Diese Sitzung wurde von Herrn Jeongjoon Lee (LS Electric) moderiert. Zu diesem Thema hielten Daniel Weiss (phiyond by adelphi) und Herr Chunyoul Baek (KATS) zwei Keynotes.
Daniel Weiss wies in seinem Vortrag darauf hin, dass das Thema Klimaneutralität derzeit omnipräsent ist. Er verwies auf die zeitgleich in Dubai stattfindende Klimakonferenz COP28 und auf die vielen Aspekte und Herausforderungen, die mit diesem Thema verbunden sind. Um die globale Erwärmung auf 1,5°C zu begrenzen, ist eine rasche Dekarbonisierung notwendig. Der Anteil der industriebedingten Emissionen in Deutschland beträgt im Jahr 2021 ca. 24 %. Das bedeutet, dass die Klimaziele nur mit der Industrie erreicht werden können.
Er erläuterte weiter, dass "Klima- oder CO2-Neutralität" ein weit verbreiteter Claim in der Markenkommunikation ist. Es gibt jedoch viele Rechtsunsicherheiten, wie dieser Begriff zu verwenden ist.
Die Europäische Kommission hat einen Vorschlag für eine Richtlinie über umweltfreundliche Angaben vorgelegt. Diese Richtlinie soll ein Instrument gegen Greenwashing sein.
In der Tat herrscht in vielen Unternehmen große Unklarheit darüber, wie Klimaneutralität erreicht werden kann und welche Schritte dazu notwendig sind. Zweifelsohne ist ein stärkeres Engagement erforderlich. Und welche Rolle und welchen Wert haben Normen in diesem Zusammenhang? In der Tat können Normen einen wichtigen Beitrag zur Reaktion auf die Auswirkungen des Klimawandels leisten. ISO 14068-1:2023 Management des Klimawandels - Übergang zu Netto-Null, Teil 1: Treibhausgasneutralität wurde kürzlich veröffentlicht. Dieses Dokument legt Grundsätze, Anforderungen und Leitlinien für das Erreichen und den Nachweis der Treibhausgasneutralität durch die Quantifizierung, Reduzierung und den Ausgleich des CO2-Fußabdrucks fest. Es definiert Begriffe, die im Zusammenhang mit der Treibhausgasneutralität verwendet werden, und gibt Hinweise zu den Maßnahmen, die erforderlich sind, um diese zu erreichen und nachzuweisen.
Es steht außer Frage, dass die Industrie erhebliche Investitionen tätigen muss, um Fortschritte zu erzielen.
In der zweiten Keynote erläuterte Herr Chunyoul Baek (KATS), dass die südkoreanische Strategie zur Normung der Klimaneutralität derzeit überarbeitet wird. Ziel ist es, die Klimaneutralität im Jahr 2050 durch eine aktive Normung zu erreichen.
In diesem Zusammenhang ist es von wesentlicher Bedeutung, wichtige nationale Normen zu entwickeln, die mit den wichtigsten globalen Normen übereinstimmen, und wichtige Zertifizierungspunkte zu entwickeln. Da der Energiesektor einen zentralen Beitrag zur Klimaneutralität leistet, ist die Frage der Umstellung der Energieversorgung von entscheidender Bedeutung. Jeder Industriesektor in Südkorea sucht nach neuen Technologien zur Dekarbonisierung von Materialien, Energie und zur Reduzierung von Prozessemissionen. Ein weiterer zentraler Aspekt in diesem Zusammenhang ist der Aufbau eines Kreislaufsystems für das Ressourcenrecycling, das einen maßgeblichen Beitrag zur Klimaneutralität leisten wird.
Chunyoul wies insbesondere auf die Bedeutung von Normen im Bereich der Klimaneutralität hin. In globalen Fragen hierzu spielen Normen eine wichtige Rolle als Umsetzungsmaßnahmen für detaillierte Instrumente wie die Zertifizierung des Kohlenstoff-Fußabdrucks, ESPR und Batterievorschriften. In Zukunft werden die Standards, zum Beispiel für die Produktkategorie-Regel für den CO2-Fußabdruck oder die Digitalisierung des CO2-Fußabdrucks für den DPP (Digital Product Pass) weiterentwickelt werden. Dementsprechend betonte er, dass die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Südkorea bei der Entwicklung entsprechender Normen und Standards notwendig und wichtig sei.
In der anschließenden Diskussion wurden zwei große Themen angesprochen, die in Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen werden: Der Digitale Produktpass (DPP), der in Europa höchste Priorität hat und durch den Austausch von Produktinformationen über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg für mehr Transparenz sorgen wird. Das andere große Thema ist die Vision der "All Electric Society", die darauf abzielt, Industrie und Gesellschaft umfassend zu elektrifizieren und zu dekarbonisieren und so nachhaltige und widerstandsfähige Bedingungen für alle zu schaffen.
Es herrschte Einigkeit darüber, dass die Glaubwürdigkeit von Datenbanken ein entscheidendes Thema ist, wenn es darum geht, das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen. Normen können dabei helfen, präzise Daten zu erhalten und Aktionspläne zu entwickeln.