Obwohl Halogene viele Vorteile bieten, bergen sie auch Risiken: Halogenverbindungen setzen korrosive und giftige Gase frei, wenn sie von Feuer entzündet werden. Während des Ersten Weltkriegs waren Halogene ein aktiver Bestandteil des berüchtigten Senfgases, das Blindheit und Ersticken verursachte.
In der schlimmsten Katastrophe in der Geschichte der Telekommunikation brach im Mai 1988 im Hinsdale Central Office, einer Telefonvermittlungsstelle in den USA, ein Feuer aus. Der schwere Rauch des Feuers verursachte umfangreiche Schäden an den Geräten und führte zum Ausfall des Dienstes für Tausende von Kunden. Der zentrale Prozess der Telefonzentrale war zwar nicht direkt am Brand beteiligt, musste jedoch aufgrund der Auswirkungen von Säurekorrosion ersetzt werden.
Toxische Dämpfe, die durch Halogenverbindungen freigesetzt werden, sind ein weiterer Grund zur Besorgnis. Zusätzlich zu den materiellen Schäden, die durch den Brand in Hinsdale verursacht wurden, führten giftige Dämpfe, die von der brennenden Elektronik emittiert wurden, dazu, dass einige der Feuerwehrleute chemische Dämpfe einatmeten. In ähnlicher Weise führte im Jahr 2003 ein verheerender Brand in einer U-Bahn-Station im südkoreanischen Daegu zu einem toxischen schwarzen Rauch, der die Feuerwehrleute mehr als drei Stunden lang daran hinderte, die Station zu betreten, um die Opfer zu retten.
Da bei der Verbrennung von halogenierten Werkstoffen Giftstoffe in die Atmosphäre freigesetzt werden, besteht in Ländern, in denen die Entsorgung von Elektro- und Elektronikgeräten nicht gut geregelt ist, die Gefahr der Entstehung einer Giftmüllumgebung. Infolgedessen haben einige Länder Vorschriften erlassen, um die Verwendung bestimmter gefährlicher Stoffe einzuschränken. In Europa wurden einige halogenierte Verbindungen aufgrund ihrer hohen Toxizität eingeschränkt.
Im Jahr 2018 hat die IEC eine neue Ausgabe der Norm IEC 62474 zur Berichterstattung zu gefährlichen Stoffen herausgegeben. Im Rahmen dieser Norm pflegt die IEC eine Datenbank der relevanten Vorschriften in Bezug auf Halogensubstanzen in elektrischen und elektronischen Produkten. Darüber hinaus haben eine Reihe von technischen Komitees der IEC Normen entwickelt, die Kriterien zur Begrenzung der Menge an Halogenen in Anwendungen enthalten, bei denen die Sicherheit im Brandfall gewährleistet sein muss wie beispielsweise bei elektrischen Kabeln.
In jüngster Vergangenheit sind Halogene angesichts der sich abzeichnenden Ressourcenknappheit und der zunehmenden Aufmerksamkeit, die dem Recycling von Materialien wie Flammschutzmitteln geschenkt wird, auf den Prüfstand gekommen. In Europa wurden Gesetze erlassen, die die Verwendung halogenierter Flammschutzmitteln in bestimmten Kunststoffen, wie etwa in den Gehäusen von elektronischen Displays, einschränken.
Die Hersteller haben auch damit begonnen, sich mit Bedenken bezüglich bestimmter Halogenstoffe auseinanderzusetzen, indem sie Produkte mit begrenztem Halogengehalt entwickeln. Die zur Beschreibung des Halogengehalts verwendeten Begriffe sind jedoch nicht genormt und können je nach Hersteller, Branche oder den Produkten, für die der Werkstoff verwendet wird, oft unterschiedliche Bedeutungen haben.