Kleinwindanlage mit 2 Propellern und Solardach
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16.03.2020 Kurzinformation

Erneuerbare Energien: Neue Prüfanforderungen unterstützen den Ausbau und die Flexibilität des Energiesystems

DIN VDE V 0124-100 beschreibt die Prüfungsanforderungen an Anlagen aus dem Bereich der erneuerbaren Energien, die direkt an Niederspannungsnetze angeschlossen werden.

DKE und VDE FNN haben eine Information zur Veröffentlichung der Vorabversion der Norm als Grundlage für den Konformitätsnachweis gemäß VDE-AR-N 4105 veröffentlicht. Das Dokument erläutert außerdem wichtige Hinweise zu den Übergangsfristen von VDE-AR-N 4105.

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Sebastian Kosslers
Zuständiges Gremium

Zusammenspiel zwischen VDE Anwendungsregel und VDE Norm

Erneuerbare Energien, wie beispielsweise Photovoltaik, Windkraft, Kraft-Wärme-Maschinen und Blockheizkraftwerke, aber auch Biogasanlagen, speisen zunehmend in die Niederspannungsnetze ein und tragen somit auch zur Spannungshaltung bei. Daraus ergeben sich unmittelbar Anforderungen an deren Auslegung und Schnittstellen im Anlagen-Verbund. Eine Einspeisung erfolgt beispielsweise

  • über eine Photovoltaikanlage auf dem privaten Hausdach,
  • über eine Photovoltaikanlage auf Industriegebäuden oder
  • über kleine Windenergieanlagen (Mikro-Windkraftwerke).

VDE-AR-N 4105 beschreibt als VDE Anwendungsregel wesentliche Aspekte hinsichtlich der Sicherheit und Zuverlässigkeit des Netzbetriebs nach Vorgaben des Energiewirtschaftsgesetz. Hierzu gehören unter anderem Anforderungen, um die Netzstabilität zu gewährleisten und Netzschwankungen zu vermeiden, oder auch die Integration von Energiespeichern ins Energienetz. Die Erarbeitung dieser VDE Anwendungsregel erfolgt bei VDE FNN.

DIN VDE V 0124-100 beschreibt als VDE Norm die Prüfungsanforderungen an Erzeugungseinheiten und damit an Anlagen aus dem Bereich der erneuerbaren Energien, die direkt an Niederspannungsnetze angeschlossen werden. Die Erarbeitung dieser VDE Norm erfolgt im Normungsgremium DKE/K 261.

Im direkten Zusammenspiel beschreibt somit die VDE Anwendungsregel das WAS und die VDE Norm das WIE. An einem konkreten Beispiel verdeutlicht: Die VDE Anwendungsregel legt einen Toleranzbereich für Frequenzschwankungen im Netz fest, wenn eine Erzeugungsanlage angeschlossen wird. Die VDE Norm beschreibt darauf aufbauend, wie die Frequenz zu messen ist, also mit welchen Verfahren und Toleranzen.

Vorteile für Errichter von Energieerzeugungsanlagen und in der ganzheitlichen Netzbetrachtung

Neben der Auslegung und Prüfung resultieren aus der VDE Anwendungsregel und der VDE Norm auch maßgebliche Daten für Netzbetreiber. Wichtig sind diese beispielsweise für Errichter von Energieerzeugungsanlagen, sowohl bei der Planung und Entscheidungsfindung als auch – in unmittelbarer Folge – während des Betriebs.

Klare Anforderungen an die Integration von erneuerbaren Anlagen ins Niederspannungsnetz sowie darauf zugeschnittene Prüfanforderungen

  • vereinfachen den Anschluss an bestehende Netzinfrastrukturen,
  • unterstützen damit den Ausbau erneuerbarer Energien und
  • tragen so auch zur Flexibilität des Energiesystems bei.

In ihrer Gesamtheit ermöglicht der Einsatz verschiedener Erzeugeranlagen außerdem eine höhere Resilienz im Energiesystem. Kommt es zu Unterbrechungen oder Ausfällen, können diese – auch aufgrund der dezentralen Funktion erneuerbarer Energien – ausgeglichen werden und die Energieversorgung am Laufen halten.


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Europäische Relevanz: Network Codes für Netzanschlussbedingungen

Auch in Europa ist die Netzintegration von erneuerbaren Energien die zentrale Säule der Energiewende. Expert*innen treiben das Thema bei CENELEC stetig voran und bringen der Ergebnisse ihrer Arbeit in die Normenreihe europäische EN 50549 ein. Berücksichtigt werden dabei auch die European Network Codes. Es handelt sich hierbei um harmonisierte Netzzugangsbedingungen für den grenzüberschreitenden Stromaustausch. Ebenso berücksichtigt wird VDE-AR-N 4105 Erzeugungsanlagen am Niederspannungsnetz.

Folgerichtig wurde auf europäischer Ebene bei CENELEC die Erarbeitung der Normen EN 50549-1 und EN 50549-2 gestartet. Diese europäischen Normen beziehen sich sowohl auf den Network Code für Netzanschlussbedingungen für Stromerzeuger in allen Spannungsebenen (Network Code Requirements for Generators; European Network Code RfG), als auch auf die aktuellen technischen Marktbedürfnisse. Sie beschreiben detailliert Funktionen, die in Produkten implementiert werden sollen. Darüber hinaus sind sie auch eine technische Referenz für die Definition nationaler Anforderungen, wenn die Anforderungen des European Network Code RfG eine flexible Umsetzung erlauben.

DKE/K 261 ist zuständig für die Erarbeitung von DIN VDE V 0124-100 und hat einen Hinweis zur Norm veröffentlicht, der den Zusammenhang zwischen den European Network Codes, der VDE Norm DIN VDE V 0124-100 und der VDE Anwendungsregel VDE-AR-N 4105 genauer beschreibt.

DKE und VDE FNN mit ergänzenden Erläuterungen zur Vorabversion

Gemeinsam von DKE und VDE FNN wurde im März 2020 eine Information zur Veröffentlichung der Vorabversion DIN VDE V 0124-100 (VDE V 0124-100) als Grundlage für den Konformitätsnachweis gemäß VDE-AR-N 4105 veröffentlicht. Das gemeinsame Dokument erläutert außerdem wichtige Hinweise zu den Übergangsfristen von VDE-AR-N 4105.

Die VDE Anwendungsregel VDE-AR-N 4105 wird derzeit überarbeitet. Es ist davon auszugehen, dass damit einhergehend auch die Prüfanforderungen, und demnach DIN VDE V 0124-100, überarbeitet wird. Über relevante Änderungen bzw. Veröffentlichungen informieren wir Sie auf dieser Seite.

Redaktioneller Hinweis:

Die im Text aufgeführten Normen und Standards können Sie beim VDE VERLAG erwerben.

Zum VDE VERLAG

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