Professioneller Schweißer errichtet Metall Stahl mit Sonnenlicht
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19.09.2022 Fachinformation

Staubentwicklung kontrollieren und Zwischenfälle vermeiden

Staub. Klingt im ersten Moment nicht gefährlich, darf in einer industriellen Umgebung aber nicht unterschätzt werden. Bereits geringe Menge können ein Feuer oder eine Explosion verursachen. Damit genau das nicht passiert, gibt es internationale Normen und IECex.

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Von Claire Marchand

Bei dem Begriff „explosionsfähige (Ex-)Atmosphären“ denken die meisten an die Öl- bzw. Gasindustrie oder an die Bergbauindustrie, aber tatsächlich findet er auch in vielen weiteren Industrien Verwendung.

Jeder Sektor, in dem brennbarer Staub am Arbeitsplatz vorhanden ist, gilt als explosionsgefährdeter Bereich.

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Staub ist Staub, doch seine Herkunft ist ganz unterschiedlich. Unternehmen, die landwirtschaftliche Produkte wie Zellulose, Getreide, Eiweiß, Weizen- bzw. Sojamehl, Milchpulver, Gewürze, Stärke, Zucker, Tabak, Holz oder Düngemittel verwenden, sind potenziell gefährdet. Dasselbe gilt für Industrien, die Metalle wie Aluminium, Eisen, Magnesium, Titan oder Zirconium verwenden, oder Plastikstoffe wie Epoxid- oder Phenolharz, Melamin, Polyethylen oder Polypropylen. Biofeststoffe, Farbstoffe, Gummi, Seife, Schwefel oder Arzneimittel stellen ebenfalls eine potenzielle Gefahr dar.

Winzige Mengen Staub am Arbeitsplatz können ein Feuer oder eine Explosion verursachen, die Zerstörung, Verletzungen oder Tod zur Folge haben können.

Arbeiterschutz und explosionsgeschützte Geräte

Unternehmen müssen Mitarbeitende vor der Gefahr von Feuer und Explosionen schützen. Das kann durch den Einbau von Entstaubungsanlagen sowie die ständige Reinhaltung sämtlicher Oberflächen, inklusive verborgener Flächen, geschehen. Ein zentraler Faktor ist, sicherzustellen, dass alle Bereiche, in denen Staub vorhanden sein kann, mit Geräten ausgestattet sind, die für explosionsfähige Atmosphären ausgelegt, hergestellt und installiert wurden. Das Anbieten spezieller Schulungen für Arbeitende, die in explosionsgefährdeten Bereichen tätig sind, ist ein weiterer Schritt zur Erhöhung der Sicherheit.

Unternehmen, die in explosionsgefährdeten Bereichen tätig sind, können aus einer Vielzahl von Gerätschaften wählen, die speziell für explosionsfähige Atmosphären ausgelegt und hergestellt werden. Von Elektromotoren zu Ventilen, von Leuchtmitteln zu Kameras und Smartphones – explosionsgefährdete Bereiche können mit explosionsgeschützten Geräten und Betriebsmitteln ausgestattet werden.

Alle Teile der Gerätschaften, die in explosionsfähigen Atmosphären verwendet werden, egal ob groß oder klein, elektrisch oder nicht elektrisch, müssen nach den strengen Vorgaben ausgelegt und hergestellt werden, die in Normen und Spezifikationen festgelegt sind, insbesondere in den internationalen Normenreihen IEC 60079 bzw. ISO/IEC 80079, die vom Technischen Komitee IEC/TC 31 (DKE/K 241), das sich mit Geräten für explosionsfähige Atmosphären beschäftigt, und seinen Subkomitees erarbeitet wurden.


Ziegelsteinmauer mit Warnzeichen Warnung vor explosionsfähiger Atmosphäre Graffiti
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Expertengremium DKE/K 241 Schlagwetter- und explosionsgeschützte elektrische Betriebsmittel

Das Expertengremium DKE/K 241 mit seinen Arbeitskreisen beschäftigt sich mit dem Erarbeiten der Bestimmungen und Richtlinien für die Ausführung von Betriebsmitteln für den Einsatz in ExI und ExII-gefährdeten Bereichen für alle Zündschutzarten.

Die normungstechnischen Arbeiten gliedern sich dabei in einen allgemeinen Teil sowie in Zusatzteile entsprechend den einzelnen Zündschutzarten.

