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08.05.2020 Fachinformation

Breitbandausbau verlangt Normung

Am Markt sind zahlreiche Akteure aktiv am Breitbandausbau mit Glasfaserkabeln beteiligt. Immer wieder treten jedoch Probleme hinsichtlich der herstellerübergreifenden Funktionalität einzelner Komponenten auf. Ein gemeinsames Handbuch für den Ausbau der Breitbandnetze, an dem sich alle Marktteilnehmer orientieren können, soll diese Lücke schließen.

Dieser Artikel ist Bestandteil unserer Artikelserie „Breitbandausbau in Deutschland“.

Vorhandene Normen und Standards werden häufig nicht berücksichtigt

Der Glasfaserausbau erfolgt seit Jahren bereits verstärkt, weil die Diskrepanz zwischen der aktuellen Versorgung und dem eigentlichen Bedarf für aktuelle und zukünftige Anwendungen bekannt ist und immer relevanter wird. Planer, Hersteller und Betreiber befinden sich gleichzeitig im Markt und treiben den Glasfaser-Breitbandausbau weiter voran – bislang allerdings ohne ein durchgängiges System aus Normen und Standards.

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Thomas Sentko
Zuständiges Gremium
Relevante Netzelemente zum Anschluss an das Breitbandnetz

Relevante Netzelemente zum Anschluss an das Breitbandnetz

| VDE DKE

Es gibt zwischenzeitlich viele Standards für Glasfaserkabel, Steckverbinder, Verteiler, Muffen und Röhrchen bis hin zu Teilnehmeranschlussdosen, aber es zeigt sich bei diesen Lösungen immer wieder, dass

  • Standard A für eine Gesamtlösung nicht ausreicht,
  • Standard B am Markt nicht bekannt genug ist und
  • Standard C teilweise auch einfach ignoriert wird.

Kompatibilität – die herstellerübergreifende Funktionalität – und Qualität sind jedoch entscheidende Faktoren für den erfolgreichen Ausbau der Breitbandnetze, die in der Regel nur erzielt werden kann, wenn entsprechende Normen und Standards eingehalten werden – von der Ortsvermittlung (POP) bis hin zum Endanwender.

Diese Standardstrecke ist im europäischen Dokument DIN CLC/TR 50510:2013-11;DIN SPEC 40510:2013-11 „Lichtwellenleiterzugang zum Endkunden - Leitfaden für die Erstellung von FTTx-Lichtwellenleiternetzen“ beschrieben. Dieses Dokument ist nicht speziell für den deutschen Markt verfasst worden und dementsprechend unbekannt und wenig akzeptiert. DIN EN 50700 (VDE 0800-700):2014-05 „Informationstechnik - Standortverkabelung als Teil des optischen Zugangsnetzes von optischen Breitbandnetzen“ definiert zudem detailliert die Verkabelung am Standort von der Grundstücksgrenze über die Hauseinführung, Hausübergabepunkt bis zum Teilnehmeranschluss.

Kürzlich erschienen ist zudem die VDE-AR-N 4223. Sie beschreibt aktuelle Qualitätsstandards für Bauwerksdurchdringungen.

Technische Fragen zum Breitbandausbau

Wie wird Breitband (Glasfaser) verlegt?

In Deutschland werden Kabel tief unter der Erde verlegt, weil Kabeltrassen dort vor äußeren Einflüssen besser geschützt sind. Natürlich spielen auch ästhetische Gründe eine wesentliche Rolle, denn über der Erde verlegte Kabeltrassen sind nur selten schön anzusehen – der höhere Aufwand bei der Verlegung wird entsprechend in Kauf genommen. In vielen anderen Ländern auf der Welt werden Kabel hingegen oberirdisch verlegt.

Derzeit wird auf allen Ebenen – auch in der AG Digitale Netze des Verkehrsministeriums – über Alternativen diskutiert. Die DKE ist Bestandteil dieser Arbeitsgruppe und erarbeitet Standards, die helfen werden, Entscheidungen bürokratisch einfacher zu gestalten und Entscheidungen für Verfahren, wie Trenching oder Mastverkabelung, zu erleichtern.

Das Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (VDE FNN) hat bereits den Entwurf einer VDE Anwendungsregel für das Legen von Schutzrohren und Kabeln erarbeitet:

  • E VDE-AR-N 4222 – Ausführungsvorgaben für das Legen von Schutzrohren und Kabeln im Erdreich für die allgemeine Versorgung mit elektrischer Energie, Nachrichtentechnik, Straßenbeleuchtung

Wie kommt Breitband ins Haus?

Meist erfolgt die Zuführung des Glasfaseranschlusses über erdverlegte Kabel, die mit speziellen abgedichteten Hauseinführungen durch die Kellerwand geführt werden. In ländlichen Regionen werden Strom- und Telefonleitungen teilweise noch über die Dächer ins Haus geführt, was für die Erschließung des Breitbandanschlusses ebenfalls eine alternative Vorgehensweise darstellen könnte.

