Kleine Produkt-Paket-Boxen und Einkaufstasche in Warenkorb mit Laptop-Computer, Web-Shop auf dem Bildschirm für Online-Shopping
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29.10.2024 Fachinformation

Die Macht der Verbraucherinnen und Verbraucher

Nachhaltigkeit entwickelt sich zu einer der obersten Prioritäten von Verbraucher*innen. Und damit wächst auch die Nachfrage nach verlässlichen Informationen über die Umweltverträglichkeit von Produkten. Gleichzeitig braucht es allerdings eine größere Auswahl an nachhaltigen Produkten auf dem Markt.

Ein Beitrag von Priyanka Dasgupta für IEC e-Tech.

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Raymond Puppan

Das erwartet Sie in diesem Artikel:

  • Greenwashing zerstört das Vertrauen von Verbraucherinnen und Verbrauchern
  • Gleichgewicht zwischen Verbrauch und Nutzung natürlicher Ressourcen
  • Normung unterstützt den Markt durch Ökodesign-Zertifizierung
  • Normen und Vorschriften ergänzen sich gegenseitig

Einer Studie aus dem Jahr 2022 zufolge ist für 66 Prozent der Verbraucher*innen weltweit Nachhaltigkeit einer der fünf wichtigsten Kriterien bei ihrer Kaufentscheidung. Nach der Pandemie wurden Statistiken veröffentlicht, die zeigen, dass bei den Menschen heutzutage Gesundheit, Sicherheit und Nachhaltigkeit bei ihren Kaufentscheidungen im Vordergrund stehen, selbst in Ländern, in denen Entscheidungen auf dieser Grundlage bisher als Luxus angesehen wurden.

Es gibt eine Fülle von Daten, die zeigen, dass Verbraucher*innen zunehmend nachhaltige Produkte bevorzugen. Das hat einige Unternehmen dazu veranlasst, sich verstärkt mit ihrem ökologischen Fußabdruck auseinanderzusetzen und als Reaktion auf die Nachfrage der Verbraucher*innen an nachhaltigen Ansätzen zu arbeiten. Dies ist ein deutlicher Beweis für die Macht der Verbraucher*Innen. Aber reicht das, um Unternehmen dazu zu bringen, ihre Schadstoffemissionen deutlich zu senken und weniger Elektromüll zu produzieren?

Greenwashing zerstört das Vertrauen von Verbraucher*innen

Die Realität ist nicht so einfach. Es gibt mehrere wichtige Fragestellungen, von der Notwendigkeit der Schaffung staatlicher Anreize und Vorschriften bis zur internationalen Zusammenarbeit in der Politikgestaltung. Selbst wenn man die Macht auf Seite der Käfer*innen betrachtet, stellt sich die Frage, warum manche von ihnen der Nachhaltigkeit immer noch keine Priorität einräumen. Diese Verbraucher*innen stellen die Notwendigkeit von Nachhaltigkeit nicht zwangsläufig grundsätzlich infrage. Eventuell ist der hohe Preis einiger nachhaltiger Waren ein Faktor, der ihre Kaufentscheidung beeinflusst, oder vielleicht die mangelnde Verfügbarkeit von nachhaltigen Produkten.

Ein weiterer Faktor ist die schädliche Wirkung übertriebener Umweltaussagen oder Greenwashing. Wenn die Behauptungen einer Marke bezüglich ihrer Umweltfreundlichkeit nicht ehrlich erscheinen, verlieren Verbraucher*innen leicht das Vertrauen in die Produkte. Folglich besteht ein Bedarf an mehr Informationen und Klarheit über die nachhaltigen Praktiken eines Produkts oder eines Unternehmens, das dafür wirbt.


grüne Farbe mit Pinsel - Produktkonzept Illustration
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Wie Zertifizierung durch unabhängige Dritte Greenwashing entgegenwirkt

Wir fühlen uns gut, wenn wir auf Produkten etwas von „nachhaltig“, “umweltfreundlich“ oder „gut für die Umwelt“ lesen. Und wir vertrauen gerne darauf. Aber wie sicher können wir überhaupt sein, dass diese Angaben auch wirklich stimmen? Eigentlich gar nicht.

IEC-Konformitätsbewertungssysteme, wie beispielsweise IECQ, liefern dringend benötigte Instrumente, um diese Umweltangaben von Unternehmen zu messen und zu verifizieren. Die Normung trägt so dazu bei, Greenwashing durch Unternehmen zu verringern.

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Der Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft

Zunächst ist es wichtig, die Rahmenbedingungen für einen nachhaltigen Markt zu verstehen. Um eine nachhaltige Zukunft zu gewährleisten, muss der Weg in die Zukunft auf einem Kreislaufmodell beruhen.

