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03.12.2025 Normauslegung

FAQ-Liste zur DIN VDE 0100-722

Wichtige Fragen zur Anwendung und Umsetzung dieser Norm zur Stromversorgung von Elektrofahrzeugen beantworten die zuständigen Experten.

Das für die Norm DIN VDE 0100-722 (VDE 0100-722):2019-06 „Errichten von Nieder­­spannungs­anlagen – Teil 7-722: Anforderungen für Betriebsstätten, Räume und Anlagen besonderer Art – Stromversorgung von Elektrofahrzeugen (IEC 60364-7-722:2018, modifiziert); Deutsche Übernahme HD 60364-7-722:2018 zuständige DKE Unterkomitee 221.5 „Zukunftsfähige Elektroinstallationen“ gibt Antworten zu häufig gestellten Fragen zur DIN VDE 0100-722 (VDE 0100-722):2019-06.

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Henriette Boos
Zuständiges Gremium
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Anwendungsbereich der DIN VDE 0100-722 (VDE 0100-722)

DIN VDE 0100-722 (VDE 0100-722) beschreibt den Stromkreis vom Verteiler bis zur Steckdose oder Fahrzeugkupplung (Anschlusspunkt) der Ladeeinrichtung und legt fest, welche Anforderungen (Schutzeinrichtungen (Fehlerstromschutz und Überstromschutz), Erdungsanlagen etc.) im Sinne der Normen der Reihe DIN VDE 0100 (VDE 0100) umgesetzt werden müssen.

(1) Ist der Einsatz einer Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (RCD) Typ B grundsätzlich erforderlich?

Nein – wenn die Anforderungen für jeden Anschlusspunkt nach Abschnitt 722.531.3.101 und DIN EN IEC 61851-1 (VDE 0122-1):2019-12, Abschnitt 8.5 erfüllt sind.

(2) Dürfen spannungsabhängige Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen (RCD) nach IEC 61008-2-2 eingesetzt werden?

Nein – DIN VDE 0100-722 (VDE 0100-722) muss in Verbindung mit den Anforderungen der allgemeinen Teile der Normen der Reihe DIN VDE 0100 (VDE 0100) angewendet werden. 

Für spannungsabhängige Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen (RCDs) nach IEC 61008-2-2 und IEC 61009-2-2 wird in Deutschland kein VDE-Zeichen vergeben. 

Anmerkung: IEC 61008-2-2 und IEC 61009-2-2 wurden in Europa nicht als EN übernommen; es gibt daher auch keine DIN EN mit einer VDE-Klassifikation.

(3) Welche Anforderungen muss eine Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (RCD) vom Typ A, Typ B oder Typ F erfüllen, die in einer Ladeeinrichtung integriert ist?

Die Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (RCD) muss einer der nachfolgend genannten Produktnormen entsprechen:

  • RCCBs nach DIN EN 61008-2-1 (VDE 0664-11); oder
  • RCBOs nach DIN EN 61009-2-1 (VDE 0664-21); oder
  • RCCBs/RCBOs nach DIN EN 62423 (VDE 0664-40); oder
  • CBRs/MRCDs nach DIN EN 60947-2 (VDE 0660-101).

Diese Produktnormen listen alle Merkmale auf, die eine Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (RCD) immer aufweisen muss. Die Anforderungen dazu werden in der Sicherheitsgrundnorm DIN VDE 0664-900 (IEC 60755 GSP) aufgeführt.

