenanforderungen meist nicht mit Batteriespeichern abgedeckt werden kann, insbesondere bei kritischen Infrastrukturen wie Krankenhäusern.

Für eine zuverlässige Charakterisierung der Batterien seien Messungen auf Zell-, Modul-, und Packebene notwendig, um den Gesundheitszustand der Batterie besser einschätzen zu können. Die Erkenntnisse und Fragestellungen des Workshops sollen auf der nächsten Sitzung vom Gremium DKE/AK 371.1.14 weiter diskutiert werden, um Handlungsbedarfe für die Weiterentwicklung der Normen zum Second Life abzuleiten. 

Im Workshop über Umweltaspekte/Recycling von Batterien gab es viel Einigkeit. Die Teilnehmenden trugen mittels Conceptboard ihre Ideen zusammen und diskutierten sie. Besonderes Augenmerk legten sie auf Rücknahme- und Sammelsysteme. Wichtig für deren Erfolg sei vor allem der Wille bei Herstellern und Verbrauchern, sich an einem Kreislaufsystem zu beteiligen.

Darüber hinaus berieten sie über „Design for Recycling“ – also, dass die Recycling-Freundlichkeit von Batterien bereits bei der Entwicklung der Hersteller mitgedacht werden müsse. Für den Bereich Normung berieten die Teilnehmenden zudem über Messmethoden für die Bestimmung der Batterie-Lebensdauer sowie Qualitätsdefinitionen für Sekundärrohstoffe. Die wesentlichen Umweltaspekte, wie Transport, Rohstoffgewinnung und Aufbereitung, seien jedoch schon in der Normung (und Politik) bekannt und würden im Rahmen des Normungsauftrags behandelt.

Workshop 3: Netzintegration

Die Teilnehmenden berieten unter Moderation von Erik Wolf, Vorsitzender DKE/UK 261.1, und Gunnar Kaestle, Vorsitzender DKE/AK 261.0.3, über Fragen zur Systemsicherheit, welche Rolle Energiespeicher übernehmen könnten wie viele künftig nötig seien. Vorrauschschaubare Szenarien wären wichtig, um eine langfristige Investitionsplanung zu ermöglichen, so ein Fazit. Für die Netzstabilität müssten die Parameter messbar und somit bewertbar werden. Dabei kam zur Sprache, dass wohl zunächst die Anforderungen und Herausforderungen ermittelt werden müssten, bevor man über die passende Technologie nachdenkt und entscheidet. Auch die zum Teil regulatorischen Grenzwerte müssten angepasst sowie obsolete Anforderungen korrigiert werden.

Unter dem Aspekt, ob Grundlastkraftwerke Retter in der Not sein könnten, erörterten die Teilnehmenden außerdem die Frage, wer Systemdienstleistungen erbringt und wer Speichersysteme betreibt? Aus der Runde kamen Vorschläge wie die Stabilisierung von Inselnetzen (Microgrids) und der Ausgleich regionaler Restlast. Das System müsse sich allerdings rechnen, günstiger werden und gesamtökonomisch sinnvoll sein. Notwendig sei eine Problemmatrix, da man Antworten auf Probleme suche, die man noch nicht kennen.

Workshop 4: Wasserstoff ins Stromnetz integrieren

Unter Moderation von Andrea Appel, VDE Projektleiterin Wasserstoff, erarbeiteten die Teilnehmenden in Kleingruppen Themen, die bei der Fortschreibung der Normungsroadmap Wasserstofftechnologien aufgegriffen und weiterentwickelt werden sollten. Für die Integration von Wasserstoff und der Elektrolyseure seien Kommunikationsschnittstellen für die Steuerung durch ein überregionales Demand Side Management wichtig. Elektrolyseure müssten dafür schnell regelbar sein.

Ebenso wurde über die Sektorenkopplung zwischen Gas- und Stromnetz beraten. Für die „System-Dienlichkeit“ müssten Lasten flexibel regelbar sein, wenn Überschussenergie vorhanden ist. Aufgaben für die Standardisierung wären ein flächendeckendes Power Quality Monitoring sowie Vereinheitlichungen bei Mess- und Regelzeit. 

