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08.05.2023 Kurzinformation

DKE Mentoring-Programm unterstützt und begleitet neue Mitglieder auf ihrem Weg in die Normung

Seit etwa zwei Jahren gibt es das DKE Mentoring Programm und ist für alle Gremienmitglieder offen, die sich vertiefend auf die Gremienarbeit vorbereiten wollen.

Dr. Markus Pfaffinger und Dr. Martin Thedens haben als Mentee und Mentor am DKE Mentoring-Programm teilgenommen. Im Interview sprechen sie mit uns über ihren Weg in die Normung, die Offenheit erfahrener Gremienmitglieder und den Mehrwert des Mentoring-Programms.


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Alena Widder
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Interview mit Dr. Markus Pfaffinger und Dr. Martin Thedens

DKE: Hallo Markus, hallo Martin. Stellt euch unseren Leserinnen und Leser bitte einmal vor: Wer seid ihr und was macht ihr?

Markus: Ich komme auf Fürth und habe ursprünglich Mathematik und Physik auf Lehramt studiert. Nach meiner Promotion bin ich zur Schischek GmbH gegangen, die explosionsgeschützte Geräte für Lüftungsanlagen herstellt.

In die Normung bin ich „reingerutscht“ indem ich unseren Zulassungsbeauftragten in seiner Elternzeit vertreten habe und ihn seitdem unterstütze. Ich habe mich als Explosionsschutzbeauftragter weitergebildet und habe dabei Leute kennengelernt, die mich auf die Next Generation DKE aufmerksam gemacht haben.

Martin: Ich komme aus Kiel und habe Elektrotechnik studiert. Nach meinem Studium in Braunschweig bin ich an die Physikalisch Technische Bundesanstalt (PTB) gewechselt, das metrologische Staatsinstitut der Bundesrepublik. Dort haben wir eine kleine Einheit im Themenbereich des Explosionsschutzes. In diesem Bereich habe ich promoviert. Wir beschäftigen uns neben Dienstleistungsanfragen auch mit Grundlagenforschung und Entwicklung.

Darüber hinaus sind wir sehr aktiv in der Gremienarbeit. Ich bin nach dem Motto „Mach einfach mal“ zur Normung gekommen und habe mich seitdem national bei der DKE und international bei der IEC weiterentwickelt. Ich leite inzwischen unter anderem das Gremium DKE/K 241, das zuständig ist für den elektrischen Explosionsschutz von Geräten, und das das Gremium IEC/TC 31, also das entsprechende Komitee auf internationaler Ebene.

Der Weg in die Normung führt nicht selten über den bekannten „Sprung ins kalte Wasser“

DKE: Ihr habt euren Einstieg in die Normung bereits angeschnitten, aber beschreibt gerne noch einmal eure Eindrücke.

Markus: Mein Zugang zur Normung war relativ einfach. Im Zusammenhang mit der Vertretung meines Kollegen wurde ich gefragt: „Möchtest du dir das einmal anschauen und übernehmen?“ Dadurch hatte ich erstmals Kontakt zu dem Thema, wenn z. B. Behörden Rückfragen zu Dokumentationen hatten.

Im Bereich explosionsfähiger Atmosphären und in Verbindung mit meiner Schulung zum Ex-Beauftragten ging es auch um Rechte und Pflichten des Ex- Beauftragten in der Firma. Unsere Aufgabe ist es, nach den entsprechenden Normen und Standards zu testen und zu produzieren. Daher kam auch mein Interesse, zu sehen, wie eine Norm eigentlich entsteht und wie man daran mitarbeiten kann.

Martin: Die PTB arbeitet an verschiedenen Stellen in der Normung mit. Mein damaliger Fachgruppenleiter hatte den Vorsitz im nationalen Normungsgremium für unsere Grundlagennorm und wollte seine Position nicht mehr fortführen. Daraufhin hat er mich gefragt, ob ich das gerne übernehmen würde – also der bekannte „Sprung ins kalte Wasser“. 

Im gleichen Jahr wurde mir der Vorsitz für ein Komitee auf IEC-Ebene angeboten. Damals gab es kein Programm wie Young Professional oder Next Generation DKE. Durch die Unterstützung der erfahrenen Normerinnen und Normer habe ich das aber gut geschafft und auch Zugang zu vielen Komitees, Arbeitskreisen und Maintenance Teams bekommen. Ich fand es damals gut, dass man an die Hand genommen wurde, auch ohne die mittlerweile eingeführten Programme. Das war jetzt vor 15 Jahren. Und jetzt hoffe ich darauf, junge Normer*innen begleiten zu dürfen.


