17 Globale Ziele
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13.02.2023 Fachinformation

Instrumente zur Messung von Nachhaltigkeitszielen

In seinem Bericht schreibt Christophe Garnier über die Arbeit des IEC/TC 111, dessen Vorsitzender er ist, und welche Normen auf den Weg gebracht werden, um die UN-Nachhaltigkeitsziele für eine Reduktion der Umweltbelastung zu erfüllen.

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Ein Artikel von Christophe Garnier, Vorsitzender von IEC/TC 111

Das technische Komitee IEC/TC 111 (national DKE/K 191) erstellt Umweltnormen für elektrische und elektronische Systeme.

Der Vorsitzende des Komitees, Christophe Garnier, hebt die Wichtigkeit solcher Normen im Zusammenhang mit der Erfüllung der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung und der Quantifizierung der Umweltbelastung hervor.

Kontakt
Dr. Tim Brückmann
Zuständiges Gremium
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Die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) sind zu einer Blaupause für unseren Planeten geworden und die IEC ist entschlossen, durch ihre Arbeit im Bereich der Normung und Konformitätsbewertung zur Erfüllung dieser Ziele beizutragen.

Fachleute in den verschiedenen Arbeitsgruppen von IEC/TC 111 unterstützen dieses Engagement voll und ganz. Bei der Entwicklung der meisten horizontalen Normen, die wir veröffentlichen, und besonders den neuen Dokumenten, die wir gerade erstellen und von denen einige bereits in Kürze veröffentlicht werden, spielen die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung eigentlich immer eine Rolle bei unseren Überlegungen.


Vereinte Nationen: 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung

Die Nachhaltigskeitsziele der Vereinten Nationen (UN) sind ein Aufruf an alle Länder, den Wohlstand zu fördern und gleichzeitig den Planeten zu schützen.

Die Sustainable Development Goals (SDGs) erkennen an, dass die Beendigung der Armut Hand in Hand gehen muss mit Strategien, die das Wirtschaftswachstum fördern und eine Reihe sozialer Bedürfnisse abdecken. Hierzu gehören Bildung, Gesundheit, Sozialschutz und Beschäftigungsmöglichkeiten. Gleichzeitig müssen Klimawandel und Umweltschutz angegangen werden.

Mehr Informationen: https://sustainabledevelopment.un.org/


Neue Normen in Vorbereitung

Eines der Ziele, die wir erreichen wollen, ist SDG 13. Hierbei geht es um die umgehende Ergreifung von Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen. Wir arbeiten aktuell an der ersten Ausgabe der Norm IEC 63372, deren Ziel es ist, Leitlinien für die Messung von Treibhausgasemissionen und des CO2-Fußabdrucks von elektrischen und elektronischen Produkten zur Verfügung zu stellen.

Wie eines der Gründungsmitglieder der IEC und ihr erster Präsident, Lord Kelvin, einmal gesagt hat: „Wenn Sie das, worüber Sie sprechen, messen und in Zahlen ausdrücken können, dann wissen Sie etwas darüber; aber wenn Sie es nicht messen können, wenn Sie es nicht in Zahlen ausdrücken können, dann ist Ihr Wissen eher dürftig und unzulänglich.“

Daran hat sich seit den Anfängen der IEC und der Elektrifizierung wenig geändert. Zu Beginn der Elektrifizierung haben sich die Fachleute auf Maßeinheiten wie Volt und Ampere verständigt. Heute müssen wir uns auf die richtigen Methoden zur Quantifizierung des CO2-Fußabdrucks in einer Vielzahl von Bereichen verständigen, was eine Voraussetzung zur Bekämpfung des Klimawandels ist. Wie bei der Elektrizität ist die Notwendigkeit eines international standardisierten Ansatzes unabdingbar.


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Die horizontalen Normen von IEC/TC 111 können einige der international vereinbarten Benchmarks zur Verfügung stellen und so dazu beitragen, Vergleiche und Vorhersagen in einer wissenschaftlichen und weltweit anerkannten Art und Weise anzustellen bzw. zu treffen. Wissenschaftliche und international anerkannte Benchmarks werden Unternehmen davon abhalten, „Greenwashing“ zu betreiben, anstatt tatsächliche Maßnahmen zu ergreifen. Aber auch andere technische Komitees der IEC entwickeln gerade die vertikalen Normen, die für verschiedene Anwendungsfälle benötigt werden, egal ob in der Fertigung, bei medizinischen Apparaten oder Haushaltsgeräten, um nur ein paar Bereiche zu nennen.

Ein weiteres Beispiel dafür, wie wir die SDGs erfüllen, ist unsere Arbeit an der Norm IEC 63395, die den Umgang mit Elektromüll festlegt, von der Sammlung, der selektiven Abfallsortierung zur Wiederverwendung des Produkts oder seiner Komponenten bis zum Recycling, falls erforderlich. Eine solche Norm wird nicht nur dazu beitragen, ein gesundes Leben zu gewährleisten und das Wohlergehen aller zu fördern, was das wesentliche Anliegen von SDG 3 ist, sondern wird auch dazu beitragen, Städte und Siedlungen sicher, inklusiv und nachhaltig zu gestalten, was das Hauptanliegen von SDG 11 ist, sowie zu SDG 12, bei dem es um die Sicherstellung nachhaltiger und verantwortungsvoller Konsummuster geht. Es handelt sich dabei um eine Norm, die dazu beiträgt, die Welt zu einem besseren und nachhaltigeren Ort zu machen – für alle.