Die Erkenntnisse des Workshops werden im Rahmen der „Normungsroadmap Wasserstofftechnologien“ in das nächste Treffen der zuständigen Arbeitsgruppe eingebracht und weiter diskutiert.

Workshop 5: Redispatch 3.0

Athina Savvidis, DKE Projektmanagerin, moderierte diesen Workshop, in dem die Integration von Anlagen, die Zusammenarbeit und der Informationsaustausch zwischen Verteil- und Übertragungsnetzbetreiber sowie die Weiterentwicklung des Redispatch 2.0 im Mittelpunkt standen. Großen Einfluss in diesem Zusammenhang hätte § 14a Energiewirtschaftsgesetz (EnWG).

Ein weiterer Schwerpunkt lag auf dem Austausch zur Umsetzung von Digitalisierung und Automatisierung im Umgang mit der wachsenden Datenflut. Die Teilnehmenden diskutierten, wie Flexibilitäten über das intelligente Messsystem aktiviert werden können. Diskutiert wurden hierbei unter anderem Ansätze zur Nutzung von Speichertechnologien, um Engpässe im Stromnetz vorzubeugen oder zu bewältigen. Zudem berieten sie, wie Messstellen zur genauen Erfassung der Netzbelastung beitragen können.

Präsentiert wurde ein State Estimation Tool, das eine zuverlässige Schätzung des Netzzustands ermöglicht. Neue Themen für die Normung wären, wie dokumentierte Schnittstellen und Datenaustauschformate für eine Netzbetreiberkommunikationskaskade standardisiert und über verschiedenen Netzebenen hinweg zu realisiert werden könnten.

Workshop 6: Bidirektionales Laden

Dr.-Ing. Timo Kern, Münchener Forschungsstelle für Energiewirtschaft e. V. (FfE), führte in das Thema mit einem Online-Vortrag ein. Mit den aus verschiedenen Use Cases generierten Daten sei FfE zu der Erkenntnis gekommen, dass bei einer intelligenten Netzauslastung durch bidirektionales Laden der Netzausbau wesentlich weniger stark angepasst werden müsste. Bis 2040 müssten 43 Prozent der Netze ausgebaut werden, um dem steigenden Energiebedarf gerecht zu werden. Durch den Einsatz des bidirektionalen Ladens würde der Ausbaubedarf der Netze jedoch kaum steigen.

Die Teilnehmenden berieten anschließend über rechtliche und regulatorische Aspekte des bidirektionalen Ladens, wie beispielsweise die Bedeutung dieser Technologie in das Bewusstsein von Öffentlichkeit und Entscheidungsträgern getragen und wie die Zusammenarbeit der Akteure verbessert werden könnten.

Workshop 7: Digitaler Produktpass (DPP) / Batteriepass

Im Workshop stellte Marvin Böll, VDE Projektmanager, die Idee eines DPP-IT-Systems vor. Es soll dazu dienen, den Stakeholdern einer Wertschöpfungskette den Informationsaustausch zu ermöglichen und relevante Informationen über Batterien (und anderen Produktgruppen) in Form eines Digitalen Produktpasses zur Verfügung zu stellen.

Die Teilnehmenden berieten über die technischen Anforderungen an die verschiedenen Komponenten wie beispielsweise des Unique Identifiers. Sie identifizierten eine Reihe von technischen Anforderungen an die Komponenten, welche bei dem Aufsetzen eines solchen Systems erforderlich sind.

Die Erkenntnisse des Workshops werden in die nationalen und internationalen Normungsprozesse eingespeist.

Workshop 8: Digitale Normungsroadmap zur All Electric Society

Michael Teigeler, DKE Geschäftsführer, sprach zur Einführung des Workshops über den Status und die Idee einer neuen, digitalen Normungsroadmap zur All Electric Society. Solche Entwicklungsprozesse sollen künftig über die neue Community-Plattform DKE Open begleitet werden.

Das Projektteam von DKE Open führte durch den öffentlich zugänglichen Bereich mit vielen interessanten Beiträgen und zeigte auf, welche Möglichkeiten zum Austausch, zur Kommunikation und Kollaboration für registrierte Nutzer vorgesehen sind. Die Teilnehmenden konnten sich anmelden und die Plattform ausprobieren.

