Kompositbild einer sportlichen Frau, die über eine Hürde springt
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16.09.2024 Fachinformation

Normen für Fernsehübertragungen

Warum gestaltet sich die Umstellung auf 8K-TV-Übertragungen schwierig?

Obwohl die Bildqualität deutlich besser ist, zögern viele Sender, das neue Format zu übernehmen. Vor allem in der Sportübertragung sollen die hochauflösenden Bilder die Zuschauer*innen in ihren Bann ziehen, indem sie ein Gefühl vermitteln von: live dabei und mittendrin.

Internationale Normen liefern technische Grundlage und spielen damit eine entscheidende Rolle, um 8K-Übertragungen zu ermöglichen.

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Gerhard Henninger
Zuständiges Gremium
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Das erwartet Sie in diesem Artikel:

  • Herausforderungen der 8K-Technologie
  • Internationale Gremien und Normen
  • Fernsehen über das Internet

Die Umstellung auf 8K, die höchste Stufe der TV-Auflösung, erweist sich als nicht ganz einfach. Trotz deutlich verbesserter Bildqualität halten sich die Sendeanstalten weltweit mit dem Umstieg auf das Format zurück. Selbst der für die Berichterstattung über die Olympischen Spiele zuständige Sender Olympic Broadcasting Services (OBS) wird das ultra-hochauflösende Format für den Großteil der Spiele in Paris, mit Ausnahme der Eröffnungsfeier und einiger weniger ausgewählter Sportarten, nicht nutzen.

Einige Sportveranstaltungen setzen jedoch auf die Anziehungskraft der hochauflösenden Bilder, um ein Publikum zu beeindrucken, das das Beste, was die Fernsehübertragung zu bieten hat, sehen will. Zusammen mit ihrem offiziellen Übertragungspartner Tata Communications beginnt die Formel 1 damit, die notwendigen Voraussetzungen für Content in 8K-Auflösung zu schaffen. Um 8K-Übertragungen zu ermöglichen, muss die Formel 1 eine digitale Infrastruktur und ein digitales Ökosystem aufbauen. Die vielleicht größte Herausforderung in Bezug auf die Übertragung ist die zeitliche Verzögerung bzw. Latenz. Aktuellen Schätzungen zufolge sehen Fans an der Formel-1-Rennstrecke das Geschehen auf den Bildschirmen entlang der Strecke mit einer Latenzzeit von 1,5 Sekunden. Für die Zuschauer*innen zuhause sind es wahrscheinlich eher 6 bzw. 7 Sekunden.

Intelligente neue Technologien über Hardware, Software, Cloud Processing und Edge Computing hinweg sind nötig, um die zeitliche Verzögerung um weitere Sekunden zu verringern und so die 8K-Videoerfahrung bildschirm- und geräteübergreifend zu synchronisieren. Künstliche Intelligenz (KI) spielt ebenfalls eine Rolle bei der Verbesserung hochauflösender Bilder und selbst von Bildern in Normalauflösung, wodurch das Seherlebnis verbessert wird.


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Wobei IEC-Normen helfen können

Die IEC stellt viele der Benchmarks und Spezifikationen zur Verfügung, die von Sendeanstalten für die Nutzung dieser Technologien benötigt werden. Das Technische Komitee IEC/TC 100 erarbeitet Normen für Audio-, Video- und Multimediasysteme und veröffentlicht die Normenreihe IEC 60728 zu Kabelnetzen für Fernsehsignale, die unverzichtbare Instrumente für die Übertragungswelt sind. Die meisten der Videokompressionssignale, die es für eine ultrahohe Auflösung braucht, werden von dem gemeinsamen Subkomitee von IEC und ISO genormt, das Normen für die Codierung von Audio-, Bild-, Multimedia- und Hypermediainformationen erarbeitet. Das Subkomitee hat mehrere Emmy Awards für seine Arbeit zu MPEG erhalten.

