Grünes Blatt mit einer Herzform auf einer Computer Schaltplatte
weerapat1003 - stock.adobe.com
17.04.2023 Fachinformation

Im Ökodesign bündelt Arbeitsgruppe IECQ Green Approach die Kräfte von IECQ und IEC/TC 111

Um eine eindeutige umweltrelevante Bewertung vorzunehmen zu können und diese in Lieferketten zu verankern, werden Normen für elektrische und elektrotechnische Produkte weiterentwickelt – auch um die im Wandel befindlichen EU-Ökodesign-Richtlinie abzubilden. Seit 2019 engagiert sich die Arbeitsgruppe IECQ Green Approach (WG 14) horizontal in IEC-Komitees und IECQ. Erste Ergebnisse hin zu einer Zertifizierung liegen vor.

IEC-Logo
IEC

Ein Artikel von Claire Marchand

Grün, nachhaltig, ökologisch, umweltfreundlich, umweltbewusst, umweltverantwortlich – diese Begriffe sind zunehmend Teil der Marketing-Sprache vieler Unternehmen. Sie alle wollen ihren Beitrag zur „Rettung des Planeten“ leisten und wollen damit in Verbindung gebracht werden. Aber, wie wird Nachhaltigkeit von Elektronik und Elektrotechnik konkret in die Normung eingebracht?

Kontakt
Dr. Tim Brückmann
Zuständiges Gremium
Downloads + Links

Ökodesign ist in Europa reglementiert – Richtlinien sind jedoch im Wandel

Das Stichwort in diesem Zusammenhang ist Ökodesign. Seit den 2000ern haben mehrere westliche Staaten und auch die Europäische Union, Gesetze und Verordnungen vorgeschlagen und/oder in Kraft gesetzt, um sicherzustellen, dass Hersteller umweltfreundlichere und kreislauffähigere Produkte herstellen.

Die Überarbeitung der EU-Ökodesign-Richtlinie von 2009 ist momentan in Arbeit. Vorgeschlagen wird ein Rahmen für die Festlegung von Ökodesign-Anforderungen für bestimmte Produktgruppen. Diese Anforderungen betreffen unter anderem die Haltbarkeit, Wiederverwendbarkeit, Nachrüstbarkeit und Reparierbarkeit von Produkten, das Vorhandensein von Stoffen, die die Kreislauffähigkeit beeinträchtigen, die Energie- und Ressourceneffizienz, den Recyclinganteil sowie die Wiederaufarbeitung und das Recycling.

So wird Ökodesign definiert

Umweltverträgliches Design bzw. Ökodesign ist ein Ansatz zur Gestaltung von Produkten und Dienstleistungen, der besonderes Augenmerk auf die ökologischen Auswirkungen eines Produkts, während seines gesamten Lebenszyklus richtet. Umweltverträgliches Design kann auch als Prozess der Einbeziehung umweltrelevanter Überlegungen in die Gestaltung und Entwicklung mit dem Ziel der Reduzierung umweltschädlicher Auswirkungen von Produkten während ihres Lebenszyklus definiert werden.

Elektrische und elektronische Produkte sind sehr geeignete Kandidaten für Ökodesign und daher für die IEC von großem Interesse.
 


Gruene Technologie Design
willyam / stock.adobe.com

Ökodesign-Richtlinie: mehr Ressourceneffizienz und ein Recht auf Reparatur

Das bunte Label mit den Energieeffizienzklassen für Elektrogeräte wird von Verbraucher*innen leicht verstanden. Seit 2005 sorgt eine EU-Rahmenrichtlinie, die vielen als Ökodesign-Richtlinie geläufig ist, systematisch für die Erhöhung von Energieeffizienz und Umweltverträglichkeit. Sie legt die Grundlage für zahlreiche Durchführungsverordnungen.