Zum Expertengremium DKE/K 241

Prüfung und Zertifizierung sind ein Muss

Zusätzlich zur Auslegung und Herstellung nach den Vorgaben der internationalen IEC-Normen, müssen die Geräte geprüft und zertifiziert werden, um sicherzustellen, dass jedes Geräteteil die erforderlichen Kriterien erfüllt. Produkte, die eine Konformitätsbescheinigung haben, erfüllen die Kriterien für eine sichere Verwendung in explosionsgefährdeten Umgebungen.

Die IEC hat durch IECEx, das „IEC System for Certification to Standards Relating to Equipment for Use in Explosive Atmospheres“, Verfahren etabliert, die der Industrie sowie den öffentlichen Behörden und Aufsichtsbehörden dabei helfen, sicherzustellen, dass Geräte (elektrische und nicht elektrische) sowie auch die Menschen, die an explosionsgefährdeten Orten arbeiten, von einem Höchstmaß an Sicherheit profitieren.

IECEx betreibt die einzige internationale Online-Datenbank für Zertifikate, die sich auf explosionsgefährdete Bereiche konzentrieren. Das System ermöglicht die sofortige Verifizierung von Konformitätserklärungen hinsichtlich der Bescheinigungen, die von mehr als 100 IECEx-Zertifizierungsstellen weltweit ausgestellt werden.

Die Konformitätsbescheinigungen werden über die folgenden drei Systeme ausgestellt:

  • IECEx Certified Equipment Scheme
  • IECEx Certified Service Facilities Scheme
  • IECEx Scheme for Certification of Personnel Competence

Daneben gibt es das IECEx Conformity Mark Licensing System, das mit dem IECEx Certified Equipment Scheme zusammenarbeitet. IECEx-Bescheinigungen, die von den Ex-Zertifizierungsstellen ausgestellt werden, sind zentralisiert und öffentlich zugänglich über die Online-Datenbank von IECEx.

Schulung der Mitarbeitenden

Das IECEx-Programm für anerkannte Schulungsanbieter (en: recognized training provider, RTP), das vor ein paar Jahren ins Leben gerufen wurde, um Antragsteller bei ihrer Vorbereitung auf das Certificate of Personnel Competence (CoPC) zu unterstützen, wächst schnell. RTPs vermitteln den Kandidaten Wissen und Verständnis hinsichtlich der Terminologie und Schutzkonzepte in Bezug auf elektrische und nicht elektrische Geräte, die in explosionsfähigen Atmosphären verwendet werden, basierend auf den internationalen Normenreihen IEC 60079 und ISO/IEC 80079, die von IEC TC 31 erarbeitet wurden.

Die Anzahl der von allen IECEx-Systemen ausgestellten Bescheinigungen wächst kontinuierlich, wobei ein besonderer Fokus auf den Certificates of Personnel Competence (CoPCs) liegt. Diese gewährleisten, dass das Wissen und die Kompetenz der Personen, die an der Auslegung, Auswahl, Installation, Überprüfung und Wartung von explosionsgefährdeten Geräten arbeiten, von einer unabhängigen Stelle verifiziert wurden. Knapp 3.000 CoPCs wurden bisher ausgestellt.


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Nicht elektrische Geräte

Ende 2016, als ISO 80079-36 und ISO 80079-37 veröffentlicht wurden, nahm IECEx nicht elektrische (mechanische) Geräte in sein System für zertifizierte Geräte (IECEx Certified Equipment Scheme) auf.

Sicherheit hat höchste Priorität an gefährlichen Orten. Dementsprechend müssen die dort zum Einsatz kommenden Geräte feuer- und explosionsgeschützt sein. Bei nicht elektrischen Geräten entsteht die Entzündung aus der Tätigkeit der Maschine, durch die ein Reibungskontakt entstehen kann, der einen Funken auslöst oder zu einer heißen Oberfläche führt. Beispiele hierfür sind unter anderem hydraulische Pumpen, Getriebe und Brecher.

Unterstützung von der UN

Seit 2011 spricht sich die Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa (United Nations Economic Commission for Europe, UNECE) für die Verwendung der von IEC/TC 31 erarbeiteten und durch die IECEx-Systeme unterstützten Normen aus und bezeichnet sie als „weltweites Vorbild für den Nachweis von Konformität in dem hoch spezialisierten Ex-Bereich“. Dies spiegelte sich im gemeinsamen Regulierungsziel (en: common regulatory objective, CRO) der UNECE wider, das ebenfalls 2011 veröffentlicht wurde.

Die Unterstützung durch die UNECE trägt dazu bei, dass IECEx zunehmend Anerkennung bei Aufsichtsbehörden findet. So nutzt beispielsweise die US-Küstenwache IECEx für Gerätschaften, die auf Schiffen mit ausländischer Flagge innerhalb ihres Zuständigkeitsbereichs verwendet werden.


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