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28.08.2023 Fachinformation

Kategorisierung von Smart-City-Normen

Städte sind komplexe Konstrukte, die zunehmend digitaler werden. Technologische Fortschritte kommen zum Einsatz, die unser Leben einfacher, sicherer und inklusiver machen sollen. Hierfür müssen aber nicht nur Daten gesammelt werden. Es braucht auch Normen und Standards, um beispielsweise Interoperabilität zu gewährleisten.

Yongchao Gao ist Co-Convenor der SyC Smart Cities WG 3 und spricht im Interview mit e-Tech über ein Projekt zur Katalogisierung und Kategorisierung von Smart-City-Normen.

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Von Natalie Mouyal

Intelligente Städte nutzen Daten und Technologien, um das Leben in der Stadt, städtische Dienstleistungen und die Resilienz von Städten zu verbessern. Durch das einfache Sammeln von Daten und die Verwendung von Algorithmen zur Analyse der Daten in Echtzeit ist es möglich, ein Gesamtbild dessen zu zeichnen, was in einem bestimmten Bereich vor sich geht – und wie es verbessert bzw. gestärkt werden kann.

Damit diese Technologien jedoch zusammenarbeiten und die Daten verarbeiten können, braucht es Normen. Normungsarbeit ist wesentlich, um eine ungehinderte Weitergabe von Daten zwischen den verschiedenen Systemen einer Stadt sicherzustellen.

Da Städte aus miteinander verbundenen Systemen bestehen, die ganzheitlich betrachtet werden müssen, hat die IEC ein Systemkomitee für intelligente Städte, das SyC Smart Cities (DKE/K 201), eingerichtet. Das Systemkomitee arbeitet mit Technischen Komitees der IEC zusammen, um sicherzustellen, dass die IEC-Normen auf die Bedürfnisse der Nutzenden zugeschnitten sind. Es arbeitet darüber hinaus mit anderen Normungsorganisationen zusammen, um Lösungen bereitzustellen, die das Wissen all dieser Organisation nutzen und Überschneidungen vermeiden können.

Zu den aktuellen Aktivitäten von SyC Smart Cities gehört die Arbeit der Working Group 3, die sich mit Referenzarchitekturen auseinandersetzt und ein Referenzarchitekturmodell sowie ein Standard-Mapping-Tool für intelligente Städte erarbeitet und weiterentwickelt.

Um besser zu verstehen, worum es bei dieser Arbeit geht, hat e-tech mit Yongchao Gao, Co-Convenor von SyC Smart Cities WG 3, gesprochen, die gleichzeitig die Projektleiterin der Normenreihe IEC SRD 63233 ist.

Interview mit Yongchao Gao

e-Tech: Können Sie uns mehr über Ihre Arbeit als Convenor von IEC SyC Smart Cities WG 3 erzählen?

Gao: IEC SyC Smart Cities WG 3 hat sich hauptsächlich auf die Entwicklung der Normenreihe IEC SRD 63233 konzentriert, die aus drei Teilen besteht: IEC SRD 63233-1, IEC SRD 63233-2 und IEC SRD 63233-4. Die Normenreihe enthält eine Methode für die Bestandsaufnahme und Kategorisierung von Smart-City-Normen, eine Datenbank mit dem Normenbestand und Leitlinien für die Bestandsaufnahme und Kategorisierung von Normen, die für Notfälle im Bereich der öffentlichen Gesundheit relevant sind.

Die IEC hat IEC SRD 63233-1 im Juni 2022 veröffentlicht, die Veröffentlichung von IEC SRD 63233-2 ist beschlossen und an IEC SRD 63233-4 wird gerade gearbeitet. Gespräche mit Blick auf Teil 3 haben ebenfalls bereits begonnen.


IEC Mapping Platform

Die IEC Mapping Platform bietet einen visuellen Überblick über die Normenlandschaft durch eine einfach zu bedienende Schnittstelle, die auch die Beziehungen zwischen IEC-Arbeitsgruppen, Unterausschüssen und technischen Ausschüssen hervorhebt.

Quelle: IEC Standards / YouTube.com

Zur IEC Mapping Platform

e-Tech: Welche Vorteile bieten die Katalogisierung und Kategorisierung von Smart-City-Normen?

