Öl- und Gasverarbeitungsplattform, die Gaskondensat und Wasser produziert
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30.05.2023 Fachinformation

Öl- und Gasindustrie müssen ebenfalls nachhaltiger werden

Sämtliche Branchen auf der Welt sind vom Klimawandel betroffen und somit gezwungen, sich ein nachhaltigeres Geschäftsmodell zuzulegen. Die Öl- und Gasindustrie bildet da keine Ausnahme.

Internationale Normen und Standards sowie IECEx, das System zur Zertifizierung von Geräten, die in explosionsgefährdeten Bereichen eingesetzt werden, tragen direkt und indirekt dazu bei, die UN-Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (UN SDGs) zu erreichen.

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IEC

Ein Artikel von Claire Marchand

Öl und Gas sind nicht erneuerbare Ressourcen. Da sie allerdings zwangsläufig noch für viele weitere Jahre ein wesentlicher Teil des weltweiten Energiemixes bleiben werden, muss die Industrie auch Nachhaltigkeitsstrategien entwickeln, die über die Vermeidung von Luft-, Boden- und Wasserverschmutzung hinausgehen und nicht nur die Sicherheit der Beschäftigten in der Öl- und Gasbranche gewährleisten, sondern auch die der Bevölkerung, die in der Nähe entsprechender Anlagen lebt.

Die Verabschiedung der Agenda 2030 mit ihren 17 Zielen für eine nachhaltige Entwicklung (SDGs) waren vielleicht der Auslöser, der den Öl- und Gassektor dazu bewogen hat, größere Anstrengungen zu unternehmen, um einen Wandel innerhalb der Industrie herbeizuführen und stärker auf Nachhaltigkeit zu setzen.

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Heike Arnold
Zuständiges Gremium

Ein Atlas und eine Straßenkarte

In ihrem Bericht von 2017 mit dem Titel „Mapping the oil and gas industry to the sustainable development goals - An Atlas“ haben drei Organisationen – die Global Oil and Gas Industry Association for Environmental and Social Issues (IPIECA), das UN-Entwicklungsprogramm (UNDP) und die International Finance Corporation (IFC) – erklärt, welche Auswirkungen die SDGs auf den Öl- und Gassektor haben und wie die Branche wirksam zur Erfüllung der Ziele beitragen kann.

Im Jahr 2021 hat die IPIECA zusammen mit dem World Business Council for Sustainable Development die Roadmap „Accelerating action: an SDG roadmap for the oil and gas sector“ veröffentlicht, um Bereiche zu priorisieren, in denen der Sektor einen wesentlichen Beitrag zur Erfüllung der SDGs leisten kann.

Während die IPIECA zunächst erklärte, dass der Öl- und Gassektor potenziell zu allen 17 SDGs einen wertvollen Beitrag leisten könne, hat sie später diejenigen Ziele identifiziert, bei denen die Unternehmen wirklich etwas bewirken können:

  • SDG 3: Gesundheit und Wohlergehen - Abschätzung der Folgen für die Gesundheit; Verkehrssicherheit, Schutz von Beschäftigten und Bevölkerung
  • SDG 6: Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen - Wasserstrategie; Effizienz der Wassernutzung; Management von Wasserrisiken
  • SDG 7: Bezahlbare und saubere Energie - Energieeffizienz; Erdgas; alternative Energien
  • SDG 8: Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum - Bewertung von Fähigkeiten; Arbeitsplätze vor Ort; Förderung von Beschäftigten und Lieferanten
  • SDG 9: Industrie, Innovation und Infrastruktur - Nachhaltige Infrastruktur; gemeinsame Nutzung von Infrastruktur; Technologietransfer
  • SDG 13: Maßnahmen zum Klimaschutz - Resilienz und Anpassungsfähigkeit; Senkung von Emissionen; strategische Planung
  • SDG 14: Leben unter Wasser - Verhinderung von und Umgang mit Unfällen; Umweltverträglichkeitsprüfungen; Minimierung der Versauerung der Ozeane
  • SDG 15: Leben an Land - Bewirtschaftung der Ökosysteme; Hierarchie bei Abhilfemaßnahmen; Ausgleichsmaßnahmen („Biodiversity Offsets“)

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Instrumente, die zur Erfüllung der SDGs beitragen

Der Öl- und Gassektor hat seit vielen Jahren eine Reihe von Instrumenten, die ihm dabei helfen können, einen Beitrag zur Erfüllung der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung zu leisten. Durch ihre Arbeit im Bereich der Normung und Konformitätsbewertung stellt die IEC einige dieser Instrumente zur Verfügung. Die IEC steht durch die Erstellung internationaler Normen und die Einrichtung von IECEx, einem der vier Konformitätsbewertungssysteme der IEC, das Prüfungen und Zertifizierungen für sämtliche Arten von Ex-Geräten und zugehörigen Dienstleistungen sowie hinsichtlich der Kompetenz der Beschäftigten bereitstellt, seit vielen Jahren an der Spitze der Ex-Normung.

