Eine Person spricht auf einer Versammlung
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18.07.2025 Kurzinformation

Normung in Europa gemeinsam gestalten: HAS-Forum bringt zentrale Akteure an einen Tisch

Im ersten Halbjahr 2025 fand in den Räumlichkeiten des VDMA in Frankfurt am Main das zweite Forum zum Harmonized Standards (HAS) System statt – ein intensiver und konstruktiver Austausch zwischen der Europäischen Kommission, HAS-Consultants, Vertreter*innen der technischen Gremien sowie weiteren Stakeholdern aus dem Bereich der Normung.

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Christian Marian
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Das Harmonized Standards (HAS) System ist ein System der Europäischen Union, das zur Bewertung harmonisierter Europäischer Normen dient. Es wird insbesondere im Zusammenhang mit der CE-Kennzeichnung und der EU-Konformitätsbewertung verwendet.  Aufbauend auf der erfolgreichen Veranstaltung von 2023 lag der Fokus in diesem Jahr auf konkreten Herausforderungen in den sektoriellen Rechtsakten und auf der Stärkung der Zusammenarbeit innerhalb des HAS-Systems.

Impulse aus erster Hand: Vertreter*innen von EU-Kommission, HAS-Consultants und technischen Gremien im offenen Austausch

Nach der Begrüßung durch die Veranstalter (DKE, DIN, VDMA und ZVEI) gaben Vertreter der Europäischen Kommission (Federico Musso), von Ernst & Young (Daan Bijwaard), ein HAS-Consultant (Francisco Javier Verdera Marí), CCMC (Frédéric Mlanao) sowie ein Vertreter der Technischen Komitees (Dr. Frank Wohnsland) wichtige Einblicke in aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen des HAS-Systems wie beispielsweise Verzögerungen bei der Listung internationaler Normen im Amtsblatt der Europäischen Union oder den vielzähligen negativ-bewerteten HAS Assessments.
 

Dialog statt Silodenken: Bessere Kommunikation ist der Schlüssel zu besseren Normen

In einer anschließenden Fishbowl-Diskussion hatten die Teilnehmer*innen die Möglichkeit, sich direkt mit den Impulsgebern auszutauschen. Die Diskussion zeigte deutlich: Die Zusammenarbeit aller Beteiligten ist entscheidend, um die Qualität harmonisierter Normen zu sichern – und um künftig negativ-bewertete HAS-Assessments zu vermeiden.

Ein zentrales Learning: Viele Informationen, die im Rahmen dieser Diskussion geteilt wurden – etwa die aktuelle Position der EU-Kommission zur Listung international-basierter Normen – erreichen die technischen Gremien im Tagesgeschäft oftmals nicht. Der direkte Dialog half, Wissenslücken zu schließen und förderte das gegenseitige Verständnis.

Zudem wurde im Forum eines klar: Alle Akteure – ob auf Seiten der EU-Kommission, der HAS-Consultants oder der Normungsgremien – verfolgen ein gemeinsames Ziel: die Schaffung verlässlicher, harmonisierter Normen als Grundlage für einen starken und sicheren Europäischen Binnenmarkt.



Containerfrachtschiff im Ozean
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Der hohe Wert harmonisierter Europäischer Normen für die Industrie

Von effizienten Normungsprozessen in Europa profitieren innovationsstarke Mittelständler. Und damit der Europäische Binnenmarkt. Im Interview gibt Pepperl+Fuchs CEO Dr.-Ing. Gunther Kegel seine Perspektive aus Sicht eines deutschen Unternehmens. 

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Herausforderungen gemeinsam angehen: Breakout Sessions zu LVD, EMCD und MR liefern konkrete Lösungsansätze

Am Nachmittag wurden die drängendsten Herausforderungen in drei parallelen Breakout Sessions zu den Bereichen Niederspannungsrichtlinie (LVD), Elektromagnetische Kompabilitäts-Richtlinie (EMCD) sowie Maschinenverordnung (MR) vertieft. Gemeinsam mit den HAS-Consultants und den Vertreter*innen aus den Normungsgremien wurden hier konkrete Herausforderungen identifiziert und erste Lösungsansätze erarbeitet. So wurden unter anderem Trainingsbedarfe identifiziert und die Erstellung von Leitfäden gefordert, welche die Expert*innen bei ihrer Normerstellung unterstützen.

