Handwerker säubert Spanplatte von Sägespännen
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07.06.2021 Fachinformation

Schutz von Personen und technischen Einrichtungen vor Explosionen

Das internationale Normungsgremium IEC/TC 31 leistet einen wertvollen Beitrag zur sicheren Verwendung von Betriebsmitteln in explosionsfähigen Atmosphären. Den Vorsitz hat Dr. Martin Thedens. Das IEC-Online-Magazin e-Tech sprach mit Thedens über die Normungsarbeit in der Covid-Pandemie sowie die Zusammenarbeit mit anderen Komitees und IECEx.

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Von Catherine Bischofberger

Martin Thedens ist Vorsitzender von IEC/TC 31: Equipment for explosive atmospheres (Spiegelgremium: DKE/K 241).

Das Technische Komitee veröffentlicht Sicherheitsnormen für Betriebsmittel, die in gefährdeten Bereichen genutzt werden, in denen brennbare Flüssigkeiten, Dämpfe, Gase oder Stäube in ausreichender Menge auftreten können, um eine Explosion zu verursachen.

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Jede dieser Normen dient als Grundlage für IECEx, dem IEC-Zertifizierungssystem nach Normen für Betriebsmittel zur Verwendung in explosionsfähigen Atmosphären. IECEx bewertet die Konformität von Betriebsmitteln mit internationalen Normen, wie beispielsweise IEC 60079, die viele Teile umfasst, beginnend mit Teil 0, in dem allgemeine Anforderungen für in explosionsfähigen Atmosphären verwendete Ex-Betriebsmittel festgelegt sind.

Interview mit Martin Thedens

e-Tech: Wie war IEC/TC 31 im Jahr 2020 durch Covid-19 betroffen?

Thedens: Es gab einige wenige Fernmeetings mit manchen Unterkomitees, Projektgruppen und Teams zur Pflege der Normen, bei denen vor allem am Anfang der Pandemie die Diskussionen etwas schwierig waren. Die Leute mussten sich erst an Online-Meetings gewöhnen und die verschiedenen Zeitzonen waren ein echtes Problem, mit dem wir konfrontiert waren. Trotz allem wurde unsere Arbeit eigentlich nicht beeinträchtigt.

Wir haben mehrere Publikationen herausgegeben, einschließlich IEC 60079-10-1, die ein neues Angebot der IEC ist, eine kommentierte Version (CMV) der Norm. Diese neue Ausgabe behandelt die Klassifizierung explosionsgefährdeter Bereiche, in denen ein Auftreten von Explosionen aufgrund des möglichen Vorhandenseins brennbarer Gase oder Dämpfe wahrscheinlich ist.

Wir verwenden bereits seit einiger Zeit ein ähnliches System in unserem Normungsprozess, um die Änderungen zu erklären, die wir in unsere Publikationen aufnehmen. Üblicherweise gehen wir so vor, dass wir Hersteller, die unsere Normen möglicherweise verwenden, darüber informieren, ob das Dokument eine wesentliche technische Änderung, nur eine redaktionelle Änderung oder eine Erweiterung der Norm ist. Wir fügen diese Informationen dann zum Vorwort der Publikationen hinzu. Die Implementierung von CMV war deshalb nicht so schwierig für uns. Es ist ein systematischeres und umfassenderes Instrument, das dem Anwender ein besseres Verständnis für die Prinzipien ermöglicht, von denen eine Publikation und Änderungen einer früheren Ausgabe geleitet werden.

e-Tech: Können Sie erläutern, wie IEC/TC 31 mit anderen Technischen Komitees der IEC zusammenarbeitet?

Thedens: Unser Ziel ist die Wahrnehmung und Nutzung unserer Normen als horizontale Publikationen innerhalb der gesamten IEC. Wir arbeiten an einer Sicherheitsgrundnorm, die vom Beratenden Ausschuss für Sicherheit (en: Advisory Committee on Safety; ASOC) angenommen wurde und als Leitfaden für alle TCs der IEC dienen wird. Wir haben auch mehrere gemeinsame Arbeitsgruppen gebildet, wodurch wir eine gute Zusammenarbeit mit anderen TCs erreichen.

Ein Beispiel hierfür ist IEC/TC 18, das Normen für elektrische Anlagen an Bord von Schiffen und für mobile und ortsfeste Offshore-Einheiten ausarbeitet. Ein anderes Beispiel ist die Bildung einer "Joint Maintenance Group" mit einem Unterkomitee von IEC/TC 61, das Normen zur Sicherheit von Haushaltsgeräten erarbeitet. Wir arbeiten dabei gemeinsam an der Fortschreibung von IEC 62784 und den Spezifikationen für Staubsauger und Entstauber zum Gebrauch in explosionsfähigen Atmosphären.


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e-Tech: Wie arbeitet IEC/TC 31 mit IECEx?

Thedens: Der frühere Vorsitzende von IEC/TC 31, Mark Coppler, führte eine formelle Zusammenarbeit zwischen IEC/TC 31 und IECEx ein. Dieser sehr wichtige Schritt war Grund dafür, dass er 2020 den „Thomas Edison Award“ verliehen bekam. IECEx kann Personen einer Arbeitsgruppe entsenden und jede von IECEx herausgegebene Beschlussfassung wird in IEC/TC 31 geprüft, sodass wir sicherstellen können, dass sie in Übereinstimmung mit unseren Normen verfasst ist.

Wir berücksichtigen Ansprüche vom IECEx auch für Aktualisierungen und Anforderungen für neue Normen. So benötigen beispielsweise Fachleute für Konformitätsbewertungen eine Norm für das IECEx-Programm zur Zertifizierung der Kompetenz von Mitarbeiter*innen. Derzeit arbeiten wir alle gemeinsam am dritten Entwurf des Komitees von IEC 60079-44. Das Dokument zielt darauf ab, das Mindestmaß an Kenntnissen und Fähigkeiten zu ermitteln, das für Arbeiten in explosionsgefährdeten Bereichen erforderlich ist, und die besonderen Kompetenzen, die für Arbeiten im Zusammenhang mit Betriebsmitteln für explosionsfähige Atmosphären notwendig sind.

e-Tech: Welche neuen Bereiche sind für IEC/TC 31 von Interesse?

Thedens: Ein interessantes thema, das wir uns anschauen, ist Wasserstoff. Da gibt es so viele verschiedene Aspekte, die in Normen behandelt werden können. Wir haben eine Zusammenarbeit mit ISO zum Thema Wasserstoff, aber diese liegt im Moment brach. Wir planen sie zu aktivieren. Wasserstoff ist ein sehr gefährlicher Stoff, der durch einen Funken entzündet werden kann, und die notwendige Zündenergie ist sehr, sehr gering.

Themen, die wir hierbei untersuchen müssen, sind Bedingungen für Speicherung und Verteilung. Um ein Beispiel zu geben: Oft wird gesagt, dass Wasserstoff einfach über Erdgasleitungen geliefert werden könnte. Aus unserer Sicht ist dies nicht möglich ohne die Implementierung mehrerer technischer Änderungen, weil sich die Sicherheitsanforderungen für Erdgas deutlich unterscheiden. An dieser Stelle könnte das IEC/TC 31 aktiv werden und Normen erarbeiten.


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