Windrad und Solarpanel mit Sonne im Hintergrund
Franz Metelec / Fotolia
24.01.2022 Fachinformation

Die zentrale Bedeutung von Zertifizierung für erneuerbare Energien

Denken wir an unsere zukünftige Energieversorgung, so stehen erneuerbare Energien im Fokus. Für die Konformitätsbewertung auf Ebene der Komponenten, Geräte bzw. Systeme sowie von großen Energieprojekten ist die unabhängige Prüfung durch Dritte ein wichtiger Aspekt.

Im Interview mit e-Tech spricht Alistair Mackinnon darüber, was IECRE eigentlich ist, welchen Nutzen es bringt und welche Herausforderungen bestehen.

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Von Antoinette Price

Im November fand die Klimakonferenz der UN-Klimarahmenkonvention (United Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCCC) (COP 26)) in Glasgow, UK, statt, um die Maßnahmen zur Erreichung der langfristigen Ziele des Pariser Klimaabkommens voranzutreiben.

Dazu gehörte die Begrenzung der Erderwärmung auf unter 2 °C und der Versuch, den Temperaturanstieg auf 1,5 °C einzudämmen, die Stärkung der Widerstandsfähigkeit und Verbesserung der Anpassungsfähigkeit an die Folgen des Klimawandels sowie die Lenkung von Finanzinvestitionen in Entwicklungen, die einen geringen Kohlendioxidausstoß verursachen und in der Lage sind, sich an den Klimawandel anzupassen.

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Während sich die Welt allmählich vom Einsatz fossiler Brennstoffe verabschiedet, wurde 2020 die Kapazität aus erneuerbaren Energien weltweit um mehr als 260 Gigawatt (GW) erhöht, was den Zuwachs im vorigen Jahr um beinahe 50 % übertrifft. Ungefährt 80 Prozent aller neuen Stromkapazitäten wurden aus erneuerbaren Energien generiert, wovon laut Renewable Energy Capacity Statistics 2021, die von der International Renewable Energy Agency (IRENA) veröffentlicht wurde, mehr als 50 Prozent von Solar- und neuen Windanlagen produziert wurden.

IEC e-tech hat mit Alistair Mackinnon, dem Vorsitzenden von IECRE, dem IEC-System für die Zertifizierung von Anlagen im Bereich erneuerbare Energien, gesprochen, um mehr darüber zu erfahren, wie IECRE zum Erreichen der UNFCCC-Ziele beiträgt.

Interview mit Alistair Mackinnon

e-Tech: Was bietet IECRE?

Mackinnon: IECRE ist das internationale Konformitätsbewertungssystem für erneuerbare Energien. Das System befasst sich mit Technologien in drei unterschiedlichen Sektoren: Solar-PV, Meeres- und Windenergiesektoren auf Ebene der Komponenten, Geräte bzw. Systeme sowie von großen Energieprojekten.

IECRE ermöglicht eine Bestätigung durch unabhängige Dritte, dass die Geräte und Projekte international anerkannte technische Anforderungen erfüllen und technische Normen einhalten. Die Leistung von Geräten (Energieversorgung, Akustik, Effizienz usw.) wird von Prüfanstalten untersucht, die vom IECRE akkreditiert sind, während Design, Herstellung und Installation von Zertifizierungs- und Kontrollstellen untersucht werden, die vom IECRE akkreditiert sind.

Die Einbindung aller interessierten Parteien ist entscheidend, wenn das System sowohl die Anforderungen von Designern, Herstellern, Nutzern und jenen, die ein finanzielles oder versicherungstechnisches Interesse haben, als auch von jenen, die von grüner Energie profitieren, d. h. die Öffentlichkeit, erfüllen soll.

Die Prüfergebnisse und Zertifikate des IECRE-Systems gelten weltweit. Es ist ein Mitgliedersystem, das allen Beteiligten einen Nutzen verspricht und sich an den Grundsätzen des Konformitätsbewertungsausschusses (Conformity Assessment Board; CAB) der IEC ausrichtet.

e-Tech: Was ist der Nutzen von IECRE?

Mackinnon: Endnutzer können sicher sein, dass die Einhaltung der Gestaltungskriterien von Produkten, Geräten und Systemen unabhängig bestätigt wurde und dass die Leistung berechenbar ist. Geldgeber und Versicherer können auf die Qualität der Produkte vertrauen und Hersteller können sicher sein, dass ihre Entwicklungen internationale Best Practices erfüllen. Zertifizierungs-, Kontroll- und Prüforganisationen profitieren von klar definierten Bewertungskriterien, die von den jeweiligen Branchen festgelegt wurden.


Windraeder in einer Reihe - Offshore
Fabian / stock.adobe.com

Grün ist das neue Schwarz

Weltweit wird der meiste Strom aus fossilen Brennstoffen (Kohle, Öl und auch Gas) erzeugt. Erneuerbare Energien sind daher ein unverzichtbarer Bestandteil, wenn es darum geht, unsere Zukunft sauber sowie nachhaltig zu gestalten.

Die internationale Normung nimmt sich diesem Thema seit vielen Jahren an und erarbeitet Normen und Standards für regenerative Energie aus Sonne, Wind und Wasser. Auch die Energiespeicherung gewinnt hierbei zunehmend an Bedeutung.

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e-Tech: Wie passt IECRE in das Gesamtbild?

Mackinnon: IECRE ist ein relativ neues System, das 2014 eingeführt wurde. Nichtsdestotrotz setzt es sich bereits international als die De-facto-Abnahmekriterien für Projekte mit großem wirtschaftlichem Wert, über alle drei Sektoren der erneuerbaren Energien hinweg, durch. Mit Blick auf eine nachhaltigere Zukunft gewinnt die IECRE-Konformitätsbewertung sogar noch mehr an Bedeutung für die Sicherstellung der technischen Machbarkeit von Projekten und dafür, dass entsprechende Renditen erzielt werden können, während gleichzeitig die technischen und finanziellen Risiken derjenigen, die die Technologie entwickeln und zur Anwendung bringen, minimiert werden.

e-Tech: Welche Herausforderungen gibt es?

Mackinnon: Die COVID-19-Pandemie hat die grundlegende Idee, die das System durch seine grenz- und politikübergreifende Ausrichtung verwirklichen möchte, infrage gestellt. Als internationales System müssen wir erkennen, dass es viele sehr gute Gründe gibt, warum nationale Unterschiede bestehen, aber wir sollten dennoch einen Prozess haben, der es uns ermöglicht, diese nationalen Unterschiede in einem internationalen System zu adressieren. Umfang und Intensität der Einbeziehung von interessierten Parteien werden wahrscheinlich eine dauerhafte Herausforderung sein, um sicherzustellen, dass das System den Interessen der Beteiligten dient und in seinen wichtigsten Technologiesektoren relevant und aktuell bleibt.


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