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12.08.2021 Fachinformation

Nutzungsinformation: Zielgruppen, Erstellung und wichtige Prinzipien für mehr Informationsqualität

Jeder Hersteller bzw. Anbieter muss für seine Produkte eine Nutzungsinformation erstellen. Der Informationsmanagementprozess bezieht sich dabei auf den gesamten Produktlebenszyklus. Es sollte also das Ziel sein, eine möglichst hohe Informationsqualität sicherzustellen – hierzu dienen sieben Prinzipien, an denen sich Ersteller einer Nutzungsinformation, beispielsweise Technische Redakteure, orientieren können.

Dieser Artikel ist Teil unserer Serie zur „Nutzungsinformation nach DIN EN IEC/IEEE 82079-1“.

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Rudolf Brandner
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Die Norm richtet sich nicht nur an Technische Redakteure

Die Norm ist für alle Parteien vorgesehen, „die für die Konzeptentwicklung, Erstellung, Pflege, Übersetzung, Lokalisierung, Integration von Inhalten, Herstellung, Bereitstellung und Evaluierung, den Erwerb und die Bereitstellung von Nutzungsinformationen verantwortlich oder daran beteiligt sind.“ Hierzu gehören neben Technischen Redakteuren auch Manager mit Prozess- oder Produktverantwortung, Dienstleister in dem Bereich, Übersetzer und Marktaufsichtsbehörden.

Aufsichtsbehörden können anhand der Anforderungen der Norm prüfen, ob für das zu prüfende Produkt eine ausreichende Nutzungsinformation vorliegt. Sind beispielsweise Sicherheits- und Warnhinweise nicht ausreichend, kann es passieren, dass der Anbieter das Produkt wieder vom Markt nehmen muss.

Informationsmanagementprozess für die gesamte Produktlebensdauer

Grundsätzlich gilt, dass der Anbieter einen Informationsmanagementprozess für die Planung, Konzeption, Herstellung und Erhaltung der Nutzungsinformation einführen soll.

Analyse und Planung

Zur Analyse und Planung gehören unter anderem:

  • Zielgruppenanalyse
  • Medienauswahl
  • Risikomanagement
  • Prüfung und Erfüllung rechtlicher Anforderungen

Beispiel für eine Zielgruppenanalyse:

Neue Autos verfügen häufig über integrierte Displays, mit denen Funktionen gesteuert und auf denen die Nutzungsinformation angezeigt werden kann. Die Evaluation eines deutschen Automobilherstellers ergab beispielsweise, dass die Akzeptanz einer digital bereitgestellten Betriebsanleitung von Land zu Land unterschiedlich und in China dabei am höchsten war. Gleichwohl können auch viele weitere Faktoren eine Rolle spielen.

Einbeziehung der Technischen Redaktion beim Risikomanagement:

Eine Kernaussage der Norm ist, dass die Nutzungsinformation die sichere Nutzung und die sichere Instandhaltung eines unterstützten Produkts fördern muss. Eine Nutzungsinformation soll aber keine konstruktiven Mängel oder fehlenden Sicherheitssysteme kompensieren.

Auf den Punkt gebracht: Konstruktion vor Instruktion!

Die Norm postuliert aus diesem Grund, dass die Technische Redaktion im Prozess der Risikobeurteilung einbezogen werden sollte, um die Grenzen einer Nutzungsinformation anzuzeigen und auf ein inhärent sicher konstruiertes Produkt hinzuwirken. Dieses Postulat wird in vielen Branchen leider noch nicht gelebt und die Technische Redaktion erst am Ende des Produktentwicklungsprozesses einbezogen.

Konzeption und Entwicklung

Die Norm empfiehlt einen sogenannten „Styleguide“ einzuführen. Im Styleguide sind Regeln, wie Schreibstil, einheitlich zu verwendender Terminologie, Ansprache der Zielgruppe, Seitenlayouts, zu nutzender Schriftarten und Größen, aber auch eine Struktur für Sicherheits- und Warnhinweise, festzulegen.

Produktion und Distribution

Dieser Schritt umfasst die Einbindung in den Produktions- bzw. Auslieferungsprozess, die Vorbereitung, Vervielfältigung und die Verpackung und/oder die Bereitstellung von physischen Medien oder elektronischen Versionen.

Erhaltung und Verbesserung

Die Nutzungsinformation liefert die notwendigen Informationen für den sicheren, effektiven und effizienten Gebrauch eines Produkts über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg. Zur Erhaltung und Verbesserung der Nutzungsinformation muss diese in regelmäßigen Abständen überprüft und upgedated werden.

Beispiel:

Die Hausgeräte GmbH bringt eine Kaffeemaschine auf den Markt. Nach einiger Zeit erhält der Kundensupport vermehrt das Feedback, dass bei der Bedienung ein unerwarteter Fehler auftritt, der auf einen bei der Reinigung nicht ordnungsgemäß durchgeführten Handlungsschritt zurückzuführen ist.

