Deponie Elektronische Geräte
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17.05.2023 Fachinformation

Zusammenarbeit bei Elektroaltgeräten und Ökodesign

Elektrogeräte werden gekauft, benutzt und entsorgt. Für unseren Komfort und unser Lebensgefühl mag das gut sein – für die Umwelt ist dieses Verhalten jedoch katastrophal.

Internationale Normen und Standards sowie die IEC-Konformitätsbewertungssysteme gehen Hand in Hand und können auf diese Weise dazu beitragen, das Problem langfristig zu verringern.

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IEC

Von Claire Marchand

Gemeinsam spielen die internationalen Normen und die vier Konformitätsbewertungssysteme der IEC eine wichtige Rolle bei der Erfüllung sämtlicher UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung.

Ein Bereich, in dem gemeinsame Anstrengungen von Fachleuten aus den Bereichen Normung und Konformitätsbewertungen viel bewirken können, ist die Elektro- und Elektronikindustrie.

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Dr. Tim Brückmann
Zuständiges Gremium
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In den vergangenen rund 20 Jahren wurden Millionen von Elektronikgeräten gekauft, genutzt und weggeworfen. Die zunehmende Nutzung von Elektronik hat die Lebensqualität vieler verbessert, aber hatte gleichzeitig eine katastrophale Auswirkung auf die Umwelt. Sowohl die internationalen Normen als auch die Konformitätsbewertungssysteme der IEC können dazu beitragen, diese Auswirkungen zu mindern.

Das technische Komitee IEC/TC 111 (DKE/K 191) beschäftigt sich mit umweltbezogener Normung für elektrische und elektronische Produkte und Systeme. Seit seiner Gründung im Jahr 2004 hat das technische Komitee eine Reihe bedeutender internationaler Normen in Bezug auf die Umwelt veröffentlicht. Zu den wichtigsten Veröffentlichungen zählt die Norm IEC 62474, die Anforderungen an die Angabe von Informationen zu Stoffen und Materialien, die in Elektro- und Elektronikprodukten enthalten sind, festlegt.

Die Norm erleichtert zudem die Übermittlung und Verarbeitung dieser Daten durch die Festlegung eines allgemeinen Formats für den Datenaustausch innerhalb der Lieferkette. Die Norm beinhaltet eine validierte Open Database, die eine Liste von Stoffen, Stoffgruppen und allgemeinen Materialklassen enthält.

Eine weitere wichtige Norm, die IEC/TC 111 veröffentlicht hat, ist IEC 62430, die Leitlinien für die Minderung schädlicher Umweltauswirkungen von Geräten während ihres Lebenszyklus enthält. Das Dokument legt fest, was eine umweltbewusste Gestaltung für alle Elektro- und Elektronikprodukte bedeutet, beispielsweise welche Materialen verwendet werden, die Höhe des Energieverbrauchs bei ihrer Herstellung sowie ihre Recyclingquote.


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Beseitigung gefährlicher Stoffe

IECQ (IEC Quality Assessment System for Electronic Components), das IEC-Qualitätsbewertungssystem für Bauelemente der Elektronik, ist richtungsweisend für die Befriedigung der Nachfrage des Marktes nach saubereren, ökologischeren elektronischen Bauelementen und Baugruppen. Seit den frühen 2000ern beinhaltet IECQ ein Verfahren, das sich der Verringerung und Beseitigung gefährlicher Stoffe widmet, das IECQ Hazardous Substances Process Management Scheme (IECQ HSPM). Zu gefährlichen Stoffen im Elektronikbereich zählen unter anderem Blei, Cadmium und Quecksilber.

IECQ HSPM ist ein technisch basierter Managementsystemansatz zur Einführung und Instandhaltung von Produkten und Herstellungsprozessen ohne gefährliche Stoffe. IECQ HSPM wurde entwickelt, damit Komponentenhersteller den Lieferanten die benötigten Mittel an die Hand geben können, damit diese durch eine externe Bewertung nachweisen können, dass ihre elektrischen und elektronischen Komponenten und Baugruppen bestimmte lokale, nationale und internationale Anforderungen an das Nichtvorhandensein gefährlicher Stoffe erfüllen. Viele Unternehmen arbeiten heute daran, eine IECQ-HSPM-Zertifizierung nach IECQ QC 080000, IEC Quality Assessment System for Electronic Components (IECQ System) - Hazardous Substance Process Management (HSPM) System Requirements, zu erlangen.

