Von Werner Daum und Fred Heismann, Experten im IEC/TC 86
Gas-, Wasser-, Treibstoff- und Ölpipelines sowie Strom-, Telekommunikations- und Datenübertragungskabel sind die lebenswichtigen Nervenbahnen moderner Gesellschaften und der Weltwirtschaft. Sie sind Teil der sogenannten Kritischen Infrastruktur, zu der auch Brücken, Tunnel, Gleisanlagen und Autobahnen gehören. Die heutigen Volkswirtschaften sind mehr denn je auf Dienste angewiesen, die über diese physische und digitale Infrastruktur bereitgestellt werden. Die Unterbrechung wesentlicher Dienste, sei es als Ergebnis von Naturkatastrophen oder vorsätzlicher Angriffe, kann schwerwiegende Folgen für das Wohl der Bevölkerung haben und der Wirtschaft beträchtlichen Schaden zufügen, wodurch das Vertrauen in unsere demokratischen Systeme erschüttert wird.
Eine der obersten Prioritäten ist aktuell der Schutz von Pipelines und der Leitungsinfrastruktur, wie die jüngsten Ereignisse im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine gezeigt haben. Beide können auf unterschiedliche Weise beeinträchtigt bzw. geschädigt werden. Physische Angriffe vor Ort können beispielsweise dadurch erfolgen, dass das Kabel der Datenübertragungsleitung durchtrennt wird oder indem an einer Pipeline militärische oder improvisierte Sprengkörper angebracht werden, die dann aus der Ferne gezündet werden. Angriffe können auch mit Drohnen oder ferngesteuerten Robotern erfolgen, die Sprengkörper einsetzen oder andere Formen physischer Zerstörung verursachen könnten.