Zementproduktionsfabrik im Steinbruch. Transportband für schwere Maschinen lädt Steine und Kies
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26.03.2020 Fachinformation

Gesundheit und Umwelt gefährdet

Der Brand einer chemischen Anlage im September 2019 macht die Notwendigkeit drastischer Sicherheitsmaßnahmen, wie sie von der IECEx befürwortet werden, in Ex-Bereichen deutlich. Zusammen bieten die internationale Normungsarbeit und die IECEx-Zertifizierung eine globale und umfassende Lösung für viele der in Ex-Umgebungen auftretenden Risiken.

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Von Claire Marchand

Der Vorfall im Lubrizol-Chemiewerk in Rouen, Frankreich, ist eine Erinnerung daran, dass die hohen Sicherheitsmaßnahmen in explosionsgefährdeten (Ex-)Umgebungen ein Muss sind.

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Dunkle Wolke über Rouen

Am 26. September 2019 brach ein Feuer in einem Lagerhaus der Firma Lubrizol aus, einem Unternehmen, das Industrieschmierstoffe und Kraftstoffadditive herstellt. Das Feuer wütete 24 Stunden lang und schickte schwarzen Rauch über die Stadt und das Umland. Es gab zwar keine Opfer, aber eine Vielzahl von Symptomen – Übelkeit, Schwindel, Atembeschwerden – wurden von Stadtbewohnern und Feuerwehrmännern gemeldet.

Für einige Tage nach dem Vorfall haben die französischen Behörden vorsichtshalber die Ernte von Feldfrüchten und den Verkauf aller Erzeugnisse tierischen Ursprungs aus der Region verboten, während Prüfungen eingeleitet wurden. Milchbauern waren gezwungen, Zehntausende von Litern Milch zu entsorgen.

Der Vorfall hatte auch ernsthafte Folgen für einige andere Unternehmen, die in diesem speziellen Industriegebiet angesiedelt sind: Drei wurden stillgelegt, während die Experten vor Ort versuchten, den Ursprung und die Ursache des Brandes zu ermitteln. Die Gelände sind von Staub und Asche bedeckt, die in diesem Zusammenhang noch immer ein potenzielles Risiko darstellen. Außerdem mussten die Anwohner ihre Wohnungen verlassen und umgesiedelt werden.

Zwar hat das Unternehmen bereits zugesagt, Landwirte und Ladenbesitzer für ihre Verluste zu entschädigen, aber es gibt noch eine Reihe von Fragen, die Antworten erfordern: Was hat den Brand verursacht? Wo genau ist der Brand entstanden? Welche Folgen können chemische Ausstrahlungen mittel- bis langfristig auf die Gesundheit der Bevölkerung, auf die Stadt und ihre Umgebung haben?

„Nullrisiko“ gibt es nicht

Selbst wenn die Behörden auf staatlicher oder regionaler Ebene strenge Vorschriften für Industrien, die in explosionsgefährdeten Bereichen arbeiten, erlassen haben, gibt es kein „Nullrisiko“.

Ex-Umgebungen – oder explosionsgefährdete Bereiche – sind Bereiche, in denen Brand- oder Explosionsgefahr durch entzündliche Gase oder Dämpfe, entzündliche Flüssigkeiten, brennbare Stäube oder leicht entzündliche Fasern oder Flugstaub in der Luft in Mengen, die ausreichen, um explosive oder zündfähige Gemische zu erzeugen, bestehen kann.

Die Sektoren Öl und Gas, Bergbau, Chemie und Petrochemie sind offensichtliche Kandidaten, die in Frage kommen. Die entsprechenden Betriebe befinden sich in Gefahrenbereichen und ihre Mitarbeiter sind rund um die Uhr den Risiken ausgesetzt, die mit solchen Standorten verbunden sind.

Aber es gibt noch viele andere Industriezweige, die entweder zeitweise explosiven Atmosphären ausgesetzt sind oder die sehr spezifische und begrenzte Bereiche haben, die als gefährliche Bereiche eingestuft werden können. Auch in Nahrungsmittelverarbeitungsanlagen, Zuckerraffinerien und Tankstellen, in Anlagen zur Getreideverarbeitung und -lagerung, bei der Herstellung und Reparatur von Automobilen, in der Pharmaindustrie – um nur einige Beispiele zu nennen – kommt es zu einer beträchtlichen Anzahl von Vorfällen durch gefährliche Stoffe wie Stäube, Nebel oder Dämpfe.

In der Tat sieht es so aus, dass es in den meisten Industriesektoren mindestens einen Bereich gibt, der als Gefährdungsort gelten kann (Lagerung von Pulvern, Gaskanistern usw.). Dort kommen entzündliche Substanzen in Mengen zum Einsatz, die zu potenziell explosionsfähigen Konzentration führen können, und zwar sowohl im Normalbetrieb als auch bei der Entstehung anormaler Situationen.


LKWs, die Getreide in einem Lager nach Ernte entleeren. Korn in einer Spur, hintere Ansicht.
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IECEx: Schutz für fast alle Industriesektoren

Explosionsbereiche finden sich in nahezu allen industriellen Sektoren wieder. Risiken lassen sich nicht völlig ausschließen, aber es können Maßnahmen ergriffen werden, um mögliche Risiken zu mindern.