Johannes Stein, DKE Senior Principal Expert Horizontal Topic Development All Electric Society, stellte das Konzept einer neuen interaktiven Normungsroadmap vor. Einzelne Beiträge würden im Community-Bereich von DKE Open von den Nutzer*innen vorbereitet und anschließend veröffentlicht, um sie dann in der Community zu diskutieren.

Die Teilnehmenden erarbeiteten erste Themen und welche Berührungspunkte zur Gremienarbeit für eine digitale Normungsroadmap zur All Electric Society bestehen könnten.

Workshop 9: Reparierbarkeit von Batterien

In ihrer Diskussion unter Moderation von Dr. Kerstin Sann-Ferro, DKE Normungsmanagerin, kamen die Teilnehmenden zu dem Schluss, dass es viele verschiedene und wahrscheinliche Reparaturszenarien für Batterien gäbe, die aber stark von der Anwendung der Batterie abhängen. Dabei kam auch die Frage der Kosten auf. Vor allem bei kleineren Batterien würde es sich lohnen.

Deutlich wurde in der Runde, dass sehr viele Prozesse als stark sicherheitskritisch eingestuft werden; vor allem für Laien. Darüber hinaus stellten die Teilnehmenden fest, dass die Konformität nur gegeben ist, wenn nach den Vorgaben des Herstellers repariert wird. Bei der Frage nach Prüfungen für Batterien, gibt es noch Ratlosigkeit ob und wenn nicht, wie bisherige zerstörerische Prüfungen ersetzt werden können.

Die Ergebnisse des Workshops werden in einem neuen Arbeitskreis des Gremiums DKE/K 371 weiterverfolgt werden. Eine Folgeveranstaltung wird geplant, um die normungsrelevanten Aspekte in einem Batterie-Expertenkreis weiter zu bearbeiten.

Schlussimpuls: Prof. Dr. Nicole Deitelhoff über eine produktive Streitkultur

Die Politik-, Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlerin sowie Leiterin des Leibniz-Instituts Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung in Frankfurt am Main beleuchtete die Entstehung von Polarisierung und gesellschaftlicher Konflikte rund um Klimawandel, den Streitereien in der Politik und die notwendigen Veränderungen durch die All Electric Society.

„Produktiver Streit ist wichtig, um über die Zukunft zu verhandeln“, so Prof. Dr. Nicole Deitelhoff. Die Polarisierung müsse man dabei nicht fürchten. Es gäbe keine gespaltene Gesellschaft, sondern eine nervöse, die im Dauerstress ist und seit zwei Jahrzehnten in Krisen lebe. An den Rändern entstünden starke Meinungsfelder und Polarisierung. Dazwischen fehle es. Wichtig sei eine Verbindung zwischen den Meinungsspektren. Das Gros bilde die (stille) Mitte der Gesellschaft. In der Krise neigten die Menschen zur Vereinfachung. Wegen der lautstarken Ränder entstünde den Eindruck der Polarisierung. Sie schürten Zukunftsangst und das triggere das Gefühl der Polarisierung. Dies ist als affektive Polarisierung in der Wissenschaft bekannt.

Studien zeigten, dass wir übereinander und zu wenig miteinander reden. Konflikt und Streit sei wichtig für die Demokratie. Tatsächlich entstünden Innovation in der Demokratie über den Konflikt. Wir müssten eine Mehrheit finden, um Innovationen eine Mehrheit zu verschaffen. Wir müssten die Streitkultur stärken und dabei auch Nachsicht mit den anderen haben.



Gesellschaft. Macht. AES. Wie elektrisieren wir die Gesellschaft?

Der DKE Innovation Campus 2023 ist anders als in den vergangenen Jahren. Das wird auch am Nachmittag noch einmal deutlich: Statt einer traditionellen Podiumsdiskussion fand die Diskussion mittels Fishbowl-Methode statt. Personen aus Verband, Industrie, Wirtschaft und Politik sitzen sich in einer kreishaften Anordnung gegenüber und starten die Diskussion. Wer im Publikum einen Kommentar abgeben möchte, kann auf einem Gaststuhl Platz nehmen. Immer wieder ändert sich so die Zusammensetzung der Diskussionspartner – ganz im Sinne von #Mitreden. Unter der Moderation von Andrea Thilo kommen so rund ein Dutzend Personen zu Wort.