IEC/TC 31 (DKE/K 241), Betriebsmittel für explosionsgefährdete Bereiche, hat eine ganze Reihe internationaler Normen veröffentlicht, die sämtliche spezifischen Anforderungen an elektrische und nicht elektrische Geräte und Systeme, die in explosionsgefährdeten Bereichen zum Einsatz kommen, enthalten. Dazu gehören allgemeine Anforderungen und Schutzniveaus für Geräte, die von allen Sektoren genutzt werden, die in explosionsgefährdeten Umgebungen tätig sind wie Ölraffinerien, Bohrinseln im Meer, Gaskraftwerke, Minen, Zuckerraffinerien, Getreidemühlen, Getreidesilos und die Papier- und Textilindustrie.

Der Schutz von Anlagen und Menschen vor Risiken in explosionsgefährdeten Bereichen ist aber nicht nur das Ergebnis umfassender Normungsarbeit von IEC/TC 31. Die Arbeit von IECEx, dem System zur Zertifizierung von Geräten, die in explosionsgefährdeten Bereichen eingesetzt werden (Ex-Geräte), trägt ebenfalls maßgeblich dazu bei.


Ziegelsteinmauer mit Warnzeichen Warnung vor explosionsfähiger Atmosphäre Graffiti
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Expertengremium DKE/K 241 Schlagwetter- und explosionsgeschützte elektrische Betriebsmittel

Das Expertengremium DKE/K 241 mit seinen Arbeitskreisen beschäftigt sich mit dem Erarbeiten der Bestimmungen und Richtlinien für die Ausführung von Betriebsmitteln für den Einsatz in ExI und ExII-gefährdeten Bereichen für alle Zündschutzarten.

Die normungstechnischen Arbeiten gliedern sich dabei in einen allgemeinen Teil sowie in Zusatzteile entsprechend den einzelnen Zündschutzarten.

Zum Expertengremium DKE/K 241

IECEx auf einen Blick

IECEx, das System zur Zertifizierung von Geräten, die in explosionsgefährdeten Bereichen eingesetzt werden, liefert:

  • ein robustes und glaubwürdiges System für die Umsetzung standardisierter Zertifizierungssysteme
  • eine eigens eingerichtete IECEx-Website
  • Online-Zertifikate in Echtzeit
  • ein Forum für die Industrie und Stakeholder, um ein Mitspracherecht bezüglich der IECEx-Systeme zu haben

IECEx verfügt über die entsprechenden Mechanismen, um der Industrie, öffentlichen Behörden und Regulierungsbehörden dabei zu helfen, sicherzustellen, dass elektrische und nicht elektrische Betriebsmittel sowie die Menschen, die an explosionsgefährdeten Orten arbeiten, ein Höchstmaß an Sicherheit genießen.

Das System ist international und wurde von der Wirtschaftskommission für Europa, der United Nations Economic Commission for Europe (UNECE), zu einem weltweiten Musterbeispiel für die Verifizierung der Konformität mit internationalen Normen für explosionsgefährdete Bereiche erklärt.

Prüfungen und Bewertungen nach dem IECEx-Zertifizierungssystem für Geräte werden in all seinen Mitgliedsländern und darüber hinaus anerkannt. Das System ermöglicht den Zugang zu globalen Märkten und eine drastische Senkung der Kosten durch die Vermeidung mehrmaliger erneuter Prüfungen und Zertifizierungen.

Globale Lösung für explosionsgefährdete Umgebungen

Zusammen liefern die Normungsarbeit von IEC/TC 31 und das IECEx-System eine umfassende globale Lösung, um vielen der Risiken, die in explosionsgefährdeten Bereichen zu finden sind, zu begegnen. Ihre Arbeit geht weiter, denn es entstehen neue Risiken und es werden neue Lösungen gefunden.

Gemeinsam können IEC/TC 31 und IECEx dazu beitragen, die Ziele der Öl- und Gasindustrie im Hinblick auf die Erfüllung der SDGs weiter voranzutreiben. Vor Brand und Explosionen geschützte Geräte und qualifiziertes und erfahrenes Personal tragen mit Sicherheit zu einer sichereren Arbeitsumgebung und einer sichereren Umwelt bei.


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