Dieser Norm-Entwurf beschreibt ein Verfahren zur Berechnung der Mindest-Arbeitsabstände für das Arbeiten unter Spannung bei maximalen Spannungen zwischen 72,5 kV und 800 kV. Er berücksichtigt Netzüberspannungen und die Arbeitsabstände in Luft oder Geräteisolation zwischen Teilen und/oder Personen auf verschiedenem Potential.
Die nach dem in diesem Norm-Entwurf beschriebenen Verfahren berechnete erforderliche Stehspannung und die berechneten Mindest-Arbeitsabstände werden unter Berücksichtigung des Folgenden festgelegt:
- die Personen sind für das Arbeiten an unter Spannung stehenden Teilen ausgebildet und entsprechend befähigt;
- die zu erwartenden Überspannungen dürfen nicht den Wert überschreiten, der für die Bestimmung des geforderten Mindest-Arbeitsabstandes gewählt wurde;
- die transienten Überspannungen sind die bestimmenden Überspannungen;
- die Geräteisolierung zeigt keinen durchgängigen Feuchtigkeitsfilm oder messbare Verunreinigung auf der Oberfläche;
- es wird kein Blitz im Umkreis von 10 km um den Arbeitsort beobachtet oder gehört;
- der Einfluss von leitfähigen Geräteteilen ist berücksichtigt;
- der Einfluss der geographischen Höhe auf die Spannungsfestigkeit ist berücksichtigt.
Bei anderen als den oben genannten Bedingungen kann die Festlegung des Mindest-Arbeitsabstandes besondere Daten erfordern, die aus anderen Berechnungen stammen oder durch zusätzliche Prüffelduntersuchungen für die aktuelle Anwendung gefunden wurden.
Gegenüber DIN EN 61472 (VDE 0682-100):2005-07, DIN EN 61472 Berichtigung 1 (VDE 0682-100 Berichtigung 1):2005-12 und DIN EN 61472 Berichtigung 2 (VDE 0682-100 Berichtigung 2):2008-11 wurden folgende Änderungen vorgenommen:
a) Klarstellung des Anwendungsbereiches;
b) Überarbeitung der Begriffe;
c) Überarbeitung des Verfahrens zur Bestimmung der Anwendbarkeit des Arbeitens unter Spannung und der Berechnung der Mindest-Arbeitsabstände;
d) Änderung der Grundgleichung für Mindest-Arbeitsabstände;
e) Aufnahme von Tabelle 1 für die Vereinfachung des atmosphärischen Faktors ka;
f) Einführung von Kriterien für Verbundisolatoren und die Anwendung des Faktors des beschädigten Isolators ki;
g) Aufnahme des neuen informativen Anhangs E zur elektrischen Berücksichtigung eines Hubschraubers als großes Objekt in der Elektrodenstrecke (gap);
h) Überarbeitung des informativen Anhangs über den Einfluss von Zwischenelektroden auf die Durchschlagfestigkeit, jetzt informativer Anhang G;
i) Überarbeitung des informativen Anhangs über Arbeiten unter Spannung in der Nähe verunreinigter, beschädigter oder feuchter Isolierung, jetzt informativer Anhang H.
Zuständig ist das K 224 "Betrieb elektrischer Anlagen" der DKE Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik im DIN und VDE.