Bodenverschmutzung durch Elektroschrottrecycling
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Globale Bemühungen zur Bewältigung des Elektroschrottproblems

Elektroschrott ist ein großes Problem, das durch die technologische Weiterentwicklung stetig zunimmt. Es bedarf daher globaler Ansätze, um dieses Problem zielgerichtet zu adressieren.

Die elektrotechnische Normung investiert viele Ressourcen in die Erarbeitung von Normen, Standards und Richtlinien, um die anfallende Menge an Elektroschrott zu verringern.

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Wir arbeiten momentan auch an einem neuen Leitfaden mit dem Titel Material Circularity Considerations in Environmentally Conscious Design, der die wesentlichen Konzepte der Herstellung, Nutzung und Reparatur vereint. Dies wird uns ermöglichen, die Norm IEC 62430 zu überarbeiten, die Anforderungen an Unternehmen festlegt, die beabsichtigen, Umweltaspekte in das Design und die Entwicklung ihrer Produkte zu integrieren, um schädliche Umweltauswirkungen zu minimieren. Hierbei handelt es sich um ein gemeinsames Projekt mit ISO und wir hoffen, dass wir die neue Ausgabe gemeinsam veröffentlichen werden. Mit diesem Dokument werden wir nicht nur dazu beitragen SDG 3 und SDG 11 zu erfüllen, sondern auch SDG 12.

Daneben arbeiten wir an der ersten Ausgabe von IEC 63333, einer Norm, die eine allgemeine Methode zur Beurteilung des Anteils wiederverwendeter Komponenten in elektrischen und elektronischen Produkten vorschlägt. Diese internationale Norm basiert auf der europäischen Normenreihe EN 4555X von CEN/CENELEC.

Diese aus acht Normen bestehende Reihe ermöglicht es Herstellern, für die Kreislaufökonomie relevante Merkmale von Produkten verschiedener Marken zu vergleichen. Diese Normen beinhalten mehrere gemeinsame Definitionen und Berechnungsmethoden für Aspekte wie Reparierbarkeit, Wiederverwendbarkeit und Langlebigkeit von „energieverbrauchsrelevanten Produkten“, wozu eine Reihe von Haushaltsgeräten und IKT-Geräten zählen. Die Definition und Bewertung solcher Konzepte, und damit die Einführung des Konzepts der Messung, trägt dazu bei, die zuvor genannten SDGs, aber auch SDG 9 zu erfüllen, bei dem es darum geht, eine widerstandsfähige Infrastruktur aufzubauen, inklusive und nachhaltige Industrialisierung zu fördern und Innovationen zu unterstützen.


Nachhaltigkeitskonzept, dargestellt mit Sprechblasenstickern
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Circular Economy – Normung als Rückgrat einer nachhaltigen gesamtwirtschaftlichen Produktion

Die Circular Economy (Kreislaufwirtschaft) ist das Gegenmodell zur Linearwirtschaft, die seit Beginn der Industrialisierung die weltweiten Wirtschaftsmodelle dominiert hat. Ziel dieser Circular Economy ist eine Erhöhung der Ressourceneffizienz entlang der gesamten Wertschöpfungskette, insbesondere mit Blick auf die endlichen Ressourcen des Planeten.

Normen und Standards helfen dabei, dieses Ziel schon bei der Produktion zu berücksichtigen.

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Im Kampf, unseren Planeten zu einem besseren Ort zu machen, ist Zusammenarbeit der Schlüssel zum Erfolg. Das ist auch der Grund, warum wir, wann immer es möglich ist, mit ISO zusammenarbeiten, um die Auswirkungen der Normen von IEC/TC 111 auch auf andere Branchen wie die Luft- und Raumfahrtindustrie oder die Automobilindustrie auszuweiten.

Wir arbeiten darüber hinaus mit IECQ, dem IEC Quality Assessment System for Electronic Components, einem der vier Konformitätsbewertungssysteme der IEC, zusammen. Das System wird als Teil seines Approved Process (AP) Schemes, basierend auf IEC 62430, einen neuen Ökodesign-Service anbieten. Die „Entente Cordiale“ zwischen uns läuft bisher großartig.

Unsere Fachleute freuen sich sehr darauf, ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit allen anderen technischen Komitees der IEC und von ISO zu teilen und an gemeinsamen Initiativen mitzuwirken.


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Components & Technologies konzentriert sich auf Bauteile, Komponenten und Materialien, die in unterschiedlichsten Endprodukten verbaut werden und dort zur Anwendung kommen. Qualität und Eigenschaften der fertigen Produkte werden durch die eingesetzten Komponenten und Materialien entscheidend beeinflusst. Weitere Inhalte zu diesem Fachgebiet finden Sie im

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