Aufgrund des zunehmenden Wachstums an Gleichstromanwendungen ist es wichtig, die Nutzung im Hinblick auf Sicherheitsaspekte zu betrachten. Ein Aspekt, der in diesem Kontext eine zentrale Rolle spielt, ist die Tatsache, dass viele der neuen Gleichstromanwendungen nicht ausschließlich von Fachkräften bedient werden, sondern auch von Laien. In der Normung beschäftigen sich Expertengremien – zum Beispiel DKE/AK 221.6.3 – daher unter anderem mit Fragen wie:
- Wie sicher oder gefährlich ist Gleichstrom im Gegensatz zu Wechselstrom eigentlich?
- Reichen die bereits genormten (Wechselstrom-)Schutzkonzepte für Gleichstromanwendungen ggfs. aus?
- Und wenn nicht, wie müssen diese aussehen?
Um diesen Fragen nachzugehen, müssen viele Festlegungen, die für Wechselstrom getroffen und auf den Gleichstrom übertragen wurden (Spannungsgrenzen, Abschaltzeiten), überprüft werden, denn sie bauen aufeinander auf und bilden die Basis für diese Konzepte.
Bei Verwendung der Schutzmaßnahme „Schutz durch automatische Abschaltung der Stromversorgung“ nach DIN VDE 0100-410 Abschnitt 411 wird bei einer Nennspannung zwischen 400V DC und 1500V DC derzeit die Abschaltung innerhalb von 0,1 Sekunde gefordert. Immer mehr neue Anwendungen entstehen in diesem Spannungsbereich und machen eine Anpassung der zulässigen Abschaltzeiten erforderlich.
Das Expertengremium DKE/AK 221.6.3 bemüht sich derzeit darum, die Ergebnisse wissenschaftlicher Arbeiten unter Einbeziehung neuer Studien zu bewerten und Empfehlungen abzuleiten. Dafür steht es im regelmäßigen Austausch mit internationalen Forschern und Forscherinnen aus Österreich und den USA. Ziel der Forschung ist es, neue Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie sich Gleichstrom auf den menschlichen Körper auswirkt. Es könnte beispielsweise sein, dass bei höheren Spannungen kürzere Abschaltzeiten zu erwarten sind. Dies würde neue Anforderungen für Produkte und Anwendungen bedingen.
Ein internationaler Austausch ist auch deshalb erforderlich, weil entsprechende Förderprojekte und Fördermaßnahmen in Deutschland bislang noch fehlen.
Um den weiteren Einzug von Gleichstrom zu fördern und Fachleute zu unterstützen, die mit elektrischen Anlagen vertraut sind und die Besonderheiten von Gleichstrominstallationen kennenlernen wollen, wird in einer Projektgruppe ein Leitfaden in Form der VDE SPEC 90024 erarbeitet, der die Planung, Errichtung, Prüfung und den Betrieb elektrischer Anlagen und Gleichstromnetze im Niederspannungsbereich bis 1 500 V DC beschreibt.
Mit dem Leitfaden zur Umsetzung von Schutzmaßnahmen in DC-Niederspannungsinstallationen soll allen Fachleuten ein Dokument an die Hand gegeben werden, das aufzeigt, welche Lösungen und Betriebsmittel für Gleichstromanwendungen bereits existieren und welche Normen an welcher Stelle greifen und anzuwenden sind. Hierbei werden zunächst die Anforderungen anhand der Anwendung beschrieben, anschließend die daraus resultierenden Anforderungen an die Betriebsmittel.