Andrea Thilo: „Welche Verantwortung haben Organisationen wie die DKE beim „Machen“?“

Dr. Kurt D. Bettenhausen: „Unsere Verantwortung als DKE liegt in der Gestaltung unserer Normungsprozesse, die neben technischen Regelungen immer auch einen volkswirtschaftlichen Nutzen stiften. Die Herausforderung ist die Geschwindigkeit: Sind wir schnell genug oder lassen wir Platz frei und werden dann reguliert? Was wir mit den Roadmaps machen, dient dem Ziel, dass wir bei der Umsetzung dabei sind und damit den Nutzen stiften. Wir müssen uns dafür Partner suchen, mit denen wir etwas realisieren können für die All Electric Society. Ein gelungenes Beispiel ist die Zusammenarbeit mit der Industrial Digital Twin Association e.V. (IDTA) und die Entwicklung der Verwaltungsschale. Hier waren wir sehr schnell und haben es in die IEC eingespeist. Einfach machen hat hier funktioniert.“

Dr. Britta Buchholz, Vorsitzende der ETG im VDE und Mitglied des VDE Präsidiums: „Wir kümmern uns nun stärker um Nachwuchs und Ausbildung und wollen bereits Schüler*innen für Technik und Energie begeistern. Der VDE spielt eine wichtige Rolle darin. Alle zusammen müssen wir mit der Gesellschaft diskutieren, was wir mit einer „All Electric Society“ meinen und was die Leute davon haben.“ 

Andrea Thilo fragt kritisch nach: „Wo bleibt ihr als Verband hinter euren Möglichkeiten?“

Dr. Britta Buchholz: „Die beschleunigte Energietransformation gelingt nur in Partnerschaften. Dazu ist die Verbandsarbeit wichtiger denn je. Im VDE arbeiten hochrangige Expert*innen aus Mittelstand, Konzernen und Wissenschaft zusammen, und der Verband ist über die Bezirksvereine in der Fläche in Deutschland präsent. Diese einmalige Konstellation könnte – natürlich im Rahmen des rechtlich Zulässigen – noch intensiver genutzt werden, um die Energietransformation gemeinsam schneller voranzutreiben.“

Dr. Kurt D. Bettenhausen: „Wir müssen die AES anfassbar machen. Wir müssen konkreter vermitteln, worum es geht, wie mit dem Innovation Campus und den Demonstratoren.

Die Fishbowl-Methode entfaltet ihren Charakter und motiviert: Andrea Thilo holt nach und nach Teilnehmende aus dem Publikum auf die Bühne, die auf dem Publikumsstuhl Platz nehmen und #Mitreden wollen. Immer wieder werden neue Argumente eingebracht und weitere Sichtweisen dargestellt.

Klare Worte findet unter anderem Ingo Rolle, ehemaliger DKE Mitarbeiter und Experte für Funktionale Sicherheit. „Den Speichertechnologien wird nicht die notwendige Aufmerksamkeit gewidmet. Die Energiewende wird aber ohne Energiespeicher nicht gelingen. Wir reden seit 20 Jahren darüber, haben aber zu wenig gemacht. Warum machen wir zusammen mit der Industrie nicht sofort etwas.“

Bernhard Rill, Mitglied des Präsidiums beim Bundesverband Energiespeichersysteme e.V., sieht das anders und entgegnet: „Es werden derzeit massiv Energiespeicher gebaut. Auch der Pumpspeicherbau fängt gerade wieder an. Aber es braucht auch Business Cases, wie sich das rechnet. Sonst wird keiner etwas unternehmen.“

Prof. Dipl.-Ing. Timo Leukefeld weiß, wie er das Interesse von Investoren für nachhaltige Bauprojekte wecken kann: „Wir haben die Zielgruppen der Investoren bisher falsch angesprochen. Jetzt erkläre ich Immobilieninvestoren, dass sie höhere Renditen erhalten, wenn sie energieeffizienter bauen.“