IECEx betreibt das einzige weltweite Online-Zertifikatssystem für den Ex-Sektor.

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IEC-Lösungen für den Ex-Sektor

Die Risiken sind breitgefächert. Jeder, der in den folgenden Bereichen arbeitet, sollte sich über die damit verbundenen Arbeitsrisiken im Klaren sein:

  • Hersteller oder Verkäufer von Geräten für den Einsatz in Ex-Bereichen
  • Jeder, der in den Bereichen Öl und Gas, Chemie, Petrochemie oder Pharmazie arbeitet
  • Jeder, der Ex-Geräte im Bereich Engineering, Beschaffung und Bauwesen liefert, spezifiziert, kauft oder einsetzt
  • Jeder, der Ex-Geräte installiert, inspiziert oder repariert

Schutz und Sicherheit der Mitarbeiter, der Umgebung und der Betriebsmittel sind von größter Bedeutung.

Durch ihre Normungs- und Konformitätsbewertungsarbeit hat die IEC eine Lösung für alle Industriezweige, die in gefährlichen Umgebungen arbeiten. Die Kommission steht seit vielen Jahren an der Spitze der Ex-Normung, bereitet internationale Normen vor und hat IECEx eingerichtet.

IECEx ist eines der vier IEC-Konformitätsbewertungssysteme (CA), das Prüfungen und Zertifizierungen für alle Arten von Ex-Geräten und damit verbundene Dienstleistungen sowie die Kompetenz des Personals bietet.

Spezifische Anforderungen für explosionsgefährdete Bereiche

Das Technische Komitee 31 der IEC (Spiegelgremium: DKE/K 241), Equipment for explosive atmospheres, und seine Unterkomitees haben eine Reihe von internationalen Normen – IEC 60079, ISO/IEC 80079 (einschließlich ISO 80079-36 und ISO 80079-37) – erarbeitet, die alle spezifischen Anforderungen für elektrische und nichtelektrische (mechanische) Ex-Geräte und -Systeme abdecken – von allgemeinen Anforderungen bis hin zu Schutzniveaus für Geräte, die von allen Sektoren verwendet werden, die in gefährlichen Umgebungen arbeiten.

Um sicherzustellen, dass die gekauften Geräte die sehr strengen Anforderungen erfüllen, die in der Reihe der internationalen Normen sowie in den nationalen oder regionalen Vorschriften und Gesetzen festgelegt sind, kann sich die Ex-Branche bei der Prüfung und Zertifizierung auf IECEx verlassen. Ein Zertifikat von IECEx ist ein eindeutiger Nachweis für die Einhaltung internationaler Normen, eine wichtige Sicherheit für alle, die für die Sicherheit der in solchen Bereichen tätigen Personen verantwortlich sind.


Ziegelsteinmauer mit Warnzeichen Warnung vor explosionsfähiger Atmosphäre Graffiti
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Expertengremium DKE/K 241 Schlagwetter- und explosionsgeschützte elektrische Betriebsmittel

Das Expertengremium DKE/K 241 mit seinen Arbeitskreisen beschäftigt sich mit dem Erarbeiten der Bestimmungen und Richtlinien für die Ausführung von Betriebsmitteln für den Einsatz in ExI und ExII-gefährdeten Bereichen für alle Zündschutzarten.

Die normungstechnischen Arbeiten gliedern sich dabei in einen allgemeinen Teil sowie in Zusatzteile entsprechend den einzelnen Zündschutzarten.

Zum Expertengremium DKE/K 241

Hohe Sicherheit für Ex-Mitarbeiter

Um alle Sicherheitsaspekte in Ex-Umgebungen abzudecken und das IECEx-zertifizierte Geräteprogramm zu ergänzen, hat IECEx das IECEx-Schema zur Zertifizierung der Personalkompetenz entwickelt, um Personen, die in potenziell gefährlichen Bereichen arbeiten, zu bewerten und zu zertifizieren.

Das IECEx-Zertifikat für Personalkompetenz (CoPC) ist ein unabhängiger Nachweis, dass der Inhaber eines Zertifikates über die erforderliche Qualifikation und Erfahrung für die Arbeit an elektrischen Einrichtungen in explosionsgefährdeten Bereichen verfügt und die internationalen IEC-Normen für explosionsgefährdete Bereiche umsetzen kann. Für das CoPC wird Kompetenz als „die Fähigkeit, Wissen anzuwenden“ definiert, und nicht nur als einfache Bewertung von Wissen. In diesem Sinne umfasst die Beurteilung von Personen auch die Beurteilung ihrer Fähigkeit, bestimmte Ex-bezogene Aufgaben auszuführen.

Zusammen bieten die Normungsarbeit von IEC/TC 31 und die IECEx-Zertifizierung eine globale und umfassende Lösung für viele der in Ex-Umgebungen auftretenden Risiken. Die Arbeit wird fortgesetzt, da neue Risiken auftreten und neue Lösungen gefunden werden.


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