ISO/IEC SC 38 erstellt Dokumente für Cloud Computing und verteilte Plattformen, während ISO/IEC SC 42 Normen für KI entwickelt und verschiedene Technische Komitees der IEC dahingehend berät, wie sie die Technologie in ihre eigenen Anwendungen integrieren können.

Aufbau eines High-End-Ökosystems

Ein weiteres positives Zeichen für das hochauflösende Format ist die Tatsache, dass es in letzter Zeit eine deutliche Zunahme bei der Verfügbarkeit von 8K-Aufnahmegeräten, von Prosumer-Kameras bis zu Smartphones, zu günstigeren Preisen gibt. Das bedeutet, dass sich das Ökosystem für 8K entwickelt und ausbreitet. Mike Fidler, Executive Director der 8K Association erklärt, dass es kontinuierliche Entwicklungen bei der 8K-Codierung gibt, um eine Übertragung mit niedrigerer Bitrate zu ermöglichen und dafür zu sorgen, dass alle großen Hersteller von System-on-a-Chip (SoC) 8K-Decodierung in ihren Produkten haben. Zudem bieten die fünf führenden Fernsehgerätehersteller 8K-Produkte an, obwohl der Verkauf noch nicht wirklich gut läuft.

Die Befürworter der 8K-Technologie und die Hersteller von Unterhaltungselektronik weltweit sind sich bewusst, dass sie sich aktuell in einer Henne-und-Ei-Situation in Bezug auf die Erstellung von Content und die Nachfrage von Verbraucher*innen befinden. Das vorherrschende Gefühl bei Verbraucher*innen ist, dass jetzt noch nicht der richtige Zeitpunkt für die Anschaffung eines 8K-Fernsehgeräts ist, da sie teuer sind und es bisher erst wenig Content in dem Format gibt. Die niedrigen Verkaufszahlen bei Fernsehgeräten veranlassen Content-Hersteller nicht unbedingt dazu, Risiken einzugehen.


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Fernsehen über das Internet

Fernsehen über das Internet ist eine der großen Veränderungen, an die sich die Branche anpassen musste. Verbraucher*innen haben unzählige Apps zur Verfügung und möchten TV-Sendungen auf ihrem Smartphone bzw. Tablet von unterwegs sehen. Der Treiber hier ist die Annehmlichkeit, Sendungen jederzeit und überall sehen zu können.

DVB-I entwickelt sich zu einem neuen globalen Standard für Fernsehen auf allen Geräten. Die von ETSI als offener Standard veröffentlichte Spezifikation Service Discovery and Programme Metadata for DVB-I bietet einen internetzentrierten Mechanismus zur Erfassung und einheitlichen Darstellung von Fernsehdiensten, unabhängig davon, ob diese über IP-Netze oder herkömmliche Übertragungskanäle wie Kabel, digitales terrestrisches Fernsehen oder Satellit bereitgestellt werden. Jedes geeignete Empfangsgerät – vom Fernseher bis zum Smartphone oder Tablet – kann Senderlisten und elektronische Programmführer (EPG) anzeigen, indem Informationen genutzt werden, die in einem XML-Format zur Verfügung gestellt werden.

Im November hat der private italienische Sender Mediaset einen Marktversuch mit dem neuen DVB‑I Internetübertragungsstandard gestartet. Dabei handelt es sich um die letzte Phase einer Machbarkeitsstudie, die seit Juli 2020 läuft. Mediaset überträgt vier Kanäle via DVB‑I: Rete 4, Canale 5, Italia 1 und 20. Aktuell ist der einzige Hersteller, der Fernsehgeräte produziert, die komplett mit DVB-I kompatibel sind, ein türkisches Unternehmen. Das Unternehmen vertreibt Fernsehgeräte in Italien unter einer Reihe von bekannten Marken. Ander Hersteller planen, Software-Updates herauszugeben, die es aktuellen Fernsehgeräten ermöglichen, DVB-I zu nutzen.

Die Zukunft der Übertragung hängt mehr denn je von internationalen Normen ab.
 


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