Andrea Thilo lässt die Argumente stehen und richtet sich an Dr. Annette Frederiksen als Leiterin der Next Generation DKE: „Was ist wichtig für deine Generation?“

Dr. Annette Frederiksen, Robert Bosch GmbH und Leiterin der Next Generation DKE: „In der Normung sollte es innovativer zugehen. Wir arbeiten mit veralteten IT-Tools in den Gremien. Bei CENELEC gibt es beispielsweise, Stand heute, nicht einmal ein Online-Anmeldesystem für Veranstaltungen. Stattdessen arbeiten wir dort mit einer Word Datei, die reihum geht, unterschrieben, ausgedruckt, eingescannt und dann verschickt wird. Das ist nicht zeitgemäß und für mich passen hier Anspruch und Realität nicht zusammen. Was mich zudem immer wieder ärgert sind Aussagen wie: „Das nehmen wir mal mit.“ Und dann folgt daraufhin doch nichts.“

Andrea Thilo: „Was geht Dir dazu durch den Kopf?“

Susanne Schöb: „Ja, es braucht Business Cases. Vielleicht ist auch der Begriff „Nachhaltigkeit“ schwerer zu fassen als mit Zukunftsfähigkeit zu argumentieren. Wir müssen die Menschen mit in ein neues Wertesystem nehmen. Die Transformation funktioniert nicht ohne die Vision der All Electric Society.“

Andrea Thilo greift diesen Aspekt auf und schaut in Richtung des VDE Präsidenten: „Welche Vermittlungsarbeit ist für die AES notwendig?“

Alf Henryk Wulf, VDE Präsident: „AES heißt, dass alles, was elektrisch gemacht werden kann, auch elektrisch gemacht wird. Strom ist die edelste aller Energieformen. Es ist der Champagner unter allen Energien. Wegen der Flexibilität von Strom ist er in allen Bereichen im Kommen. Das zeigt sich in allen Bereichen. Wir machen Normung, damit ein Markt entsteht und Produkte untereinander funktionieren. Normung ist relevant, weil dadurch Märkte entstehen, die kompatibel sind.“

Die Diskussion nimmt weiter Fahrt auf und es entwickelt sich eine Dynamik zwischen den Teilnehmenden. Gunnar Kaestle, Vorsitzender des Gremiums DKE/AK 261.0.3, äußert seine Bedenken gegenüber dem Begriff der All Electric Society, weil dieser suggerieren würde, dass Wärme als Energieform hierbei nicht bzw. zu wenig berücksichtigt wird.

Alf Henryk Wulf: „Jede Energieform muss betrachtet werden und hat ihren Nutzen. Die AES fokussiert vielleicht zu sehr auf Strom. Wir müssen aber alle Formen der Energie, auch die Wärme, nutzen. Wasserstoff hat auch bei uns einen großen Stellenwert. Mit der AES spitzen wir zu, aber wir müssen vielleicht einen neuen Begriff finden.“

Roland Bent, ehemaliger DKE Präsident, greift den Kommentar zum Begriff der AES auf und liefert eine weitergehende Erklärung: „Ich bin dankbar für den Einwand. Die All Electric Society steht für einen inklusiven Ansatz. Es heißt so, weil Strom aus regernativen Quellen die neue Primärenergieform ist, nicht nur in der Endform. Grüner Wasserstoff ist aus Strom und könnte die Basis der Gaswirtschaft der Zukunft sein. Auch die Kraft-Wärme-Kopplung ist dabei mitbedacht, wenn sie Wasserstoff in Wärme und Strom umwandelt.“

Andrea Thilo wendet sich an Prof. Dr. Nicole Deitelhoff und thematisiert den gesellschaftlichen Diskurs: „Ist der Zweifel ein guter Ratgeber?“

Prof. Dr. Nicole Deitelhoff: „Es ist immer besser miteinander und offen zu reden auch über unterschiedliche Wahrnehmungen. Angst und Furcht sind nie gut, wir brauchen allerdings auch mehr Zuversicht. Wir können uns neu erfinden, wenn wir Zweifel mit Offenheit angehen und dabei auch eigene mögliche Fehler erkennen.“



Künstliche Intelligenz fasst den DKE Innovation Campus 2023 zusammen

Zum Kongressabschluss folgt eine Zusammenfassung durch eine Künstliche Intelligenz. Ein Avatar trägt vor, was er aus den Beiträgen mitgenommen hat. Im Ansatz funktioniert dies erstaunlich gut. Der Avatar wird auf die Monitore übertragen und wirkt trotz der Animation freundlich – aber auch etwas förmlich.