  1. Es muss möglich sein, RCDs mittels eines Betätigungselements von Hand ein- und auszuschalten.
  2. RCDs müssen einen Mechanismus zur Freiauslösung haben. D. h. eine Blockade des Betätigungselements führt nicht zum Verlust der Schutzfunktion.
  3. Die beweglichen Kontakte aller Pole von mehrpoligen RCDs müssen mechanisch so gekoppelt sein, dass alle Pole praktisch gleichzeitig schließen und öffnen, und zwar sowohl bei Handbetätigung als auch bei Selbstauslösung.
  4. Für Fehlerschutz oder Zusatzschutz vorgesehene RCDs müssen in der geöffneten Stellung u.a. für Wartungszwecke und Überspannungseinflüsse eine Trennstrecke in Übereinstimmung mit den zur Erfüllung der Trennfunktion erforderlichen Anforderungen aufweisen. Nach DIN VDE 0100-530 (VDE 0100-530):2018-06 537.2.1 müssen Einrichtungen zum Trennen ausdrücklich in der zutreffenden Produktnorm für die Trennfunktion ausgewiesen sein.
  5. Für Wartungszwecke ist eine Vorrichtung vorzusehen, die ein Wiedereinschalten verhindert (z. B. Abschließbarkeit).
  6. RCDs müssen über mechanische Mittel zur Anzeige der Stellung der Hauptkontakte verfügen.
  7. RCDs müssen zur periodischen Prüfung der Betriebsfähigkeit mit einer Prüfeinrichtung versehen sein, welche über eine von Hand betätigbare Prüftaste verfügen.
  8. RCDs dürfen nicht zum betriebsmäßigen Schalten verwendet werden.

Fehlen oben genannte oder weitere Merkmale bzw. werden die Anforderungen der entsprechenden Produktnorm nicht vollumfänglich erfüllt, so darf das Produkt weder als RCD (RCCB, RCBO, CBR, MRCD) bezeichnet noch in einer Konformitätserklärung als konform mit den oben genannten Produktnormen aufgeführt werden.

Für die Umsetzung der Funktion einer Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (RCD) in einer Ladeeinrichtung ist in Deutschland die Norm DIN VDE 0664-900 (VDE 0664-900) zu beachten.

Eine Ladeeinrichtung mit integrierter RCD muss nach DIN VDE 0664-900 (VDE 0664-900) mit dem Symbol "RCD" gekennzeichnet sein.

In Deutschland muss bei RCCBs und RCBOs die Erfassung von Fehlerströmen unabhängig von der Zugänglichkeit der Anlage nach DIN VDE 0100-530 (VDE 0100-530):2018-06 Abschnitt 531.3.4 immer spannungsunabhängig sein. (siehe FAQ (2))

MRCDs nach DIN EN 60947-2 (VDE 0660-101):2020-11 Anhang M müssen mit einem Leistungsschalter nach DIN EN 60947-2 (VDE 0660-101) verwendet werden.

Nach DIN VDE 0100-410 (VDE 0100-410):2018-10 Abschnitt 410.3.8 ist eine Schutzmaßnahme, auch in Betriebsmitteln wie z. B. Ladeeinrichtungen, vorrangig und unabhängig von allen anderen Funktionen, diese dürfen die Schutzmaßnahme nicht beeinflussen.

(4) Dürfen mehrere Wallboxen mit internem Lastmanagement und einer maximalen Gesamtbezugsleistung von 22 kVA über eine gemeinsame, mit einem Leitungsschutzschalter mit einem Bemessungsstrom von 32 A vorgesicherte Versorgungsleitung (5*10mm²) betrieben werden, oder muss je Wallbox bzw. Ladepunkt eine eigene Versorgungsleitung installiert werden?

Ist hierbei eine gemeinsame Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (RCD) (Typ A bei Wallbox-interner Erkennung und Abschaltung von DC-Fehlerströmen ≥ 6 mA) ausreichend, oder muss je Ladepunkt eine eigene Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (RCD) installiert werden?

Ja – Eine gemeinsame Leitung ist möglich, solange eine Rückspeisung nicht vorgesehen ist. Eine Leitungsdimensionierung nach DIN VDE 0100-430 (VDE 0100-430) wird vorausgesetzt. Die Abschaltbedingungen nach DIN VDE 0100-410 (VDE 0100-410) für den Fehlerschutz sind einzuhalten.

Nach 722.411.3.3 ist für jeden individuellen Anschlusspunkt (siehe 722.3.2 – die Elektrofahrzeug-Steckdose Typ 2) ein zusätzlicher Schutz mit einer Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (RCD) mit einem Bemessungsdifferenzstrom ≤ 30 mA erforderlich. 