Wie schnell ist Breitband-Internet?

Fibre-to-the-Home (FTTH)-Netze sind zukunftssicher: Terrabitfähig – wenn Glasfaserkabel bis in die Haushalte und Unternehmen verlegt werden.

Das Verkehrsministerium spricht von der „Breitbandversorgung für die Gigabitgesellschaft“ – die eigentliche Bandbreite kann aber sogar noch weit darüber liegen. Wenn die Errichter der Breitbandnetze alles richtig machen, kann die Glasfaser ihr volles Potential entfalten.

Ein wesentlicher Vorteil liegt – neben der hohen Datenübertragungsrate von bis zu mehreren 100 Megabit pro Sekunde – in der Übertragungssymmetrie. Schnelle Datenübertragung und hohe Datenraten sind beim Download und Upload nicht nur wichtig für Firmen, sondern auch für Echtzeitanwendungen im privaten Bereich.

Und das Ziel ist, wie der Name schon sagt, 1 Gbit/s, entsprechend 1.000 Mbit/s, für jeden Anschluss – sei er privat oder geschäftlich.

Breitbandverfügbarkeit online testen:

Mit dem Speedtest der Bundesnetzagentur kann schnell und einfach die Geschwindigkeit des eigenen Internetzugangs gemessen werden. Die Breitbandmessung erlaubt es, die tatsächliche Datenübertragungsrate mit der vertraglich vereinbarten Datenübertragungsrate zu vergleichen.

Gemeinsames Handbuch für den Ausbau des Breitbandnetzes

Die Arbeit von VDE DKE besteht seit jeher darin, Vertreter aller interessierten Fachkreise zusammenzubringen um gemeinsame Lösungen in Form von einheitlichen Normen und Standards zu erarbeiten. Für den Breitbandausbau ist das ebenfalls passiert: Die neu gegründeten Arbeitskreise setzen sich aus Mitarbeitern von Herstellern, aus der Baubranche, dem Endanwenderbereich etc. zusammen.

Gemeinsames Ziel ist es jetzt, die vorhandenen Dokumente am Markt zu konsolidieren. Aus allen verfügbaren Dokumenten sollen anschließend die besten Ansätze und Lösungen bis etwa Frühjahr/Sommer 2021 in einem gemeinsamen Standard in Form einer VDE Anwendungsregel oder einer VDE SPEC vereint werden.

Eine Stadt ist in der Regel von zahlreichen Gemeinden umgeben. Eine dieser Gemeinden möchte vom Breitband-Internet profitieren und sich an die Breitbandversorgung der Stadt anschließen.

Sowohl in der Stadt als auch in der Gemeinde haben verschiedene Personen die digitale Infrastruktur auf Grundlage verschiedenster Anforderungen und Voraussetzungen geplant und gebaut. Beim Anschluss an die Netzschnittstelle der Stadt, an der beide Netze miteinander verbunden werden sollen, stellt die Gemeinde plötzlich fest, dass dies gar nicht möglich ist. Wie kann das sein?

Die Erklärung ist einfach: Zwar liefern die Hersteller der unterschiedlichen Produkte für sich betrachtet eine sehr gute Qualität ab, aber die Produkte sind nicht immer miteinander kompatibel – es fehlt teilweise noch an der erforderlichen Interoperabilität. Es kann aber auch sein, dass Hersteller auf Standards setzen, die allgemein nicht vom Markt akzeptiert werden oder nicht in der Detailtiefe die erforderliche Kompatibilität aufweisen, die erforderlich wäre.

Ein seltenes Problem? Keineswegs! Diese Situation kommt häufiger vor als man vielleicht denken könnte: Muffen passen nicht, Toleranzen stimmen nicht, die Verbindung ist undicht etc. Es kann also sein, dass betroffene Gemeinden noch einmal nachplanen und ggf. Sonderlösungen finden müssen – das führt nicht nur zu Verzögerungen, sondern auch zu unerwarteten (und teils deutlichen) Mehrkosten.

Artikelserie: Breitbandausbau in Deutschland

Ortsschild Glasfaser Kupfer
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Förderung der digitalen Infrastruktur durch einheitliche Standards

Glasfaserkabel machen bis dato nur einen sehr geringen Anteil am gesamten Breitbandnetz aus.

Neue Kommunikationstechnologien nutzen hohe Bandbreiten aus, um Daten zu übertragen – mit den bisher verwendeten Kupferkabeln ist das aber praktisch kaum möglich.

In der DKE arbeiten zahlreiche Experten gemeinsam an Lösungen für die Herausforderungen des Breitbandausbaus.

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