Die vierte Ausgabe, die im Mai 2017 veröffentlicht wurde, legt dar, wie Unternehmen IECQ QC 080000 dazu nutzen können, ihre gefährlichen Stoffe zu handhaben, ohne Stoffe, die Beschränkungen unterliegen, gänzlich zu entfernen oder ihre Verwendung in Produkten komplett zu vermeiden.

Zusammenarbeit zur Förderung von Ökodesign

Seit 2019 und auf Anfrage des IEC Conformity Assessment Board (CAB) bündeln IECQ und IEC/TC 111 ihre Kräfte in einem bestimmten Bereich: Ökodesign. 

Die Zusammenarbeit hat sich auf die Norm IEC 62430, Umweltbewusstes Gestalten – Grundsätze, Anforderungen und Leitfaden, konzentriert. Die Norm richtet sich dabei an Organisationen, die beabsichtigen, umweltrelevante Aspekte in die Gestaltung und Entwicklung einzubeziehen, um negative Auswirkungen ihrer Produkte auf die Umwelt auf ein Mindestmaß zu beschränken.

Auf IECQ-Seite wurde die Arbeitsgruppe WG 14, IECQ Green Approach, damit beauftragt, das Projekt gemeinsam mit IEC/TC 111 zu entwickeln. WG 14 wurde eingerichtet, um Dokumentationen für einen umweltfreundlichen Ansatz innerhalb der IECQ-Systeme und -Programme zu prüfen und zu entwickeln sowie um bei Angelegenheiten der Konformitätsbewertung der IEC eine koordinierende Rolle zu spielen und eine Verbindung mit den technischen IEC-Komitees in dem Bereich herzustellen. 

Knapp drei Jahre enge Kooperation zwischen den Fachleuten von IECQ WG 14 und IEC/TC 111 haben Früchte getragen: IECQ bietet nun einen Ökodesign-Service als Teil seines Approved Process (AP) Schemes.


Nachhaltigkeitskonzept, dargestellt mit Sprechblasenstickern
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Circular Economy – Normung als Rückgrat einer nachhaltigen gesamtwirtschaftlichen Produktion

Die Circular Economy (Kreislaufwirtschaft) ist das Gegenmodell zur Linearwirtschaft, die seit Beginn der Industrialisierung die weltweiten Wirtschaftsmodelle dominiert hat. Ziel dieser Circular Economy ist eine Erhöhung der Ressourceneffizienz entlang der gesamten Wertschöpfungskette, insbesondere mit Blick auf die endlichen Ressourcen des Planeten.

Normen und Standards helfen dabei, dieses Ziel schon bei der Produktion zu berücksichtigen.

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Erfüllung der UN-Ziele

Mit IECQ HSPM System und dem neuen Ökodesign-Programm können IECQ und IEC/TC 111 dazu beitragen, mehrere UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erfüllen, angefangen mit SDG 3, das darauf abzielt, die Zahl der Todesfälle und Krankheiten, die auf gefährliche Chemikalien und Luft-, Wasser- und Bodenverschmutzung und -belastung zurückzuführen sind, wesentlich zu reduzieren.

Sie können mit Sicherheit zu SDG 11 beitragen, das darauf ausgerichtet ist, Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig zu gestalten. Auch im Hinblick auf SDG 12, dem Ziel der Sicherstellung nachhaltiger Konsum- und Produktionsmuster, spielen sie definitiv eine entscheidende Rolle. Es wurden unter anderem folgende konkrete Ziele festgelegt:

  • Bis 2020 einen umweltverträglichen Umgang mit Chemikalien und allen Abfällen während ihres gesamten Lebenszyklus in Übereinstimmung mit den vereinbarten internationalen Rahmenregelungen erreichen und ihre Freisetzung in Luft, Wasser und Boden erheblich verringern, um ihre nachteiligen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt auf ein Mindestmaß zu beschränken (12.4)
  • Bis 2030 das Abfallaufkommen durch Vermeidung, Verminderung, Wiederverwertung und Wiederverwendung deutlich verringern (12.5)
  • Unternehmen, insbesondere große und transnationale Unternehmen, dazu ermutigen, nachhaltige Verfahren einzuführen und in ihre Berichterstattung Informationen zur Nachhaltigkeit aufzunehmen (12.6)
  • Entwicklungsländer bei der Stärkung ihrer wissenschaftlichen und technologischen Kapazitäten im Hinblick auf den Übergang zu nachhaltigeren Konsum- und Produktionsmustern unterstützen (12A)

Die Normen und Konformitätsbewertungssysteme der IEC können wirklich dazu beitragen, die Welt zu einem besseren Ort für alle zu machen – durch die Kombination von Normung und Zertifizierung in Bereichen, die für die Umwelt von zentraler Bedeutung sind.


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