Keine Aussage in der zweiminütigen Zusammenfassung ist falsch oder unverständlich, allerdings nutzt die KI den Begriff der All Electric Society nicht. Es wird deutlich: Künstliche Intelligenz kann uns unterstützen, scheint aber – wie auch wir Menschen – fehlbar zu sein.

Poetry Slam: Lars Ruppel mit humorvollem und heiterem Resümee

Lebendiger und erhellender ist das Resümee, das Poetry Slammer Lars Ruppel aus dem DKE Innovation Campus 2023 zieht. In Versform fasst er die Vorträge zusammen und greift Schlagworte der Diskussionen auf. Immer wieder unterbricht er sein interaktives Gedicht und lässt nach dem Begriff „Normen“ das Publikum laut antworten: „MACHEN!“, „ZUKUNFT!“.

Dass auch der Poetry Slammer Lars Ruppel an diesem Tag viel über Speichertechnologien gelernt hat, beweist er den Teilnehmenden eindrucksvoll mit seiner messerscharfen Erkenntnis: „Pumpspeicherkraftwerke sind wie Batterien. Nur nasser.“

Sein Vortrag ist humorvoll bisweilen überraschend. Immer wieder bringt er die Zuhörenden durch originelle Formulierungen zum Lachen. Gelöst und heiter geht der Kongress zum gemütlichen Teil mit einem „Get Together“ über.


Highlights des DKE Innovation Campus 2023

#Zuhören, #Mitreden, #Mitgestalten und #Respekt – das Credo nicht nur für diesen einen Tag, sondern auch für die Zukunft der Normung und unserer Gesellschaft.

Sichere und leistungsstarke Speichertechnologien haben für die Elektrifizierung von Gebäuden, Industrie, Verkehr und Gesellschaft eine große Bedeutung. Und genau deshalb standen diese auch im Mittelpunkt der Veranstaltung. Denn ohne Energiespeicher wird die Vision der All Electric Society nicht Realität.


Fazit: All Electric Society begeistert immer mehr Menschen

Der Innovation Campus 2023 war inspirierend, inhaltsreich und geprägt von intensivem Austausch der Teilnehmenden untereinander und mit den Referierenden. Bei leckerem Essen und gut gekühlten Getränken stehen beim Get Together wieder kleinere und größere Grüppchen zusammen und unterhalten sich über das Gesehene und Erlebte.

Über dem Sommerabend liegt eine gelöste Atmosphäre, die trotz eines anstrengenden Tages auch etwas von Aufbruch hat. „Ich habe eine Energie gespürt, die ab dem Morgen mit dem Panel der jungen Generation den ganzen Tag angehalten hat“, fasst Dr. Kurt D. Bettenhaus seine Stimmung zusammen. „#Zuhören, #Mitreden, #Mitgestalten und #Respekt-volles Streiten haben tatsächlich stattgefunden“, freut sich der DKE Präsident.

Eine Teilnehmende zeigt sich begeistert über die Gesamtverantwortung, die die DKE für die All Electric Society übernimmt und sich nicht nur auf die technischen Aspekte zurückzieht. Die innovativen Formate mit dem Cold Entry und die Fishbowl kamen bei den Kongressbesucher*innen sehr gut an. „Der Innovation Campus war ein gelungener Aufbruch in die All Electric Society. Die breite Resonanz mit insgesamt knapp 700 Teilnehmenden zeigt, dass das Thema immer mehr Menschen begeistert“, resümiert DKE Geschäftsführer Michael Teigeler am späten Abend auf der Terrasse des Congress Park Hanau.


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