(5) Das Gesamtsystem regelt eine maximale Gesamtbezugsleistung aller Ladepunkte auf max. 22 kVA. Wo finde ich die entsprechenden Stellen in der VDE?

In den Normen der Reihe DIN VDE 0100 (VDE 0100) sind hierzu keine Festlegungen enthalten.

Nach VDE-AR-N 4100 ist eine Anmeldung nach NAV immer notwendig; über 12 kVA ist eine Zustimmung des Netzbetreibers erforderlich.

Die Regelungen der jeweiligen Netzbetreiber sind zu berücksichtigen.

Die Fragen zur Normenverträglichkeit zu individuellen Lösungen für Wallboxen verschiedener Hersteller können vom Normungsgremium nicht beantwortet werden. Unabhängig von der Anzahl und Ausführung der Wallboxen sind die Anforderungen der DIN VDE 0100-722 (VDE 0100-722) vollumfänglich zu erfüllen.

(6) Welche Anforderungen gelten für die Installation mit einem gemeinsamen Verteilungsstromkreis und mehreren davon abgehenden Endstromkreisen mit AC- Anschlusspunkten (Ladepunkten)?

Fehlerstromschutz: Geeignete Vorkehrungen für jeden Anschlusspunkt sind in Abschnitt 722.531.3.101 und in DIN EN IEC 61851-1 (VDE 0122-1):2019-12, Abschnitt 8.5 festgelegt.

Danach sind für jeden Anschlusspunkt folgende Möglichkeiten gegeben:

  • der Einsatz einer Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (RCD) vom Typ B oder 
  • der Einsatz einer Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (RCD) vom Typ A oder Typ F in Verbindung mit einer Fehlergleichstrom-Überwachungseinrichtung (RDC-DD) in Übereinstimmung mit IEC 62955.

Überstromschutz: Die Anforderungen sind enthalten in DIN VDE 0100-722 (VDE 0100-722):2019-06; Abschnitt 722.533.101 und DIN EN IEC 61851-1 (VDE 0122-1):2019-12; Abschnitt 13.1. (siehe auch Antwort zu Frage 4)

Eine allpolige Überstromabschaltung ist nicht gefordert.

(7) Muss eine Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (RCD) in der Unterverteilung installiert werden, obwohl in der Wallbox sowohl eine Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (RCD) Typ A und eine DC-Fehlererkennung integriert ist?

Nein - Die Forderung nach einem zusätzlichen Schutz in 722.411.3.3 ist durch die Installation einer Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (RCD) in der Wallbox erfüllt. (siehe auch Antwort zu Frage 4)

Die der Wallbox vorgelagerte Leitung ist Teil der Festinstallation. Die Anforderung des zusätzlichen Schutzes durch eine Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (RCD) mit einem Bemessungsdifferenzstrom ≤ 30mA betrifft den Anschlusspunkt (Abgabe- bzw. Ladepunkt). (siehe auch Antwort zu Frage 6)

Für den Fehlerschutz nach DIN VDE 0100-410 (VDE 0100-410):2018-10 kann jedoch zusätzlich eine Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (RCD) in der Unterverteilung erforderlich sein.

(8) Ist es zulässig ein Elektrofahrzeug mit einer im Kabel befindlichen Controlbox (IC-CPD) an einer Haushalts-Steckdose – Mode 2 – zu laden?

Ja – es ist zulässig. Jedoch fallen Stromkreise, die zum Laden eines Elektrofahrzeuges über eine IC-CPD nach DIN EN 62752 (VDE 0666-10) genutzt werden, nicht in den Anwendungsbereich der DIN VDE 0100-722 (VDE 0100-722).

Solche Haushalts-Steckdosen sind nicht für regelmäßige Nutzung (Dauerbetrieb/Dauerladung) vorgesehen.

Das zuständige DKE-Normungsgremium behält sich vor, nach Bedarf weitere Antworten zu häufig gestellten Fragen zu veröffentlichen.

Redaktioneller Hinweis:

Die im Text aufgeführten Normen und Standards können Sie beim VDE VERLAG erwerben.

Zum VDE VERLAG

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