KI in kerntechnischen Anlagen
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12.02.2021 Kurzinformation

Einsatz Künstlicher Intelligenz auch in der Instrumentierung und Leittechnik kerntechnischer Anlagen

Neue Expertengruppe des IEC/SC 45A gegründet

KI und Kerntechnik – schon lange ein Thema

Der Einsatz Künstlicher Intelligenz in der Instrumentierung und Leittechnik kerntechnischer Anlagen wurde bereits vor mehr als 30 Jahren durch die IAEA (International Atomic Energy Agency) thematisiert. Vom 10. bis 12. Oktober 1989 fand dazu in Helsinki ein „IAEA Specialists‘ Meeting on Artificial Intelligence in Nuclear Power Plants“ mit großer internationaler Beteiligung von 105 Experten aus 17 Ländern statt. In den 1990er Jahren folgten dann eine Reihe von Veröffentlichungen zum Einsatz neuronaler Netzwerke und Künstlicher Intelligenz in Kernkraftwerken.

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Georg Vogel
Zuständiges Gremium
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Dann wurde es zunächst still um diese Thematik. Der Ersatz analoger, fest verdrahteter Technik durch digitale, rechnerbasierte Systeme für Instrumentierung und Sicherheitsleittechnik kerntechnischer Anlagen erforderte ein Umdenken von der reinen Systemorientierung hin zur funktionsbezogenen Kategorisierung, wie sie durch IEC/SC 45A schließlich 1993 in der ersten Ausgabe der IEC 61226 manifestiert wurde. Daraufhin wurde ein auf diese Kategorisierung der auszuführenden leittechnischen Sicherheitsfunktionen basierendes kerntechnisches IEC-Normenwerk geschaffen, welches in wichtigen Teilen als DIN-EN- und DIN-IEC-Normen mit Klassifikation VDE 0491 national umgesetzt ist und laufend weiterentwickelt wird (-> Liste der Normen mit VDE 0491).

Internationale Expertengruppe

Am 9. Oktober 2020 fand nun die jüngste Plenarsitzung des IEC/SC 45A „Instrumentation, control and electrical power systems of nuclear facilities“ virtuell statt. Eines der Themen auf der Tagesordnung war der chinesische Vorschlag zur Einsetzung einer IEC-Expertengruppe, die sich mit dem möglichen Einsatz Künstlicher Intelligenz in der Instrumentierung und Leittechnik kerntechnischer Anlagen befassen soll. Konkrete neueste Entwicklungen auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz sollen auf ihre Anwendbarkeit für die Erhöhung der Sicherheit kerntechnischer Anlagen überprüft und geeignete Empfehlungen und Anforderungen formuliert werden.

Der chinesische Vorschlag wurde angenommen und es erfolgte ein bis 8. Januar 2021 terminierter Call for Experts. Erste Aufgabe ist die Erstellung eines Technical Reports „to define the orientations to take for the development of AI IEC/SC 45A standards“. Insbesondere soll dieser Bericht eine Empfehlung für eine künftige Normenreihe des IEC/SC 45A vorgeben und sich so weit wie möglich auf bestehende IEC- und ISO-Normen zur Künstlichen Intelligenz beziehen. Ausdrücklich benannt wurde der Bezug auf Arbeiten des ISO/IEC JTC 1/SC 42 „Artificial Intelligence“.

Fazit der Veranstaltung

„The rapid growth in AI will enable the next digital transformation in nuclear industry“. Jedoch werden Internationale Normen benötigt, um eine gemeinsame Terminologie zu vereinbaren und die Akzeptanz und breite Anwendung der neuen Technologie zu fördern.

Deutschland wird über DKE/UK 967.1 „Elektro- und Leittechnik für kerntechnische Anlagen“ aktiv in der neuen Expertengruppe mitarbeiten und hat dazu selbst mehrere deutsche Mitarbeiter benannt.


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