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DKE

DKE Mentoring Programm

Mit dem DKE Mentoring Programm haben neue sowie erfahrenere Normer*innen die Chance, sich vertiefend auf die Gremienarbeit vorzubereiten und Wissenslücken zu schließen. Expert*innen mit längerer Erfahrung in der internationalen Normungsarbeit stehen hierbei als Mentor*innen mit ihrer umfassendem Expertenwissen zur Seite.

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Normung muss offen sein für junge Menschen und regelmäßig vorhandene Programme bewerben

DKE: Wie seid ihr auf das Mentoring-Programm aufmerksam geworden und warum wolltet ihr euch als Mentee und Mentor anmelden?

Markus: Ich war zu dem Zeitpunkt in der Next Generation DKE aktiv und Alena Widder, Leiterin des Mentoring-Programms, hatte mir das Konzept vorgestellt. Ich fand das super interessant und habe mir einen Mentor oder eine Mentorin aus meinem Bereich gewünscht. Daraufhin wurden Martin und ich gematcht. Anschließend war auch die Hemmschwelle kleiner, mich für den Arbeitskreis DKE/AK 241.0.14 zu bewerben. Mittlerweile werde ich dort als Mitglied geführt.

Martin: Ich habe durch ein DKE Inforundschreiben von dem Programm erfahren und aus meiner Sicht war klar: Da möchte ich unbedingt mitmachen. Mit Markus hat es super gepasst, auch fachlich. Persönlich wäre ich auch offen für einen fachübergreifenden Austausch. In unseren Komitees und Arbeitskreisen bewerbe ich regelmäßig das Mentoring-Programm, weil ich es als wichtig empfinde, dass wir offen für junge Menschen sind, die sich für Normung interessieren. Solche Aufrufe müssen immer wieder und regelmäßig gestartet werden.

Mitglieder in den Gremien bieten weitere Unterstützung für junge Menschen in der Normung an

DKE: Wie gestaltet ihr eure regelmäßigen Treffen und was würdet ihr anderen Teilnehmenden bei der Koordination der Treffen empfehlen?

Markus: Wir haben uns etwa einmal im Quartal getroffen. Zu Beginn hat mich Martin in die Welt der Normung eingeführt – von IEC über CEN/CENELEC bis hin zur DKE, also international, europäisch und national. Dazu die Schnittstellen und Abkürzungen, wie alles zusammenhängt, woher Spiegelgremien kommen und was die Idee dahinter ist.

Dann hat Martin für mich Kontakt zu einem Kollegen von ihm aufgebaut. Mit ihm konnte ich mich dann zusätzlich thematisch austauschen. Martin war also für die Struktur in der Normung Ansprechpartner und sein Kollege für fachspezifische Fragen. Vorher hätte ich nie gedacht, dass ich einfach fremde Menschen in einem Arbeitskreis anschreiben kann und die Kontaktdaten so einfach auf entsprechenden Seiten finde. Auch, dass sich die Mitglieder mit den Fragen befassen würden, wenn es Sachverhalte gibt, die man als Mentee nicht versteht, hätte ich nicht gedacht. Das war eine sehr positive Erfahrung für mich.

Martin: Wir hatten Pandemie und haben gelernt, online zu arbeiten und Sitzungen abzuhalten. Über Webkonferenz-Tools waren regelmäßige Treffen bei Gesprächsbedarf möglich. Reisen wäre auch möglich aber sicherlich schwieriger zu koordinieren gewesen.

In den unterschiedlichen Studiengängen braucht es viel mehr inhaltlichen Bezug zur Normung

DKE: Beim Mentoring-Programm geht es um den persönlichen Erfahrungsaustausch mit dem Ziel, dass beide voneinander lernen. Gibt es abseits der fachlichen Schnittmengen neue Bereiche, die ihr für euch entdecken konntet?

Markus: Wir haben viel über die Next Generation DKE geredet und überlegt, wie wir weiter daran arbeiten können, junge Menschen in die Normung zu holen. Ohne das Mentoring wäre ich wahrscheinlich nicht auf die Idee gekommen, mich aktiv einzubringen und mich für einen Arbeitskreis zu bewerben. Manche werden vielleicht schon im Studium an das Thema herangeführt, bei mir war das mit dem Studiengang Physik aber vermutlich einfach nicht vorgesehen. Insofern braucht es auch mehr inhaltliche Bezüge zur Normung in den verschiedenen Studiengängen.