Transparenz schafft Vertrauen: HAS-Consultants und technische Gremien im offenen Dialog über Bewertungen und Prozesse

Besonders wertvoll: Die HAS-Consultants erläuterten ihre Bewertungen des HAS Assessments detailliert, während die Gremien die Gelegenheit nutzten, ihre Perspektive und ihre Herausforderungen im Prozess darzulegen. Genannt wurde dabei das mitunter komplexe Zusammenspiel von internationalen und Europäischen Normen oder auch der Mangel an Kommunikation mit den HAS-Consultants seitens der Gremien. So entstand ein echter Dialog auf Augenhöhe mit einem gemeinsamen Ziel: 

Das HAS-System verständlich, effizient und rechtssicher zu gestalten.
 


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Zentrale Erkenntnisse auf einen Blick: Was das HAS-Forum 2025 für die Zukunft der Normung bedeutet

Aus der Veranstaltung ergeben sich mehrere zentrale Erkenntnisse:

  • Schulungsbedarf: Technische Komitees benötigen gezieltere Unterstützung – z. B. bei der Erstellung von Risikobeurteilungen.
  • Kommunikation stärken: Der Austausch zwischen Gremien, HAS-Consultants und der Europäischen Kommission muss verstetigt und institutionalisiert werden.
  • Verbesserungspotenziale sichtbar gemacht: Die Veranstaltung bot Raum, Unverständnis und Herausforderungen offen zu adressieren – ein wichtiger Schritt, um langfristig das Vertrauen in den Prozess zu stärken.
  • Gemeinsames Verständnis schaffen: Nur wenn alle Beteiligten ein gemeinsames Verständnis für Anforderungen und Rollen im HAS-System entwickeln, kann die Entwicklung harmonisierter Normen gelingen.

Brücken bauen für Europa: Die Rolle der Normung als Plattform für Austausch, Transparenz und Zusammenarbeit

Als nationale Normungsorganisation sieht die DKE es als ihre Aufgabe, den Dialog zwischen technischen Normungsgremien und politischen Akteuren aktiv zu gestalten. Das HAS-Forum 2025 ist ein Beispiel dafür, wie die Nomrung Plattformen schafft, um Informationen transparent zu machen, Herausforderungen offen zu diskutieren und gemeinsam Lösungen zu entwickeln.
 


Eingang des 1999 eingeweihten Louise-Weiss-Gebäudes, offizieller Sitz des Europäischen Parlaments mit Plenarsaal
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Europäische Normen: ein Erfolgsfaktor für den EU-Binnenmarkt

Die Europäischen Normen bilden heute ein wichtiges Fundament für den EU-Binnenmarkt. Sie sind ein strategisches Instrument für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und die EU-Wirtschaftspolitik. Die Europäischen Normungsorganisationen erarbeiten sie anhand der Anforderungen aus der Industrie oder auch im Auftrag der EU-Kommission in Form von Normungsaufträgen.

Nationale Expert*innen bei der DKE engagieren sich in den Europäischen Normungsorganisationen für die Weiterentwicklung von elektrotechnischen Normen.

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Fazit: Gemeinsam Normung in Europa gestalten

Das HAS-Forum 2025 hat eindrucksvoll gezeigt, wie wichtig der direkte Austausch zwischen allen Beteiligten im Normungsprozess ist – von der EU-Kommission über die HAS-Consultants bis hin zu den technischen Gremien. Aufbauend auf dem erfolgreichen Dialog von 2023 wurde erneut deutlich: Nur durch kontinuierliche Zusammenarbeit, gegenseitiges Verständnis und transparente Kommunikation kann das Ziel erreicht werden, verlässliche und praxisnahe harmonisierte Normen für den europäischen Binnenmarkt zu schaffen. Die Veranstaltung war ein weiterer Schritt auf dem Weg zu einem effizienteren, verständlicheren und zukunftsfähigen HAS-System – getragen von einem gemeinsamen Gestaltungswillen.
 


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