Der Informationsmanagementprozess soll nun sicherstellen, dass das Kundenfeedback nicht nur aufgenommen und weitergeleitet wird, sondern die Nutzungsinformation zum Produkt auch noch einmal überarbeitet wird.

Grundsätzlich gilt: Das Produkt und die Nutzungsinformation gehören zusammen und die Nutzungsinformation muss auf das Produkt abgestimmt sein! Deshalb ist es wichtig, Technische Redakteure frühzeitig in den Entwicklungs- und Anpassungsprozess einzubinden.


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VDE Smart Manual

Anleitungen sollten einfach aufgebaut sein und leicht verständlichen Zugang zum Produkt bieten. Die Realität sieht häufig jedoch anders aus. Das VDE Institut bietet deshalb das VDE SMART Manual an. Dabei handelt es sich um ein auf das Produkt abgestimmtes modulares System zur Erstellung von Bedienungsanleitungen, Verpackungen und Begleitmaterialien.

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7 Prinzipien für Informationsqualität

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| DKE

Eine Nutzungsinformation muss nach der Norm IEC/IEEE 82079-1 vollständig sein. Das bedeutet, jeder Schritt, jede Handlung und jede Funktion – und somit auch alle Risiken – muss unter Berücksichtigung des bestimmungsgemäßen Gebrauchs abgedeckt sein.

Eine Nutzungsinformation sollte nur die Informationen enthalten, die tatsächlich erforderlich sind. Hier greift das Motto: So wenig wie möglich und so viel wie nötig.

Eine Nutzungsinformation muss korrekt sein und aktuelle Informationen zum Produkt enthalten.

Eine Nutzungsinformation sollte in Bezug auf Format, Struktur, Terminologie, Inhalt und Medienwahl in sich stimmig und konsistent aufgebaut sein.

Eine Nutzungsinformation muss für die Zielgruppe über den gesamten Produktlebensdauer verfügbar sein.

Eine Nutzungsinformation sollte präzise formuliert sein. Das heißt: Es sollten einfache Formulierungen gewählt werden, die den Sachverhalt ohne weitere Ausschweifungen wiedergeben.

Eine Nutzungsinformation sollte für die Zielgruppe verständlich formuliert sein.

Auf den Punkt gebracht:

Wer muss eine Nutzungsinformation erstellen?

Das Erstellen einer Nutzungsinformation obliegt dem Anbieter.

Was muss eine Nutzungsinformation enthalten?

Eine Nutzungsinformation muss alle Informationen enthalten, die die Produktsicherheit, -effektivität und -effizienz betreffen.

Wie ist eine Nutzungsinformation aufgebaut?

DIN EN IEC/IEEE 82079-1 gibt Hinweise für eine korrekte und sinnvolle Struktur, ohne aber eine strikte Reihenfolge festzulegen. Für die Zielgruppe kann so eine optimale Lösung gestaltet werden. Für Anbieter ist es beispielsweise möglich, Nutzungsinformation in der Reihenfolge der Anwendungsschritte, dem Produktlebenszyklus oder den Produktfunktionen bzw. aufzubauen.

Eine Ausnahme bilden sicherheitsrelevante Informationen: Hier regelt die Norm genau, wo diese stehen müssen, wie sie aufgebaut sein müssen und welche Informationen sie mindestens enthalten müssen.

Im Gegensatz zu DIN EN IEC/IEEE 82079-1 legt DIN ISO 20607 für bestimmte Produktgruppen im Maschinenbau eine klar definierte Struktur für den Aufbau einer Nutzungsinformation fest.

Wann ist eine Nutzungsinformation verpflichtend?

Das Erstellen einer Nutzungsinformation ist immer dann erforderlich, wenn durch die bestimmungsgemäße Produktnutzung irgendeine Art von Gefahr entstehen könnte. Rechtlich betrachtet ist eine Nutzungsinformation ein Teil des Produktes.

In welcher Sprache muss eine Nutzungsinformation verfasst sein?

Die Norm gibt an, dass eine Nutzungsinformation in der Sprache bereitgestellt werden muss, die rechtlich in dem Land gefordert ist, in dem das Produkt abgesetzt wird. In der Regel handelt es sich um die jeweilige Landessprache(n).

Redaktioneller Hinweis:

Die Fachinformation zur Norm DIN EN IEC/IEEE 82079-1 ist mit Unterstützung durch den Fachverband tekom Deutschland e.V. entstanden.

Die Norm DIN EN IEC/IEEE 82079-1 können Sie beim VDE VERLAG erwerben.

Zum VDE VERLAG

Artikelserie: Nutzungsinformation nach DIN EN IEC/IEEE 82079-1


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