Martin: Offen sein für junge Meschen, das hatten wir angesprochen, das muss auf allen Ebenen geschehen. Für Unternehmen muss klar sein, dass das Mitwirken in der Normung kein Ballast ist, sondern viele Mehrwerte liefert. Die Mitarbeit in der Normung kann auch auf persönlicher und sozialer Ebene von Vorteil sein, gerade auch auf internationaler Ebene. Ich finde, dass Normung auch sehr viel Spaß machen kann. Für das Bewusstsein der nächsten Generation junger Normerinnen und Normer müssen wir kämpfen und es auch in die Bereiche tragen, die noch nicht in der Normungsarbeit aktiv sind. 


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Mit einem persönlichen Ansprechpartner sinkt die Hemmschwelle, sich aktiv in die Themen einzubringen

DKE: Welchen Mehrwehrt zieht ihr bisher aus dem DKE Mentoring-Programm?

Markus: Der große Mehrwert ist der direkte Ansprechpartner, der sich in der Normung auskennt. Das ist eine Stärkung, wenn man weiß, was auf einen zukommen kann. Die Hemmschwelle über fachliche Themen zu diskutieren reduziert sich somit.

Martin: Da kann ich kaum noch etwas hinzufügen. Die erfahrenen Normerinnen und Normer in den Gremien müssen die Hintergründe erklären und Fragen zulassen. Ein Mentee kann nicht wissen, was vor zehn Jahren im Gremium zu einem bestimmten Thema oder Sachverhalt diskutiert wurde. Durch das DKE Mentoring-Programm wird auch noch einmal deutlich, dass dies die Politik der DKE ist: Akzeptanz schaffen und offen sein für junge und an der Normung interessierte Menschen.

Mehr Werbung für das DKE Mentoring-Programm und eine zentrale Veranstaltung für alle Teilnehmenden

DKE: Was würdet ihr euch für die Zukunft des DKE Mentoring-Programms wünschen?

Markus: Zwei Sachen. Erstens, noch mehr Werbung. Ich bin zufällig reingekommen. Ich hätte das Programm wahrscheinlich nicht gefunden. Zweitens, reale Treffen in Offenbach oder die Schaffung eines Forums für den gemeinsamen und persönlichen Austausch wären großartig. Oder auch ein einjähriges Abschlusstreffen der jeweiligen Mentoren und Mentees wäre schön.

Martin: Die Antworten von Markus freuen mich, denn wir haben uns vor dem Interview nicht abgestimmt. Aber das sind genau die zwei Punkte, an die ich auch gedacht habe. Eine zentrale Veranstaltung in Offenbach, wo alle Mentor*innen und Mentees zusammenkommen. Und einfach noch mehr Werbung für das Mentoring Programm sowie die Normung selbst.

DKE: Das DKE Mentoring Jahr ist für euch beide bald vorbei. Werdet ihr euch auch in Zukunft weiterhin austauschen?

Markus: Auf jeden Fall! Wir bleiben in Kontakt. Eventuell sieht man sich im „realen Leben“. Von meiner Seite aus gibt es dazu die Möglichkeit im Arbeitskreis. In ferner Zukunft vielleicht auch auf IEC-Ebene, wenn ich aktiv werde.

Martin: Wir bleiben in jedem Fall in Kontakt.

DKE: Herzlichen Dank für das Gespräch und eure Teilnahme am Mentoring-Programm der DKE. Wir wünschen euch alles Gute für den weiteren Weg in der Normung und für eure Zusammenarbeit.

Wir bedanken uns für dieses Interview bei

Portraitfoto Markus Pfaffinger

Dr. Markus Pfaffinger

Test Engineer, Schischek GmbH

Experte im Normungsgremium DKE/AK 241.0.14

Portraitfoto Markus Pfaffinger

Test Engineer, Schischek GmbH

Experte im Normungsgremium DKE/AK 241.0.14

Portraitfoto Martin Thedens

Dr. Martin Thedens

Head of Department „Explosion Protection in Sensor Technology and Instrumentation“, Physikalisch-Technische Bundesanstalt

Vorsitzender der Normungsgremien IEC/TC 31 und DKE/K 241

Portraitfoto Martin Thedens

Head of Department „Explosion Protection in Sensor Technology and Instrumentation“, Physikalisch-Technische Bundesanstalt

Vorsitzender der Normungsgremien IEC/TC 31 und DKE/K 241


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