Eine Kreislaufwirtschaft legt den Schwerpunkt auf die Wiederverwendung und das Recycling von Produkten, um ein Gleichgewicht zwischen Verbrauch und Nutzung natürlicher Ressourcen herzustellen, die Umweltauswirkungen zu begrenzen und die Treibhausgasemissionen zu verringern. Der Elektroniksektor dient als gutes Beispiel:

Die Europäische Umweltagentur hat 2020 einen Bericht veröffentlicht, wonach elektronische Geräte häufig schon Jahre vor ihrer durchschnittlichen bzw. angestrebten Lebensdauer weggeworfen werden. Die Verlängerung der Lebensdauer dieser elektronischen Geräte kann ihre Auswirkungen auf die Umwelt deutlich reduzieren und ist ein wesentlicher Schritt, um die politischen Entscheidungsträger*innen bei der Erfüllung ihrer Klimaziele zu unterstützen.

Ökodesign-Zertifizierung durch die IEC

Zertifizierungen durch eine verlässliche, unabhängige Stelle erweisen sich als wirksames Mittel, um Zweifel an den Behauptungen von Unternehmen bezüglich ihrer Umweltfreundlichkeit auszuräumen. IECQ, das IEC Quality Assessment System, bietet Ökodesign-Zertifizierungen für Produkte an.

Unternehmen können diese Zertifizierung als Nachweis für den Wahrheitsgehalt ihrer Behauptungen bezüglich ihrer Umweltfreundlichkeit nutzen und so Glaubwürdigkeit gegenüber Verbraucher*innen aufbauen. Ökodesign konzentriert sich auf die Umweltauswirkungen eines Produkts über dessen gesamten Lebenszyklus. Die Einbeziehung von Umweltaspekten in die Gestaltung und den Entwicklungsprozess eines Produkts soll schädliche Umweltauswirkungen reduzieren und unterstützt die Kreislaufwirtschaft.

Ökodesign-Zertifizierung ist Teil des Pakets von Umweltleistungen, die IECQ zur Unterstützung der Kreislaufwirtschaft anbietet. Die anderen Leistungen befassen sich mit Gefahrstoffmanagement und der Verifizierung von Aussagen zum CO2-Fußabdruck von Produkten. Ursprünglich für die Elektronikindustrie entwickelt, sind diese IECQ-Leistungen nun auch für jede andere Branche verfügbar, die nach nachhaltigen Lösungen sucht.

Durch eine IECQ-Zertifizierung und Verifizierung können Unternehmen das Vertrauen von Verbraucher*innen in ihre Produkte erhöhen. Damit wird bestätigt, dass ihre Produkte internationalen Standards für umweltbewusstes Design und verantwortungsvolle Praktiken entsprechen. Dies ermöglicht dabei nicht nur Herstellern, sondern auch Verbraucher*innen, fundierte Entscheidungen zu treffen. Gleichzeitung fördern sie den Wettbewerb, der sich auf bewährte Verfahren für umweltfreundliche Ansätze stützt, und ermutigen andere Unternehmen, ihrem Beispiel zu folgen.


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Normen und Vorschriften ergänzen sich gegenseitig

Eine weitere Herausforderung, neben dem Erhalt von vertrauenswürdigen Informationen zum ökologischen Fußabdruck eines Produkts, ist die Erleichterung des Zugangs zu und die Verfügbarkeit von nachhaltigen Produkten auf dem Markt. Einschlägige Normen können dazu einen Beitrag leisten. So konzentriert sich das Technische Komitee IEC/TC 111 auf die Erstellung internationaler Normen zu Umweltaspekten der Elektrotechnologie. Die IEC verfügt auch über einen speziellen beratenden Ausschuss für Umweltaspekte (ACEA), der die Bemühungen der IEC koordiniert und anleitet, um sicherzustellen, dass die internationalen Normen der IEC keine Spezifikationen enthalten, die der Umwelt schaden würden.

Hier kann die Nachfrage von Verbraucher*innen bis zu einem gewissen Grad die Marktentwicklung beeinflussen. Die Bereitstellung verifizierbarer Informationen, um bessere Entscheidungen zu ermöglichen, stellt nicht nur ethisch verantwortungsvolles Handeln dar, sondern bietet Unternehmen in einem Markt, in dem Menschen Nachhaltigkeit priorisieren, auch einen Wettbewerbsvorteil.

Um den Wandel hin zu einer globalen Kreislaufwirtschaft wirklich zu erleichtern, braucht es internationale Zusammenarbeit. Es muss mehr in Bezug auf entsprechende Vorschriften getan werden, um Herstellern einen Anreiz zu bieten, nachhaltige Verfahren einzuführen und eine größere Auswahl an nachhaltigen Produkten zugänglich zu machen. Mehrere Länder setzen auf Ökodesign, um die Kreislauffähigkeit ihrer Produkte, die Energieleistung und andere Aspekte zur Reduzierung von Umweltauswirkungen zu verbessern.

Die Normen und Konformitätsbewertungssysteme der IEC bieten Regulierungsbehörden ein leistungsfähiges Instrument, das ihre Bemühungen unterstützen kann, Überlegungen zu Produkthaltbarkeit, Reparierbarkeit und Informationsanforderungen zu normieren. Solche Vorschriften in Verbindung mit Verbraucher*innen, die sich für nachhaltige Optionen entscheiden, sind ein starker Motor für einen umweltbewussteren Markt.


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