Zur Fachinformation

Umweltrelevante Aspekte und Organe in der internationalen Normung

Die IEC ist eine von vielen Organisationen, die die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs), die Themen wie Wasser, Energie, Klima, Meere, Urbanisierung und Technologie adressieren, begrüßt haben. Die internationalen Normen und Konformitätsbewertungssysteme der IEC leisten einen Beitrag zu allen 17 SDGs. Sie unterstützen lokale, regionale und nationale Behörden und Regierungen sowie die Industrie bei ihren Anstrengungen, eine nachhaltige und widerstandsfähige Infrastruktur aufzubauen, die sich positiv auf die Wirtschaft auswirkt und Innovationen sowie Best Practices im Qualitäts- und Risikomanagement fördert.

Die IEC hat jedoch nicht auf die SDGs gewartet, um sich mit umweltrelevanten Fragen auseinanderzusetzen, sondern ist bereits ihrerseits im Bereich Normenentwicklung und Konformitätsbewertung aktiv geworden. Es gibt mehrere internationale Normen, die sich mit Energie- und Materialeffizienz, Sicherheit von Geräten und Anlagen, Haltbarkeit sowie der Verwendung recycelter Komponenten beschäftigen. In den 2010ern hat die Kommission ein System zur Zertifizierung nach Normen für Geräte, die in Anwendungen im Bereich der erneuerbaren Energien, d.h. Solar-, Wind- und Meeresenergie, zum Einsatz kommen, das IEC System for Certification to Standards Relating to Equipment for Use in Renewable Energy Applications, IECRE, eingerichtet.

Die IEC hat zudem das technische Komitee IEC/TC 111: Umweltnormung für elektrische und elektronische Produkte und Systeme gegründet, das Normen für umweltbezogene Aspekte der Elektrotechnologie entwickelt.

Die Verwendung gefährlicher Substanzen ist ein weiteres Thema, mit dem sich die IEC schon früh auseinandergesetzt hat, sowohl in Form von Normen als auch in Form eines ihrer Systeme, die von IECQ, dem IEC Quality Assessment System for Electronic Components, zur Verfügung gestellt werden. Das Prozessmanagementsystem für gefährliche Substanzen, das IECQ Hazardous Substance Process Management (HSPM) Scheme, ist die perfekte Lösung für Hersteller und Lieferanten, die schadstofffreie (en: hazardous substance-free, HSF) elektronische Komponenten herstellen und vertreiben möchten.


Werden Sie Normungsexperte
kasto / stock.adobe.com

Mitgestalten und mitentscheiden

Verfügen Sie über eine technische Expertise und möchten Sie diese einbringen, um die elektrische Sicherheit und Interoperabilität auf Ihrem Fachgebiet weiter voranzubringen und Innovationen zu fördern? Ausgezeichnet, wir freuen uns auf Sie und Ihr Engagement in der Normung!

Ich möchte Normung aktiv mitgestalten

Arbeitsgruppe IECQ Green Approach entwickelt und koordiniert umweltfreundliche Ansätze

Seit 2019 und auf Anfrage des IEC Conformity Assessment Board (CAB) bündeln IECQ und TC 111 ihre Kräfte im Bereich Ökodesign.

Die Zusammenarbeit hat sich auf eine internationale Norm konzentriert, die von TC 111 entwickelt und im Oktober 2019 veröffentlicht wurde, IEC 62430, Umweltbewusstes Gestalten (en: Environmentally Conscious Design, ECD) – Grundsätze, Anforderungen und Leitfaden. Die Norm richtet sich an Organisationen, die umweltrelevante Aspekte in die Gestaltung und Entwicklung einbeziehen möchten, um negative Auswirkungen ihrer Produkte auf die Umwelt zu minimieren.

Auf IECQ-Seite wurde die Arbeitsgruppe WG 14, IECQ Green Approach, damit beauftragt, das Projekt gemeinsam mit TC 111 zu entwickeln. WG 14 wurde eingerichtet, um Dokumentationen für einen umweltfreundlichen Ansatz innerhalb der IECQ-Systeme und -Programme zu untersuchen und zu entwickeln sowie um bei Angelegenheiten der Konformitätsbewertung der IEC eine koordinierende Rolle zu spielen und eine Verbindung mit den technischen IEC-Komitees in diesem Bereich herzustellen. 