Gao: Normungsorganisationen sowie Konsortien und nationale Normungsstellen haben die Entwicklung von Smart-City-Normen gefördert. Die verschiedenen Organisationen haben jedoch unterschiedliche Schwerpunkte im Hinblick auf intelligente Städte, und die Abstimmung muss verbessert werden. Durch die Katalogisierung und Kategorisierung der Normen versuchen wir, das Problem zu lösen.

Die Kategorisierung von Smart-City-Normen hilft Normungsorganisationen, Konsortien, nationalen Normungsstellen und den maßgeblichen Akteuren von Städten, die Normen, die für einen bestimmten Bereich der intelligenten Städte benötigt werden, einfach zu finden und zu identifizieren. Dabei kann es sich beispielsweise um Normen in Bezug auf Bürgerdienste, städtische Infrastruktur, Regierung etc. handeln.

Die Kategorisierung von Normen trägt außerdem dazu bei, Lücken in der Normung zu erkennen, d. h. in welchen Bereichen noch Normen entwickelt werden müssen. Sie unterstützt zudem die Zusammenarbeit zwischen denjenigen, die Normen entwickeln, und denen, die sie nutzen.

e-Tech: Können Sie uns mehr zu der jetzt veröffentlichten Norm IEC SRD 63233-1 erzählen?

Gao: Teil 1 der Normenreihe IEC SRD 63233 beschreibt einen systematischen Ansatz zur Durchführung von Analysen von Smart-City-Normen basierend auf dem IEC-Systemansatz. Er definiert die Schritte, die für die Bestandsaufnahme und Kategorisierung von Normen notwendig sind.

Dazu gehört die Erstellung des Bestands (d. h. Grundsätze und Kriterien für die Identifikation von Smart-City-Normen, Strukturierung des Normenkatalogs und Pflege des Bestands) und die Entwicklung der Normenlandkarte (d. h. Ermittlung des Bedarfs, Auswahl eines Architekturmodells, Kennzeichnung und Visualisierung).


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e-Tech: Worum geht es in Teil 2 und Teil 4 der Normenreihe IEC SRD 63233?

Gao: Teil 2 enthält eine Datenbank mit Smart-City-Normen, inklusive bereits bestehender und sich aktuell in Bearbeitung befindlicher Normen. Dazu gehören Smart-City-Normen von IEC, ISO, ISO/IEC JTC 1, ITU-T, CEN/CENELEC, ETSI, IEEE und dem Open Geospatial Consortium (OGC). Diese werden basierend auf der in Teil 1 definierten Methode kategorisiert. Die Datenbank wird fortlaufend aktualisiert werden müssen, worum sich IEC SyC Smart Cities WG 3 kümmern wird.

Teil 4 enthält Leitlinien für die Bestandsaufnahme und Kategorisierung von Normen für Notfälle im Bereich der öffentlichen Gesundheit gemäß der in IEC SRD 63233-1 festgelegten Methode. Dies hilft bei der Identifizierung und Kategorisierung von Normen, die von einer Reihe von Normungsorganisationen, darunter ISO und ITU-T, im Zusammenhang mit der Prävention und Kontrolle von Epidemien entwickelt werden. Dieser Teil beinhaltet zudem eine Datenbank mit katalogisierten Normen, die den Städten eine einfache Nutzung ermöglicht.

Die beiden Teile von IEC SRD 63233 sind aktuell in Entwicklung. Teil 2 wird voraussichtlich noch in diesem Jahr und Teil 4 voraussichtlich Anfang 2024 veröffentlicht.

e-Tech: Sind mit Blick auf die Zukunft weitere Normen in dieser Reihe geplant?

Gao: Als nächstes werden wir eine Normenlandkarte als Teil 3 der Normenreihe IEС SRD 63233 zur Bestandsaufnahme und Kategorisierung von Smart-City-Normen entwickeln. Dabei wird es sich um eine Reihe von Karten basierend auf der in Teil 1 festgelegten Methode handeln, in denen die für intelligente Städte relevanten Normen in Teil 2 auf Smart-City-Referenzarchitektur-Modelle (SCRA) abgebildet werden, die verschiedene Stakeholder und ihre Ansichten zu intelligenten Städten adressieren. Die Normenlandkarte kann den Stakeholdern einen Überblick über die verfügbaren Normen, basierend auf ihrem Interessengebiet im Hinblick auf intelligente Städte, geben.


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