Interview mit Bernd Zeilmann
Vorzüge von Gleichstrom gegenüber Wechselstrom in der Industrie, im Privaten und im Stromnetz
DKE: Könnte der Gleichstrom schon bald den Wechselstrom ablösen?
Zeilmann: Die Übertragungs- und Verteilnetze sowie die meisten Gebäudeinstallationen arbeiten mit Wechselstrom. Allerdings brauchen Steuerelektronik sowie Mess- und Automatisierungstechnik in Maschinen und Anlagen Gleichstrom. Photovoltaikanlagen produzieren und Elektrofahrzeuge benötigen Gleichstrom genauso wie Batteriespeicher. Die meisten Anwendungen nutzen ebenfalls Gleichstrom vom Computer hin bis zur Beleuchtung. Hier wird der Wechselstrom aus dem Hausanschluss mit über zehn Prozent Verlust teilweise mehrmals umgewandelt.
Der Vorteil von Gleichstrom ist, dass man geringere Wandlungsverluste hat, wenn man den erzeugten Gleichstrom direkt nutzt. Zudem ist das Ziel der Sektorenkopplung, Fahrzeug- und Gebäudetechnik sowie ihre Speicher mit dem lokalen Stromnetz zu verbinden, um die Versorgungssicherheit und Netzstabilität zu gewährleisten. Da ist es effizienter, direkt mit Gleichstrom zu arbeiten.
Hierzu gibt es bereits Erfahrungen aus „DC-INDUSTRIE“ und Praxisprojekten wie die NExT Factory. Wir haben anders als beim Wechselstrom keine Blindleistung und Asymmetrie. Wir arbeiten mit Spannungen im Bereich von 600 bis 800 Volt. Die Leitungen kommen mit weniger Kupfer aus als bei 230 oder 400 Volt Wechselstrom. Das sind unschlagbare Vorteile.
Der einzige Nachteil ist im Moment, das sich Gleichstromanwendungen noch nicht in der Serie durchgesetzt haben und es am Markt zu wenig zugelassene Komponenten gibt. Deshalb sind die Kosten im Moment höher als für Wechselstromanwendungen.