Die Internationale Seeschifffahrtsorganisation (en: International Maritime Organization, IMO) hat zur harmonisierten Bereitstellung elektronischer Informationen die Initiative „E-Navigation“ ins Leben gerufen, die den Einsatz festgelegter maritimer Dienste vorsieht. Im Strategischen Implementierungsplan (SIP) der IMO zur E-Navigation-Initiative wird die Erwartung an die IEC formuliert, die im SIP umrissenen Einzelheiten umzusetzen.
Bei den maritimen Diensten handelt es sich um operationelle Dienste sowohl für landseitige als auch für bordseitige Akteure, welche wiederum auf technische Dienste angewiesen sind, die digitalisierte Informationen bereitstellen. Die Datenformate sind typischerweise in Datenmodellspezifikationen genormt, und viele Organisationen sind mit der Erarbeitung neuer Normen beschäftigt, z. B. innerhalb des Rahmenwerks S-100 der Internationalen Hydrografischen Organisation (International Hydrographic Organization, IHO) auf Grundlage des universellen hydrografischen Datenmodells (en: Universal Hydrographic Data Model, UHDM).
Eine Spezifikationsvorlage für technische Dienste ist in den Richtlinien zur Dokumentation von Diensten (en: Service Documentation Guidelines) des Internationalen Verbands der Seezeichenverwaltungen (en: Association of Marine Aids to Navigation and Lighthouse Authorities, IALA) enthalten (IALA G1128) sowie ein Bestandteil des S-100, Ed. 4, Part 14 der IHO.
Dieses IEC-Dokument legt eine Dienstschnittstelle fest, die auf die Nutzung genormter Datenformate und die Implementierung der Vorlagen und Richtlinien von IALA und IHO für Informationsdienste abzielt. Die Standardisierung einer gemeinsamen Dienstschnittstelle für den Austausch S-100-basierter Produkte wird eine breitere technische Interoperabilität ermöglichen, bei der dieselbe Dienstschnittstelle für den Informationsaustausch ungeachtet der operationellen Verwendung genutzt werden kann.
Dementsprechend besteht der Zweck des Dokuments darin:
- den genormten Informationsaustausch des S-100-basierten Teils von maritimen Diensten, z. B. Routenpläne, Seekarten-Aktualisierungen und nautische Warnmeldungen, zu erleichtern;
- die Interoperabilität zwischen maritimen IT-Systemen zu erleichtern;
- die Notwendigkeit der Unterstützung unterschiedlicher (proprietärer) Dienstauslegungen zu verringern;
- die Vorteile der serviceorientierten Architektur zu nutzen, z. B. um es Schiffssystemen zu ermöglichen, beim ersten Ruf in einen bestimmten Hafen mit den Hafensystemen zu interagieren.
Der Anwendungsbereich von SECOM umfasst Dienstschnittstellen für den Datenaustausch und Datenschutz, um die sichere Kommunikation von hauptsächlich S-100-basierten Produkten zu ermöglichen, und eine Schnittstelle für die Auffindbarkeit von Diensten (Service Discoverability). Dieses Dokument ergänzt S-100 zur Erreichung der technischen Interoperabilität bis zu der Ebene, auf der Informationen sicher online ausgetauscht werden können.
Die SECOM-Dienstschnittstelle besteht aus Spezifikationen und Definitionen einer Reihe von Schnittstellen, d. h. APIs. Die Dienstschnittstelle schließt die öffentliche Seite mit Zugang zum Internet ein. Der Verknüpfungen der „letzten Meile“ zwischen der SECOM-Dienstinstanz und der Endbenutzeranwendung sind in einem informativen Anhang B beschrieben. Dies ermöglicht unterschiedliche Lösungen zwischen dem Dienst und dem System/den Anwendungen an Land bzw. an Bord.
Der SECOM-Datenschutz enthält ein Schutzkonzept für den Informationsaustausch in Sinne von S-100 der IHO. Der Anwendungsbereich des Datenschutzes bezieht sich auf die Kommunikation zwischen Endbenutzern.
Die Service-Discoverability-Schnittstelle beinhaltet Methoden zur Auffindbarkeit/Erkennbarkeit von Diensten und unterstützt die dynamische Nutzung der lose gekoppelten Dienste.
SECOM ist hauptsächlich auf IP-basierte, sitzungslose (en: session-less) interaktive Webdienste für den Informationsaustausch anwendbar. Andere mögliche Arten des Datenaustauschs, z. B. die allgemeine Verteilung von Dateien, ist nicht eingeschlossen. SECOM ist nicht für die Festlegung vorgesehen, von welcher physikalischen Schicht der Transport durchgeführt wird, solange IP-Kommunikation unterstützt werden kann. Dieses Dokument ist sowohl auf öffentliche (staatliche) als auch auf private (geschäftliche) Dienste anwendbar.