Knapp drei Jahre enge Kooperation zwischen den Fachleuten von IECQ WG 14 und TC 111 haben Früchte getragen. IECQ bietet nun einen Ökodesign-Service als Teil seines Approved Process (AP) Schemes.

Eine IECQ-AP-Zertifizierung kann auf jeden Prozess angewandt werden, der die Konformität von elektronischen Komponenten, damit zusammenhängenden Baugruppen oder Dienstleistungen mit den entsprechenden Normen beeinflussen kann. Dazu kann unter anderem die Produktentwicklung, die Herstellung von Leiterplatten, die Herstellung elektronischer Komponenten, die Bestückung von Leiterplatten, die Kontrolle elektrostatischer Entladungen (ESD) und sogar das Supply Chain Management gehören, um nur ein paar Beispiele zu nennen. 

Darüber hinaus ist die Elektrokomponentenbranche als Teil ihrer Fertigungsinfrastruktur auf eine Reihe von Unternehmen und Organisationen angewiesen, die verschiedene spezialisierte Dienstleistungen, die Verarbeitung und die Herstellung von Teilstücken und Materialien anbieten.

Organisationen, die über eine Zertifizierung nach IECQ AP verfügen, zeigen damit, dass ihre Anlagen und Fertigungslinien den Anforderungen des IECQ-Systems und den entsprechenden technischen Standards und Spezifikationen entsprechen.


Nachhaltigkeitskonzept, dargestellt mit Sprechblasenstickern
Jérôme Rommé / stock.adobe.com

Circular Economy – Normung als Rückgrat einer nachhaltigen gesamtwirtschaftlichen Produktion

Die Circular Economy (Kreislaufwirtschaft) ist das Gegenmodell zur Linearwirtschaft, die seit Beginn der Industrialisierung die weltweiten Wirtschaftsmodelle dominiert hat. Ziel dieser Circular Economy ist eine Erhöhung der Ressourceneffizienz entlang der gesamten Wertschöpfungskette, insbesondere mit Blick auf die endlichen Ressourcen des Planeten.

Normen und Standards helfen dabei, dieses Ziel schon bei der Produktion zu berücksichtigen.

Mehr erfahren

Der Weg hin zu Zertifikaten und Bewertung der Kooperation innerhalb der IEC

Bevor tatsächlich Zertifikate ausgestellt werden können, folgen die Beurteilung und Qualifizierung von Zertifizierungsstellen (CBs) und die Bewerkstelligung der Verfahren zur Bearbeitung der Anträge und der Ausstellung von Zertifikaten, die IEC 62430 im Rahmen der Zertifizierung beinhalten, wie in IECQ OD 62430, Application of IEC 62430 within IECQ for issuing IECQ approval process certification, festgelegt. Sobald sie qualifiziert ist, über das entsprechende Wissen zu IEC 62430 verfügt und damit vertraut ist, kann eine Zertifizierungsstelle Zertifikate ausstellen.

Die durch die enge Zusammenarbeit von Fachleuten von IECQ WG 14 und IEC/TC 111 erzielten Errungenschaften werden sicherlich auch als Vorbild für künftige Kooperationen zwischen technischen Komitees und Konformitätsbewertungssystemen dienen.

Weitere Informationen zu IECQ: www.iecq.org 


Interessiert an weiteren Inhalten zu Core Safety?

Fokusbild Core Safety & Information Technologies

Core Safety & Information Technologies umschließt alle Aspekte der Sicherheit: grundlegende  Sicherheitsanforderungen, funktionale Sicherheit, Informationssicherheit sowie deren Wechselwirkungen. Außerdem befasst sich Core Safety mit wichtigen Querschnittsthemen und definiert grundlegende Anforderungen die allgemein einzuhalten sind – zum Beispiel für Elektromagnetische Verträglichkeit, Umwelt- und Ressourceneffizienz, Schadstoffe, Größen, Einheiten und Kennzeichnungen. Weitere Inhalte zu diesem Fachgebiet finden Sie im

DKE Arbeitsfeld Core Safety & Information Technologies

Relevante News und Hinweise zu Normen